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Channel: TAMMOXSCHE GEDANKEN - II
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Kopftuchmädchen

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Was würden die arme CSU und die erbärmliche AfD bloß tun, wenn es keinen Islam gäbe?
Womit würden Jens Spahn und die rechten Hassblogger ihre politische Existenz bestreiten, wenn sie nicht fortwährend auf „den Islam“ und „die Islamisten“ eindreschen könnten?

Dabei ist die Situation so furchtbar einfach:
In Deutschland gilt das Grundgesetz und zwar ausnahmslos für alle.
Darin enthalten ist eine generelle Religionsfreiheit und die Trennung von Religion und Staat.

Ein Mann darf also katholischer Priester sein, den ganzen Tag in crazy bunten Kleidern rumlaufen und den größten Unsinn von sprechenden Schlangen. Männern, die mit 900 Jahren Vater wurden und fliegenden Menschen erzählen.
Wenn er aber kleine Jungs quält und sexuell missbraucht, muss sein Vorgesetzter Karl Kardinal Lehmann sobald er davon erfährt die Polizei verständigen, weil das Strafrecht für alle gilt. Er darf natürlich nicht das tun, was er tatsächlich tat, nämlich Kinderfickerpriester vor den Behörden zu verstecken, weil er die Religionsfreiheit als Strafrechtsfreiheit auslegt und meint, als Kardinal müsse er sich nur an Gesetze halten, wenn ihm gerade der Sinn danach stehe.

Religionen sind zum großen Teil auch Kulturen und Gewohnheiten.
1,5 Millionen evangelikale Christen in Deutschland legen die Bibel wörtlich aus; demnach dürfen sie ihre Kinder nicht nur schlagen, sondern müssen es sogar, weil Gott das verlangt.
Keine so abwegige Auslegung; Bergoglio sieht es ähnlich und befürwortet als Oberhaupt der 26 Millionen Katholiken in Deutschland das Verprügeln von Kleinkindern. Es solle nur „in Würde“ geschehen.
Man muss wohl Katholik sein, um beim Kinder-Schlagen Würdezu empfinden.
Allein, was diese Millionen deutsche Christen in Deutschland dazu denken ist irrelevant. Sie dürfen ihre Kinder schlicht und ergreifend nicht schlagen.
Es gibt übergeordnete Kinderschutzgesetze, die für alle gelten.

Für andere gehört es zur religiösen Kultur Säuglingen oder auch Grundschulkindern ein Stück vom Penis abzuschneiden.
Auch das ist irrelevant, weil die Unversehrtheit von Kindern durch das Grundgesetz und die UN-Kinderschutzcharta garantiert ist.
Unglücklicherweise haben wir eine Mehrheit von derart erbärmlichen Gesetzgebern, daß sie in diesem Fall tatsächlich den Kinderschutz hintan stellten, damit perverse Mohels und muslimische Beschneider weiterhin an Kinderpenissen amputieren dürfen.

[….] Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte lehnte das Gesetz damals wie heute ab. Der Widerstand der Ärzte gegen die legale Beschneidung aus religiösen Gründen blieb jedoch erfolglos. Brigitte Dietz, Pressesprecherin des Berufsverbands, sagt: "Ich halte dieses Gesetz für falsch, weil es das Recht des Kindes auf Unversehrtheit massiv beeinträchtigt. Die Religion der Eltern wird über das Kindeswohl gestellt. Es wird in Kauf genommen, dass ein gewisses Risiko besteht." Das sei so bei einer Vollnarkose.
Die Beschneidung ist ein medizinischer Routineeingriff, aber Nebenwirkungen kommen vor: der postoperative Wundschmerz, Blutungen, Schmerzen beim Urinieren und eine lokale Überempfindlichkeit für einige Wochen. Schwere Komplikationen treten selten auf. Bei rituellen Beschneidungen, die nicht medizinisch fachgerecht und unter Vollnarkose durchgeführt werden, ist das anders. Eine aktuelle Studie aus Dänemark kommt zu dem Ergebnis, dass beschnittene Jungen ein fünfzig Prozent höheres Risiko haben, eine Autismus-Spektrumsstörung zu entwickeln, als Unbeschnittene. Möglicherweise besteht eine Verbindung zwischen Autismus und einem Trauma durch die Beschneidung. […..]

Dabei könnte es so einfach sein:
Es nichts dagegen zu sagen sich den Penis zu verstümmeln – sofern man die Entscheidung bewußt selbst trifft, also als Erwachsener und nicht aufgrund des Drucks oder der Anordnung der Eltern.

Das Kopftuch wird als ähnlich komplizierte Streitfrage betrachtet.
Ganz vergleichbar ist es nicht, denn anders als eine Genitalverstümmelung ist das Kopftuch immer für jedermann sichtbar und lädt daher nur so zur Diskriminierung ein.
Andererseits ist ein Kopftuch aber reversibel; sollte sich ein Mädchen zehn Jahre später doch gegen so eine Haarbedeckung entscheiden, kann sie es tun. Beschnittene Jungs haben überhaupt keine Chance jemals wieder einen intakten Penis mit allen Nervenzellen zu bekommen.

Mit dem Kopftuch ist es so ähnlich wie mit Sex:
An sich ist dagegen gar nichts zu sagen. Vorausgesetzt es geschieht rein freiwillig und einvernehmlich. Es darf niemals irgendeine Form des Zwanges herrschen.
Da Minderjährige nicht völlig frei und unbeeinflusst entscheiden können, dürfen sie erst mit der Volljährigkeit Sex praktizieren.
(Gewisse Ausnahmen gibt es im Grenzbereich zur Volljährigkeit, wenn beide noch nicht volljährig sind.)

Getriggert von ihrer Islamfeindlichkeit sind es nun ausgerechnet konservative Politiker, die sich für das klare Primat des Grundgesetzes vor religiösen Kulturen stark machen, obwohl sie es bei der männlichen Beschneidung noch genau umgekehrt gehalten hatten.

[…..] Nachdem der österreichische Kanzler Sebastian Kurz ein Kopftuchverbot in Kindergärten und Schulen gefordert hat, wird nun auch in Nordrhein-Westfalen diskutiert, Mädchen unter 14 Jahren das Tragen eines Kopftuches zu untersagen. Ich unterstütze dieses Vorhaben ausdrücklich. Wir dürfen nicht zulassen, dass Kinder zur Projektionsfläche ihrer Eltern werden, die Zeichen des politischen Islams in unsere Kindergärten und Schulen tragen sollen. Für mich ist dies eher ein Integrationshindernis. Kinder zu diesem Zweck zu instrumentalisieren halte ich für verwerflich. […..]
(Slyvia Pantel, CDU MdB, Chefin des konservativen Berliner Kreises)

[…..] Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) hat angekündigt zu prüfen, ob es Kindern bis zum 14. Lebensjahr verboten wird, ein Kopftuch zu tragen. Jede Frau solle selbstbestimmt entscheiden, ob sie ein Kopftuch trage, erklärte er. Diese Selbstbestimmung aber sei bei Kindern noch nicht gegeben. Unterstützung erhielt er von CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer. [….]
(SZ, 10.04.2018)

[….] Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet unterstützte diesen Kurs. Bei Kindern sei ein Kopftuch etwas, das mit Religion nichts zu tun habe. "Das nimmt den Kindern die Chance, selbst zu entscheiden. Und deshalb ist das ein guter Vorschlag, den wir auch umsetzen wollen", sagte der CDU-Politiker. [….]
(Spon, 09.04.2018)

So abwegig finde ich die Argumentationen der Konservativen in der CDU gar nicht.
Konsequent zu Ende gedacht fordern sie sicherlich auch mit der gleichen Begründung ein Tauf-, kommunions- und Konfirmations-Verbot für Minderjährige.
Eine Taufe ist aus christlicher Sicht genauso irreversibel wie eine Beschneidung.
Als ist es nur vernünftig und ganz nebenbei auch verfassungskonform im Sinne unserer Religionsfreiheit solche einschneidenden religiösen Zugehörigkeitsbekundungen nicht Kinder aufzuoktroyieren, sondern erst 18-Jährige zur Taufe, Kommunion, Beschneidung, Kopftuch, Konfirmation zuzulassen.

Schön ist es (nicht immer) auf der Welt zu sein.

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Heilpraktiker als Wissenschaftler anzusehen, ist ebenso vergeblich wie der Versuch Theologen als Akademiker zu verstehen.
Homöopathen und Kirchisten sind gleichermaßen einer Ideologie verhaftet, die wissenschaftlichen Fakten widerspricht und potentiell tödlich für ihre Anhänger ist.
So wenig man Krebs mit Globuli, Reiki und Channeln behandeln kann, so wenig kann man Schizophrenie mit Exorzismus beikommen.

Ein Skandal, daß der deutsche Staat dennoch diesen gefährlichen Unsinn cofinanziert.

Am gestrigen Samstag verkünden die beiden hochrangigsten Religioten Deutschland wieder einmal ihre Sicht der Dinge und riefen zur „Woche für das Leben“ auf.

[…..] „Als Christen glauben wir, dass uns das Leben von Gott geschenkt ist. Deswegen hat der Schutz dieses Lebens einen so großen Stellenwert für uns.“ Das sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), am 14. April in einem ökumenischen Gottesdienst in Trier zur Eröffnung der „Woche für das Leben“. [….]

Wenn Christen sich offiziell mit „Leben“ benamsen („Christdemokraten für das Leben“, „pro life“) ist immer größte Vorsicht geboten. Unter dieser euphemistischen Überschrift ist meist radikales Gedankengut mit drastischen Verschlechterungen für viele Menschen zu verstehen.

Auch wenn ich es schon dutzendfach betonte, sei an dieser Stelle noch einmal erklärt, daß jeder Christ sein Leben gern als persönliches Gottesgeschenk empfinden darf und sich dementsprechend verhalten kann.
Aber bitte zwingt die (mit einem höheren IQ geborenen) Atheisten nicht ebenfalls dazu. Haltet Euch aus unserem Privatleben raus!

Marx und HBS dürfen gern glauben was sie möchten.

[….] Der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München), betonte in seiner Predigt, dass Gott bedingungslos Ja zum Menschen sage. Christen könnten darauf vertrauen, dass Gott das Leben schütze und liebe. [….]

Ich glaube Marx, daß er das glaubt.
Er hat allerdings offensichtlich Unrecht.
Gott ist das Leben entweder scheißegal, oder er ist ein Sadist.

Wie könnte man sonst das Schicksal des 2011 in München, dem Wirkungsort der beiden Top-Bischöfe, verstorbenen Heinrich S. deuten?
14 elende Jahre lang litt der Mann unvorstellbare Qualen.

[….] In Anbetracht des desaströsen Zustands des bereits jahrelang bettlägerigen Patienten – mit Dekubiti, zunehmendem Rigor, regelmäßigem Fieber, Schmerzen, Atembeschwerden, viermaligen Lungenentzündungen, Gallenblasenentzündung, vollkommener Immobilität, Kommunikationsunfähigkeit“. […]
…. scheint mir Gottes Liebe für jeden widerlegt zu sein.

Aber man muss wohl Religiot sein, um nach Auschwitz ohne rot zu werden verkünden zu können, Gott liebe jeden bedingungslos.
Zurück zu Heinrich S.:

[…..] Der 1929 geborene Patient stand wegen eines dementiellen Syndroms von 1997 bis zu seinem Tod im Jahr 2011 unter Betreuung. Diese war unter anderem für die Gesundheitssorge einem Rechtsanwalt als Berufsbetreuer übertragen, auch weil der Sohn von Heinrich S. weit entfernt wohnte. Seit 2006 lebte Heinrich S. in einem Münchener Pflegeheim. Während eines stationären Klinikaufenthaltes wurde ihm 2006 wegen Mangelernährung und Austrocknung des Körpers eine PEG-Sonde angelegt, durch welche er bis zu seinem Tod künstlich ernährt wurde.
Aufgrund fortgeschrittener Demenz war eine Kommunikation jedenfalls seit 2008 gänzlich unmöglich geworden. Auch körperlich ging es dem Patienten zunehmend schlecht. Bereits seit 2003 war er wegen Kontrakturen nicht mehr zur selbstständigen Fortbewegung fähig und versteift. Im Juni 2008 wurden zudem eine spastische Lähmung und eine Nackenstarre durch gesteigerte Grundspannung der Skelettmuskulatur diagnostiziert. Er reagierte seit 2008 gar nicht mehr, lag im Pflegeheim verkrampft im Bett und konnte sich nonverbal nur noch durch Stöhnen äußern. Erst ab November 2008 wurde dem Patienten von dem beklagten Arzt regelmäßig ein Schmerzmittel auf Opioidbasis verschrieben.
In den Jahren 2010 und 2011, um die es im Verfahren ging, hatte der Patient regelmäßig Fieber, Atembeschwerden und wiederkehrende Druckgeschwüre durch langes Liegen. Im Frühjahr 2011 befand sich der Patient fast einen Monat wegen einer Gallenblasenentzündung mit zwei Abszessen in stationärer Behandlung. In Anbetracht seines schlechten Allgemeinzustands wurde jedoch auf eine Operation verzichtet. Zwischen Juli 2010 und Oktober 2011 wurde vier Mal eine Lungenentzündung festgestellt, im November 2011 erfolgte eine stationäre Aufnahme aufgrund einer weiteren Lungenentzündung. Als die Antibiotika-Gabe nicht mehr anschlug, verschlechterte sich der Zustand des Patienten. Am 19. November 2011 verstarb er – bis zuletzt künstlich ernährt – im Krankenhaus. [….]

In diesem Fall könnte nun aber Rechtsgeschichte geschrieben werden, da der in den USA lebende Sohn des durch die Magensonde viele Jahre zusätzlich Gematerten den behandelnden Arzt, den er zu Lebzeiten seines Vater immer wieder mit anwaltlicher Hilfe vergeblich zur Einstellung der künstlichen Ernährung zwingen wollte, verklagte und in zwei Instanzen Recht bekam.
Das Landgericht und das Oberlanggericht München sprachen ein Schmerzensgeld für ein „wrongful life“ aus.

[…..] Noch nie wurde obergerichtlich überhaupt Schadensersatz für die künstliche Verlängerung eines Lebens bei nur noch schwerstem Leiden zugesprochen. Hinzu kommt nun die völlig neue Frage, ob Schmerzensgeld für die künstliche Verlängerung des Leidens zugesprochen werden kann. Zwar hat der Arzt nicht das Entstehen des Leidens selbst durch einen Behandlungsfehler verursacht, wohl aber dessen Verlängerung um über 22 Monate. Zu entschädigen sei, so der Senat, nicht das Leben, wohl aber das Leiden, das sog. „wrongful life“. Das Gericht hat hierfür ein Schmerzensgeld in Höhe von 40 000 € zugesprochen. [….] Denn die Zuführung von Nährstoffen über eine PEG-Sonde bei einem Patienten, der infolge schwerer und irreversibler cerebraler Schäden auf natürlichen Wegen trotz Hilfeleistung keine Nahrung mehr zu sich nehmen kann, ist   gerade ein widernatürlicher Eingriff in den normalen Verlauf des Lebens, zu dem auch das Sterben gehört.“ Sodann stellt der Senat fest, dass „das (Weiter-) Leben, wenn auch unter schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Leiden, gegenüber dem Tod bzw. der   Nichtexistenz einen Schaden im Rechtsinne darstellen kann.“ [….]

40.000 Euro für jahrelange Höllenqualen sind wenig und helfen dem Sohn gar nicht. Sie kommen vor allen viel zu spät für den eigentlich Betroffenen Heinrich S.

Der Fall wird aber zum Bundesgerichtshof gehen und sollte dieser die Sicht der untergeordneten Instanzen bestätigen, ergeben sich gewaltige Konsequenzen für die Krankenversicherer. Jahrelange Intensivbehandlung am Ende des Lebens gegen den ausdrücklichen Willen der Patienten kann leicht siebenstellige Kosten verursachen.
Würde sich diese Rechtsprechung (Urteil 21.12.2017, AZ 1 U 454/17) durchsetzen, könnten die Versicherer zukünftig die behandelnden Ärzte auf Schadensersatz verklagen und würden mutmaßlich damit ihre Neigung zur Lebensverlängerung um jeden Preis gegen den Patientenwillen deutlich einschränken.

[….] „Die Entscheidung für eine Haftungspflicht für eine medizinisch nicht indizierte Weiterbehandlung bei schwerem Leidenszustand ist ein wichtiges Signal. Sie dürfte Folgen für die Praxis haben.“ Es werde, so Birnbacher, in der öffentlichen Diskussion noch viel zu wenig hinterfragt, dass die Weiterbehandlung von   schwer   leidenden   Kranken   ohne Besserungsaussichten um der reinen Lebenserhaltung willen häufig nicht nur immenses   Geld   kostet,   sondern   auch für die Patienten zu einer unzumutbaren Belastung werden kann. Der Primat der Autonomie und des Wohlbefindens des Patienten ist erst kürzlich in der Neufassung des „Genfer Gelöbnisses“ betont worden.“
 (DGHS- Präsident Professor Dr. Dr. h. c. Dieter Birnbacher 22.12.2017)

Prinzipientreue

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Prin·zi̱p

Substantiv [das]



    1.

    ein fester allgemeiner Grundsatz, nach dem jmd. lebt.

    "So etwas ging gegen ihre Prinzipien."

    2.

    eine allgemein gültige Grundregel.

    "das Prinzip der Gewaltenteilung im Staat"



Prinzipal (aus lat. principalis, wörtlich „Erster, Vornehmster“ oder „Vorsteher“ und übertragen auch „Leiter“ oder „Meister“)

Wenn Wähler über einen Politiker denken, „das ist aber ein Mann mit Prinzipien, ist das schon die halbe Miete.
So wünscht man Volksvertreter. Dementsprechend ist das Adjektiv „prinzipienlos“ sehr negativ konnotiert.
Ein „prinzipienloser Geselle“ ist fast so schlimm wie ein „vaterlandsloser Geselle“ – und das sind bekanntlich die Schlimmsten.

Vorhin grübelte ich wie eigentlich das Antonym zu „Patriotismus“ lautet.
Ich bin nämlich so gar kein Patriot und kann für patriotische oder gar nationale Gefühle (gegenüber Deutschland ODER Amerika) einfach kein Verständnis aufbringen.
Auch das Wort „Stolz“ liegt mir nicht. Insbesondere könnte ich keinen Stolz auf eine Nation empfinden, da ich Stolz immer mit einer eigenen Leistung verbinde.
Was aber ist weniger ein eigener Verdienst als der Zufall wo man geboren wurde?
Wie nennt man aber nun Menschen, die keine Patrioten sind?
Im Zweifelsfall googlen. Eine Internetsuche spuckt folgende Begriffe aus:

Vaterlandsverräter, Fahnenflucht, Verrat, Unzufriedenheit, Untreue, Falschheit, Wankelmut, Unbeständigkeit, Perfidie, Nestbeschmutzer, „Jemand der sich ganz schnell verpissen sollte. Er mag sein Land nämlich nicht“, Landesverräter, Idiot, Zecke,..

Nun bin ich noch unpatriotischer, nachdem ich sehe welche Konnotationen aktiviert  werden, wenn man Menschen nach dem Gegenteil von Patriotismus fragt.
Das Abstoßende am Patriotismus ist also nicht nur das penetrante Sich-mit-fremden-Federn-schmücken, sondern die mehr oder weniger latent damit einhergehende Abwertung anderer Nationen, bzw der Nicht-Patrioten im eigenen Land.
Es stimmt eben, daß die Grenzen vom Patriotismus zum Nationalismus fließendsind und Letzterer ist einer der destruktivsten Ismen, den die Menschheit hervorgebracht hat.

Immer wenn die Patriotismuskarte gespielt wird, folgt etwas Ekelhaftes. (…….)

Vermutlich sehnen sich Wähler nach Führern mit Prinzipien, weil sie selbst sehr unflexibel denken.

Konservative sind weniger neugierig, hinterfragen weniger ihre Werte und Religion, überprüfen weniger den Sinn ihrer Verhaltensweisen. Daher sind für Konservative Prinzipien auch besonders wichtig.

Freigeister, die den Dingen auf den Grund gehen, nicht in den immer gleichen Bahnen denken, die sich an Gedankenexperimenten erfreuen und gern etwas Neues probieren, weil sie die Zukunft besser machen wollen,  verortet man eher links.

Ein festes Prinzip im Umgang mit ökonomischen Fragen, mit anderen Nationen, mit Steuerpolitik, mit Freiheiten erspart einem viel kompliziertes Nachdenken.

Konsument zu sein ist heute ein Fulltimejob.
Man denke nur an den Autokauf. Es gilt so viel zu berücksichtigen. Wiederverkaufswert, ökologische Kennzahlen, Antriebsart, Besteuerung, Auflademöglichkeiten, Reichweite, Einfuhrzölle, politisches Statement.

Da ist es natürlich einfacher „aus Prinzip“ immer nur VW zu fahren.
Oder aus Prinzip immer CDU zu wählen.

Sind Prinzipien nicht grundsätzlich nur eine „Denkfaulheit“?

Ist die Charaktereigenschaft „Prinzipientreue“ nicht in Wahrheit bloß eine freundliche Umschreibung von Starrsinn, Verbohrtheit, Halsstarrigkeit, Rechthaberei, eindimensionalem Denken?

Es kann ökonomische Situationen geben, in denen ein guter Finanzminister zur Sparsamkeit drängen muss.
Wenn er dies aber über zehn Jahre völlig unabhängig von den desaströsen Folgen dieser Politik und ungeachtet sich sehr verändernder Umstände immer weiter so hält, weil er so etwas wie „die schwarze Null“ zum Popanz erhoben hat und fürderhin gar nicht mehr über die Sinnhaftigkeit von Austeritätsforderungen sinniert, ist das keine lobeswerte Prinzipientreue, sondern destruktive Denkfaulheit.

Ich bin erstaunt ausgerechnet die konservativsten Amerikaner, die Evangelikalen mit ihren ultrastrengen und absolut unflexiblen Glaubensgrundsätzen an Trumps Hintern kleben zu sehen.

Ja, er triggert ihre Begeisterung für Waffen, füttert ihren tiefsitzenden Rassismus und hält Frauen, People of Color und LGBTIs streng aus der Regierung heraus, aber andererseits ist er auch die lebende Gegenthese aller moralischen Prinzipien.
Jeden Grundsatz, den er im Wahlkampf definierte, hat er gebrochen.
Statt Isolation setzt er auf Intervention. Statt Putin zu umarmen, verhängte er schwerste Sanktionen gegen Russland.

[…..] Trump hört auf niemanden - nicht mal auf Trump
Vor seiner Zeit im Weißen Haus erteilte der Geschäftsmann Trump aktiven Politikern auf Twitter ungefragt Ratschläge zu Syrien. Und heute? Macht er das Gegenteil dessen, was er damals empfahl.
Militärische Intervention der USA im Ausland? Nicht mit Donald Trump! Zumindest war das so, als er selbst noch Geschäftsmann war. Nachlesen kann man seine Ratschläge an die damalige US-Führungsriege auf seinem Twitter-Account.
Zu Syrien schien er lange eine sehr klare Haltung zu haben: Er warnte vor Militärschlägen und einem dritten Weltkrieg. Als US-Präsident hat er nun selbst erneut Ziele in Syrien angreifen lassen - und auch sonst stehen viele seiner Ratschläge von damals im krassen Gegensatz zu seinen Handlungen heute. Der Donald Trump aus dem Jahr 2013 hätte die aktuelle Politik garantiert scharf verurteilt. [….]

Wie können eigentlich „deficit hawks“ wie die GOPer einen Präsidenten bejubeln, der die größte Schuldenkrise aller Zeiten einläutet und damit statt „America great again“ zu machen und China zu bekämpfen, eine extreme Abhängigkeit von chinesischen Krediten kreiert.

[….]  Der Präsident wirtschaftet so wie einst der Geschäftsmann Trump - auf Pump. Die nachfolgenden Generationen werden darunter leiden - und China wird profitieren.
Es gibt Menschen, die Zeit ihres Lebens nicht in der Gegenwart ankommen. Sie trauern der Vergangenheit nach oder hoffen so sehr auf die Zukunft, dass ihnen der Zauber des Moments entgeht. Der Geschäftsmann Donald Trump war nie so ein Mensch, er lebte stets im Hier und Jetzt. Sah er einen guten Deal, griff er zu. Gefiel ihm eine Frau, sprach er sie an. Und bot man ihm nur eine Minute öffentlicher Aufmerksamkeit, schlug er ein - auch wenn sein Ruf litt. So war der Unternehmer. Und so ist auch der Politiker.
Den Präsidenten Trump schert weder Künftiges noch Vergangenes, was er will, ist maximale Bestätigung - und zwar sofort. [….] Trumps Kurs nämlich wird die Staatsschuld in den nächsten Jahren regelrecht explodieren lassen. Schon heute sitzen die USA auf einem Kreditberg von unfassbaren 20 Billionen Dollar - und selbst die Schönfärber im Weißen Haus gehen davon aus, dass dieser Berg bis 2027 um weitere sieben Billionen Dollar anwachsen wird. Unabhängige Fachleute rechnen eher mit zehn Billionen. Das heißt nicht, dass es falsch wäre, Steuern zu senken oder Straßen zu sanieren. Statt aber seine Programme solide zu finanzieren, etwa durch höhere Abgaben für Ultrareiche, wirtschaftet Präsident Trump so wie einst der Geschäftsmann Trump - auf Pump.
[….] Man muss sich nur einmal vor Augen führen, was ein kleiner Anstieg der US-Zinslast von durchschnittlich zwei auf drei Prozent an Mehrbelastung für den Staat bedeuten würde: 200 Milliarden Dollar. Pro Jahr. Das ist die Hälfte des deutschen Bundeshaushalts.
[….]  Politisch gesehen nämlich spielt der Präsident damit einem Land in die Hände, dessen Einfluss er mit Hilfe seiner "America first"-Politik und der Verhängung von Zöllen auf Stahl und Solaranlagen ja eigentlich eindämmen will: China.
Schon heute kommt jeder fünfte Dollar, den sich die USA im Ausland leihen, aus der Volksrepublik - insgesamt 1,2 Billionen. […..]

Konservative Amerikaner, die auf Prinzipientreue setzen, sind bei Trump ganz falsch.
Prinzipienloser als Trump geht es gar nicht.

Trump ist aber nicht im positiven Sinne „flexibel“, sondern bloß borniert.
Sich immer und immer wieder selbst zu widersprechen, ist für ihn keine Rolle, da es sein Prinzip ist zu lügen und zu betrügen.
Und in diesem Sinne können prinzipiengeile Basis-Republikaner ganz mit Trump übereinstimmen: Er frönt seinem öffentlichen Hass auf Minderheiten und tritt jeden Anstand mit Füßen.

Noch eine Umdrehung

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Als ich das erste mal von Michael Cohen hörte, lernte ich, das sei Trumps persönlicher Anwalt, der seit Jahrzehnten alle seine Schmutzgeschichten wegräume.
Ursprünglich nicht aus einem rechten Milieu stammend habe sich Cohen aber inzwischen völlig Trump verschrieben. Er wäre dessen „Fixer“, stünde 24/7 für „the boss“ zur Verfügung und dieser reife auch tatsächlich regelmäßig um 3.00 Uhr nachts an, wenn er wieder einmal in einem Schlamassel stecke.
Cohen wäre insbesondere der Experte dafür unliebsame Angelegenheiten verschwinden zu lassen. Dafür sei ihm jedes Mittel recht – Klagen, Schweigegeld, Drohungen aller Art. Er sei aber eigentlich kaum ein richtiger Anwalt, habe schließlich auch seit vielen Jahren keine anderen Klienten gehabt, da er exklusiv und ausschließlich für Trump arbeite.

Stimmte nicht ganz.
Cohen räumte auch für den GOP-Großspender und Schatzmeister Elliott Broidy frisch gevögelte Playboy-Bunnys aus dem Weg.
Während Trump für Stormy Daniels 130.000 Dollar Schweigegeld zahlte, ließ Broidy sogar 1,6 Millionen springen.
Und noch viel irrer; Cohen hatte einen dritten Mandanten, nämlich ausgerechnet Trumps vollkommen wahnsinnigen und der Realität komplett entkoppelten TV-Buddy Sean Hannity, der selbst bei FOX als Rechtsaußen gilt.


Niemand wirft sich mit mehr Leidenschaft für Trump in die Bresche als Hannity und seinen Lohn bekommt er, indem Trump immer wieder von seinem offiziellen Twitter-Account aus Loblieder aus Hannity anstimmt, die US-Bürger ausdrücklich dazu auffordert „Hannity“ einzuschalten.



 Keinem auch nur halbwegs seriösen Medienmacher käme auf die Idee den lügenden Fanatiker Hannity als „Journalisten“ zu bezeichnen.

Der Journalismus hat ein echtes Problem in Amerika, wenn weite Teile davon, die von ultrakonservativen Milliardären wie den Mercers, Kochs und Murdochs gesteuert werden, ein Einheitsprogramm loslassen, welches radikal gegen die Wahrheit agitiert und reine Trump-PR macht.


Sinclair Newsist vielen in Deutschland sicher kein Begriff, aber der Mutterkonzern Sinclair Media betreibt mit vergleichsweise bescheidenen drei Milliarden Dollar Jahresumsatz immerhin 179 lokale TV-Sender, die allesamt politisch gleichgeschaltet sind.

Sie dienen und nutzen Trump und dieser zeigt sich auch erkenntlich für die absolute Treue, indem er ihnen finanziell hilft.
Sei es, daß er generell gewaltige Steuernachlässe für Medienkonzerne beschließen lässt, sei es, daß er die liberaleren Sendern unablässig beschimpft, sei es, daß er direkt Hannitys Quoten anheizt oder sei es auch, daß er wie im Fall Sinclair die Konkurrenz klein hält.

[….] In der Tat verlaufen die täglichen Angriffe Trumps nach dem klassischen Autokraten-Drehbuch. Trump nutzt offizielle Kanäle, um kritische Medien niederzumachen oder ihnen politisch die Arbeit schwer zu machen. Zugleich propagiert er regierungsnahe Organe wie Fox News und freundliche TV-Lokalsender. Am Ende verlieren die Konsumenten zusehends den Überblick darüber, was Wahrheit ist, was Fake News und was Staatspropaganda.
 Trump führt seinen Krieg gegen die Medien zurzeit an mehreren Fronten:
1. Amazon, Bezos und die "Washington Post"[….]
2. AT&T, Time Warner und CNN
[….] Ein Gerichtsprozess in Washington könnte dramatische Auswirkungen auf die US-Medienvielfalt haben. Die Regierung klagt gegen die Übernahme des Medienkonzerns Time Warner durch den Telekomriesen AT&T. Mit dem 86-Milliarden-Dollar-Deal will AT&T Streamingdiensten wie Netflix Konkurrenz machen. Das US-Justizministerium hat kartellrechtliche Bedenken erhoben.
Beobachter vermuten aber, dass die wahre Motivation auch hier anderswo liegt: Der Kabelsender CNN, den Trump gerne als "Fake News" und "anti-Trump" verteufelt, gehört Time Warner. Schon im vergangenen Jahr meldete die - von Trump gehasste - "New York Times", dass er erwäge, die geplante Fusion als "Druckmittel" gegen CNN einzusetzen. Kurz darauf kam die Klage dagegen.
Denkbar ist, dass das Gericht den Zusammenschluss am Ende nur genehmigt, wenn sich Time Warner von CNN trennt. Damit verlöre der Sender sein Mutterhaus. Als Kaufinteressent war sogar mal Rupert Murdoch im Gespräch, dem der Trump-Haussender Fox News gehört. Dann wären zwei der drei US-Nachrichtensender gewissermaßen gleichgeschaltet.
3. Der lokale Fernsehmarkt
[….] Wirbel machte zuletzt die Sinclair Broadcast Group, ein vergleichsweise wenig bekannter Konzern. Dabei ist Sinclair mit 193 Lokalsendern der größte TV-Betreiber der USA. Das Unternehmen plant nun, 40 weitere Lokalstationen zu übernehmen - und würde dann fast drei Viertel aller US-Haushalte bedienen.
Gegen dieses Quasi-Monopol hat die Regierung jedoch nichts einzuwenden: Die Kommunikationsbehörde FCC lockerte die Vorschriften sogar. Denn Sinclair ist Trump-freundlich. Seine Moderatoren müssen identische Manuskripte vorlesen und Videoclips ausstrahlen - oft mit konservativen Kommentaren von Boris Epshteyn, einem in Russland geborenen Ex-Berater Trumps, mit Terror-Panikmache oder Agitation gegen andere Medien.
Ein Zusammenschnitt dieser Clips sorgte unlängst für Empörung. Doch Sinclair bleibt verlässlich im Trump-Lager. Sein Chairman David Smith pflegt angeblich Kontakte zu Trumps Ex-Strategen Steve Bannon sowie zu Sean Hannity, dem lautesten Scharfmacher des Trump-Zentralsenders Fox News. [….]
4. Die PR-Front [….]

Den herkömmlichen und seriösen Journalismus gibt es auch noch.

So hatte Woody Allans oder Frank Sinatras Sohn Ronan Farrow nach der Weinstein-#MeeToo-Enthüllung auch noch ausgegraben, daß der Medienriese American Media (AMI), Jahresumsatz 344 Milliarden Dollar = 127 mal Sinclair Media, systematisch die Exklusivrechte über Sexgeschichten Prominenter wie Trump kauft und diese Stories dann im Giftschrank verschwinden lässt. Entweder um Betroffene wie Trump zu schützen, oder aber um sie erpressbar zu machen.

[…..] Another person peddling derogatory information about President Trump during the 2016 campaign; another potential payoff.
That's the impression left by new reports by the New Yorker and the Associated Press detailing a $30,000 payment made by the National Enquirer's parent company to a former doorman, Dino Sajudin, who said he had heard rumors of Trump fathering a child with an employee.
[National Enquirer paid second source with embarrassing Trump rumor]
As with American Media Inc.'s $150,000 payment to former Playboy Playmate Karen McDougal shortly before the election, the payment was made ostensibly for the rights to the man's story. But like McDougal's, the story also never ran, and the parallels with the McDougal and Stormy Daniels payments certainly raise questions about whether the payment was simply an effort to kill it to benefit Trump's campaign — and whether there was any coordination between AMI and Trump attorney Michael Cohen or the Trump campaign.
Those deals have become a focus of federal investigators, who raided Cohen's office, home and hotel room Monday. And if nothing else, the newest example builds the circumstantial case that something was afoot as Trump was trying to win the presidency. [….]


Farrow bekam diese Woche den Pulitzerpreis, auch sein Blatt, der New Yorker, sowie die New York Times wurden ausgezeichnet.

Gerüchten zu Folge soll Trump im Oval Office toben wie nie zuvorund von seinem Umfeld nicht mehr zu beruhigen sein. Er ist kurz davor Amok zu laufen.
Die Beschlagnahme der Unterlagen seines Anwalts Michael Cohen durch die New Yorker Staatsanwaltschaft beunruhigt ihn offensichtlich viel mehr als die gesamten Mueller-Untersuchungen zu seinen Russland-Verstrickungen.
Vermutlich hatte er sich nicht vorstellen können, daß es einen Weg gäbe das Anwaltsgeheimnis zwischen ihm und Cohen zu lüften.

Daß die verhassten liberalen New Yorker nun auch noch Ronan Farrow mit dem Journalistenpreis schlechthin auszeichnen, bestätigt allerdings die realitätsentrückte Weltsicht von rechten Hetzern wie Trump und Hannity.
Alle Liberalen haben sich offensichtlich gegen sie verschworen, niemand wurde je so ungerecht behandelt.

Gibt es eine Daseinsberechtigung für die CSU?

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Viktor Orbán und Jarosław Kaczyński zerstören systematisch nicht nur die Institution EU, sondern auch die europäischen Werte, indem sie die Gewaltenteilung aufheben, die Pressefreiheit sukzessive abschaffen gegen Minderheiten hetzen und auch unverhohlen antisemitisch blinken.
CSU-Chef und Bundessuperminister Seehofer findet das toll. Lädt Orban immer wieder offiziell ein und gratulierte ihm überschwänglich zur Wiederwahl.

Zu viel Rechtsstaatlichkeit schadet nur, denkt sich die CSU und schafft mit einem Orwell-Polizeigesetz die Bürgerrechte in Bayern ab.

[…..] In Bayern sind die Gedanken immer weniger frei
[…..] Demnach soll die bayerische Polizei nicht einmal mehr eine konkrete Gefahr begründen müssen, bevor sie jemanden überwacht oder festnimmt. […..]
 Die bayerische Polizei soll Aufenthalts- und Kontaktverbote bis zu sechs Monaten verhängen, sie soll Wohnungen durchsuchen und Menschen sogar in den zeitlich unbegrenzten Präventivgewahrsam nehmen - juristisch so freihändig, so wenig überprüfbar, wie das Polizisten hierzulande noch nie gestattet war. […..]

Bürgerrechte gibt es ohnehin in Bayern weniger als anderswo.

[….] In Bayern kann man künftig, ohne dass eine Straftat vorliegt, schon wegen "drohender Gefahr", unbefristet in Haft genommen werden. Da nimmt sich vergleichsweise das schludrige Prozedere, mit dem einst Gustl Mollath in der Psychiatrie festgehalten wurde, schon fast vorbildlich aus.
[….] Das alles ist eigentlich unvorstellbar; bei diesem Gesetz "zur Überwachung gefährlicher Personen" denkt man an Guantanamo, Erdogan oder die Entrechtsstaatlichung in Polen. Die Haft ad infinitum wurde aber im Münchner Landtag beschlossen. Die CSU sollte sich schämen; die Opposition, deren Aufstand nicht einmal ein Sturm im Wasserglas war, auch. Dieses Gesetz ist eine Schande für einen Rechtsstaat. [….]

Besonders perfide; psychisch Kranke können künftig wie Kriminelle behandelt werden.
PTBS, Burnout, Depressionen, Phobien? Für die CSU alles Vorstufen des Terrorismus.

 […..]  "Durch das sogenannte Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz werden Menschen mit psychischen Problemen, die für sich und andere eine Gefahr darstellen könnten, in Bayern bald wie Straftäter behandelt - inklusive Besuchszeitregelung, Überwachung, gegebenenfalls sogar Untersuchung der Körperöffnungen", warnte die SPD-Fraktion im bayerischen Landtag am Dienstag auf Facebook. Die Partei kündigte ebenso wie Grüne und Freie Wähler entschiedenen Widerstand gegen das Gesetz an.
Für Empörung sorgt auch die geplante Unterbringungsdatei. Dort sollen für mindestens fünf Jahre Daten von allen Menschen gespeichert werden, die auf Anordnung eines Gerichts in die Psychiatrie eingewiesen wurden. Vermerkt werden sollten unter anderem Name, Familienstand, Krankheitsbezeichnung und Dauer der Unterbringung. Die Unterbringungsdatei soll auch zur Verfolgung von Straftaten genutzt werden können.
Die bayerische SPD-Fraktion spricht von "einer Katastrophe für die psychisch Kranken". Anhand der gespeicherten Daten könnten die Behörden so auch feststellen, ob jemand zum Beispiel wegen Depressionen in der Klinik war. Diese Menschen würden "künftig behandelt wie verurteilte geisteskranke Verbrecher", warnte Kathrin Sonnenholzner (SPD), Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Landtag.[…..]

Der neue große Zampano in München, Ministerpräsident Söder, will unterdessen zum Mond fliegen.
Man gönnt sich ja sonst nichts.

[….] Und ein bayerisches Raumfahrtprogramm - kein Witz - soll es auch geben, um die Entwicklung unbemannter Flugkörper voranzutreiben. Es heißt: "Bavaria One". [….]

Auch bei der CSU überschreitet die Realität die Satire.
Daher verwendet SPON-Journalist Friedmann völlig zu Recht den Einschub „“ das muss schon dazu geschrieben werden, sonst kann man es nicht glauben, was man wieder über die CSU-Politik lesen muss.

Und all das ist noch Gold gegen den Schaden, der von dem im Berliner Exil lebenden CSUlern angerichtet wird.
Dr.-Titel Schummler macht als Verkehrsminister da weiter, wo Kollege Dobrindt aufhörte:
Volle Kraft gegen Umwelt und Bürger, volle Unterstützung für kriminelle, aber sehr C-Parteien-spendierfreudige Industriekonzerne.

[……]  Im März zeigte sich Andreas Scheuer angriffslustig. "Es wird neue, sehr, sehr ernste Gespräche mit den Automobilkonzernen geben", sagte der frisch gekürte Bundesverkehrsminister der "Bild"-Zeitung. Er verstehe sich nicht als Buddy der Autobosse, sondern als Kumpel der Fließbandarbeiter und als Interessenvertreter der Dieselbesitzer.
Für Porschekäufer gilt Scheuers Ansage allerdings wohl nicht. Denn sein Ministerium blockiert die Arbeit eines Richters, der mögliche Manipulationen am Motor des Porsche Macan aufklären will. Nach SPIEGEL-Informationen hat das Bundesverkehrsministerium dem Präsidenten des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), Ekhard Zinke, die Genehmigung zur Zeugenaussage in dem Rechtsstreit vor dem Landgericht Heilbronn verweigert. [….]

Den destruktivsten und gefährlichsten Einfluss übt die CSU aber im Bund wider Europa und Macron aus.

Wie schon seine Buddys Spahn und Lindner fährt auch Alexander Dobrindt eine üble xenophonische und antieuropäische Politik.
Man kennt das von seiner Anti-Ausländer-Maut und den abscheulichen Attacken gegen Rumänen und Bulgaren.
Wir fürchten und wegen Trump, Kim Jong Un und Putin?
Wir sollten lieber mal vor der eigenen Haustür kehren und nicht zulassen, daß revanchistische Ultrarechte aus der CSU aus Spaß am Zündeln die EU platzen lassen.

Ohne irgendeinen eigenen konstruktiven Vorschlag heißt es zu allen EU-Reformvorschlägen nur „NEIN“ von den C-Parteien.

[….] Emmanuel Macron hat die europäische Bühne vor einem Jahr als eine Art Drachentöter betreten. Im französischen Wahlkampf hatte er Marine Le Pen besiegt und furchtlos für ein stärkeres, einigeres Europa gestritten. Macron hatte dem Nationalismus die Stirn geboten und, so schien es, ein Mittel gegen die destruktiven Kräfte gefunden. In Berlin bekam er damals viel Applaus, die allgemeine Erleichterung war groß.
[….] Mit Verve spricht Macron von seinen europäischen "Überzeugungen", wortreich beschreibt er die vielen Gefahren, die Europa drohten. "Ich möchte nicht einer Generation von Schlafwandlern angehören", fasst er zusammen. Eine Anspielung, die jeder versteht: 1914 war Europa schlafwandelnd in den Ersten Weltkrieg geschlittert.
[….] Am selben Morgen, an dem Emmanuel Macron in Straßburg spricht, einige Hundert Kilometer weiter nördlich, in Berlin. In der bayerischen Landesvertretung erläutert Alexander Dobrindt, der Vorsitzende der CSU im Bundestag, unter den strengen Augen der stark idealisierten Büste von Franz Josef Strauß, wie die CSU die Welt sieht und was seine Partei von den vielen Ideen des französischen Präsidenten für die EU hält: "Ich habe keine Veranlassung, Herrn Macrons persönliche Glücksgefühle zu meinem politischen Programm zu machen." Macron oder "Herr Macrooh", wie Dobrindt sagt, vertrete eben französische nationale Interessen und er, Dobrindt, vertrete deutsche.
[….] Die CSU, sagt Alexander Dobrindt, sei gegen einen europäischen Finanzminister, weil das ein Einstieg in eine europäische Steuerkompetenz sei. Sie will auch keine europäische Arbeitslosenversicherung, weil das dazu führe, dass deutsche Arbeitnehmer an der Arbeitslosigkeit in anderen Ländern beteiligt würden. Und sie will zusätzliches Geld in der EU nur dann ausgeben, wenn vorher an anderer Stelle gespart wird.
Sechs Monate lang hat Macron auf eine Antwort aus Deutschland warten müssen, nun schallt ihm ein lautes Nein entgegen. Europa neu begründen? [….]

Erbärmlicher geht es nicht mehr.
Mal abgesehen davon, daß es hier um nichts weniger als Krieg und Frieden geht, sind Deutschland und insbesondere Bayern vom Export abhängig, weil die hiesigen Niedriglöhne zu einer vergleichsweise schwachen Binnennachfrage führen.
Exporte, die hauptsächlich in die EU gehen.
Bayern, das von EU-Ländern umzingelt ist und über keinen Zugang zum Meer hat  sollte also ein elementares ökonomisches Interesse am Wohlergehen der EU haben.


Ein Wunder, nebenbei bemerkt, Andrea Nahles ist ganz kurz aus ihrem tiefen Koma aufgewacht. Viel Substanz hat ihr Einwand zwar nicht und wurde dementsprechend auch kaum von der Presse wahrgenommen, aber immerhin widerspricht sie überhaupt CDU/CSU.

[….] In der Debatte um eine EU-Reform hat SPD-Fraktionschefin Nahles den Koalitionspartner vor einer Blockade gewarnt.
CDU und CSU hätten sehr viele rote Linien benannt, die sie nicht akzeptieren könne, sagte sie in Berlin. Man müsse Europa voranbringen, und das gelte auch für eine Weiterentwicklung des Euro-Rettungsfonds ESM zu einem Europäischen Währungsfonds. [….]

Möchtegern-Doktor Andi, Crazy Horst und Karo Alexander werden mit den Knien schlottern vor Angst!

G20 Aftermath

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Nicht, daß ich mir einbilde ein objektives und repräsentatives Bild zu haben, aber ich habe ganz stark den Eindruck, daß die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland deutlich wächst.
 Die eitrige braune Saat wirkt, die von der AfD und ihren Claqueuren in CDU, CSU und FDP ausgebracht wird.
Ich vermute, daß schon seit Jahrzehnten ein großer Teil der Deutschen rassistisch war und nicht vorurteilsfrei über People of Color dachte, aber ich höre die Worte „Neger“ und „Bimbo“ deutlich öfter.
Lange Zeit waren das für mich so extrem beleidigenden Ausdrücke, daß man sie als Weißer nicht mal unter vier Augen verwendet hätte.
Was war das für ein Skandal, als öffentlich wurde, daß der heutige CDU-Bundestagsabgeordnete und damalige Berliner Bürgermeisterkandidat Frank Steffel Afrikaner als „Bimbos“ und Behinderte als „Mongos“bezeichnete.
Heute höre ich das immer öfter und immer ungenierter.
Der öffentlich-rechtliche Sender lud dieser Tage Frauke Petry zu einer Diskussion zum Thema "Darf man heute noch "Neger" sagen?Warum ist politische Korrektheit zur Kampfzone geworden?"ein.
AfDler als Experten für xenophobes Hassvokabular?

Zu den echten Rassisten, die Menschen umso mehr hassen, je dunkler der Teint ist, gesellen sich aber auch immer mehr einfache Doofe, die denkfaul in ihren Facebookblasen wahrnehmen, daß eine Stadt wie Hamburg angeblich von „Nafris“ überschwemmt wird.

Mal ganz abgesehen davon, daß das einfach nicht stimmt, würde es den Deutschen phänotypisch sehr gut tun ein paar Pigmente mehr einzumischen.
Die gesamte Menschheitsgeschichte ist seit drei Millionen Jahren eine einzige Abfolge von Migrationswellen, Völkerwanderungen und genetischen Vermischungen.
Wir stammen alle aus Afrika.

Der Marokkaner Hassan B., 1997 als Kind ganz allein nach Deutschland gekommen wurde gestern vom einen SEK-Kommando in Hamburg-Rahlstedt verhaftet und abgeschoben.
Statt sich zu fragen wie es sein kann, daß sich offensichtlich vor 20 Jahren derartig mangelhaft um ein verstörtes Kind gekümmert wurde, daß es in 21 Deutschland-Jahren schnurstracks in die Kriminalität schlitterte, wird über Ursachen gar nicht gesprochen, sondern der massive Polizei-Einsatz von den Hamburger Boulevardmedien gefeiert– wieder ein Afrikaner weniger in Hamburg.

Die Deutschen sind denkfaul und mitleidslos geworden.
Abschiebungen sind heute populär. Politiker, die viele Abschiebungen versprechen, sind populär.
Es gilt „aus den Augen, aus dem Sinn“.

Die brutale menschliche Not hinter jedem Einzelfall, die dramatischen psychologischen Konsequenzen der täglich in Deutschland gewaltsam auseinander gerissenen Familien spielt in der Medienlandschaft fast keine Rolle.
Die Parteien, die so sehr auf das „christliche Familienbild“ pochen, sind die treibenden Kräfte dabei Kinder von ihren Müttern, Ehefrauen von ihren Männern und Jugendliche von ihren Geschwistern zu separieren.

Ob sich Söder oder Seehofer jemals vorgestellt haben, wie sie sich eigentlich fühlen würden, wenn ein ihrer Kinder von insgesamt vier verschiedenen Frauen von martialisch Uniformierten nachts abgeholt und auf einen anderen Kontinent geflogen würde? Und wenn anschließend die Vorgesetzten, die dieses antihumane Vorgehen angeordnet haben, mit ihren Taten prahlen und noch viel mehr Leute abschieben wollen?

Die Deutschen fühlen sich außerdem als unschuldige Opfer, die auf ihrer Insel der Glücksseligkeit sitzen bleiben wollen – und zwar allein.

Erklärt man, daß „die Bimbos“ nicht aus Lust und Laune kommen, sondern aus purer Not, für die Deutschland in vieler Hinsicht mitverantwortlich ist, wird man sofort als „Bahnhofsklatscher“ verunglimpft.

Wir exportieren Waffen in jedes Krisengebiet, verschicken Mienen, die in Afrikas Wüsten vergraben sind, fischen die Meere vor Afrikas Küsten leer.
Wir machen mit unserer völlig wahnsinnigen Agrarpolitik die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern kaputt, weil wie die Märkte in Ghana mit hochsubventionierten Hühner-Klein und Tomatendosen überschwemmen, so daß die Farmer da in Massen in die Pleite getrieben werden.
Und wir sind auch die Verursacher des Klimawandels, der in Afrika die Wüsten wachsen lässt.

Im Sommer 2017 gab es den inzwischen so berüchtigten G20-Gipfel in Hamburg, als Trump nur wenige Hundert Meter von mir nächtigte und wochenlang Hubschrauber über mir kreisten.

Die Frage nach dem Sinn solcher Megaveranstaltungen habe ich immer wieder gestellt und für mich auch beantwortet.
Ich sage definitiv JA zu internationalen Treffen der Regierungschefs.
Die jetzige Form ist aber lächerlich und gehört grundsätzlich umgestaltet.

Als vor einem dreiviertel Jahr hier vor meiner Haustür die Reichen und Mächtigen konferierten wurden als Gäste auch ein paar Afrikaner geladen, denen man ganz am Rande ein paar Zusagen machte.
Stichwort „Fluchtursachen bekämpfen“.
Merkel war darauf sehr stolz.

Aber Merkel ist eben Merkel. Sie gibt furchtbar gern auf großer Bühne wolkige warme Worte ab.
Konkrete Politik wird daraus kaum jemals, weil sie eine lausige Regierungschefin ist.

[…..]  Leere Versprechungen für Afrika
Es dauert nur wenige Minuten, bis sich Christoph Kannengießer in Fahrt geredet hat. Der Hauptgeschäftsführer des "Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft" kennt das politische Geschäft. Er weiß, dass vieles manchmal etwas länger dauert, gerade auf internationaler Ebene. Aber ein Jahr nach dem Start der großen Afrika-Initiative der Bundesregierung, sagt Kannengießer, da reiße auch ihm der Geduldsfaden.
Ein Jahr nachdem die Bundeskanzlerin und der Bundesfinanzminister die Initiative angekündigt haben, fasst Kannengießer seine Stimmungslage so zusammen: "Ich bin einigermaßen ernüchtert." Ankündigungen und Prüfaufträgen habe es gegeben, das schon. Aber: "Es gibt nichts, was Unternehmen zusätzlich Mut machen würde, in afrikanischen Ländern zu investieren." Kannengießer ist enttäuscht.
Dabei war die Idee doch so gut. Im Frühjahr 2017 hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr damaliger Finanzminister, Wolfgang Schäuble (CDU), eine groß angelegte Investitionspartnerschaft mit dem südlichen Kontinent angekündigt. Unter dem Titel "Compact with Africa" (sinngemäß übersetzt: Bündnis mit Afrika) sollte es "einen völlig neuen Ansatz in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit" geben, wie Schäuble damals versprach. Merkel eröffnete im vergangenen Juni eine Afrika-Konferenz in Berlin mit den Worten, man wolle "die Handelsströme zwischen Europa und den afrikanischen Ländern so ausrichten, dass dies wirklich zum Vorteil aller ist".
Dahinter stand der Gedanke, mehr als bisher für die Entwicklung afrikanischer Länder zu tun. Das Stichwort dazu lautet "Fluchtursachenbekämpfung". Geht es den Menschen südlich des Mittelmeers besser, so die Annahme, setzen sich weniger in ein Schlauchboot nach Europa. [….]

Aber dann versank die Kanzlerin wieder in Tiefschlaf, setzte ebenso wie ihr generell arbeitsscheuer Finanzminister Schäuble keine einzige der großen Ankündigungen um.

Das ist Weltpolitik à la Merkel.
Auf ihrem ersten Heimatgipfel, dem G8-Gipfel in Heiligendamm im Juni 2007, gab sie sich mit Stephen Harper, Nicolas Sarkozy, Romano Prodi, Shinzō Abe, Wladimir Putin, Tony Blair und George W. Bush als die große Klimakanzlerin.
Man hätte skeptisch sein müssen, schließlich waren damals noch keine einzige der großspurigen Absichten des 31. G8-Gipfels vom Juli im schottischen 2005 im Gleneagles umgesetzt worden.
Und Deutschland ist unter dieser Kanzlerin besonders unzuverlässig, hält auch 20178 keins seiner Klimaversprechen ein.

Das rechte Auge ist immer noch schwer sehgestört.

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Seit meiner Teenagerzeit, seit unsäglichen Diskussionen im Politik-Unterricht mit den JU-Mitgliedern meiner Klasse, höre ich mir an, es wäre nun aber wirklich mal Schluß mit Deutschlands gebückter Haltung. „Wir“ wären ja nicht verantwortlich für die Naziverbrechen, man müsse wieder ganz normal sagen dürfen wie stolz man auf diese Nation wäre.

So ging das kontinuierlich über die folgenden Dekaden weiter. Immer wieder kamen feuilletonistische Diskussionen darüber auf, ob Deutschland nun ein Land wie jedes andere wäre.
Ob wir uns noch „aufgrund unserer besonderen Geschichte“ außenpolitisch und militärisch zurückhalten müssten, bzw dürften.
Immer wieder versuchten Rechte von NPD bis FDP ihr nationalistisches Süppchen zu kochen. Schon als Generalsekretär gefiel sich Guido Westerwelle darin scheinbar provokant zu erklären, er sei stolz ein Deutscher zu sein.
Und mit seiner Unterstützung trat Jürgen Möllemann im Jahr 2002 die zutiefst antisemitische „Man wird doch wohl noch Israel kritisieren dürfen“-Debatte los.
Der rechte Pöbel war begeistert. Die letzten echten Liberalen wie Hildegard Hamm-Brücher traten aus der FDP aus.
In schöner Regelmäßigkeit versuchten sich CDU-Generäle an der Postulierung von „deutscher Leitkultur“ und inszenierten sich als mutige Tabubrecher eines in Wahrheit nicht existierenden Tabus.
Schon 30 Jahre vor Möllemann hatte es Friktionen zwischen der deutschen und israelischen Regierung gegeben, weil Bundeskanzler Schmidt immer wieder Teile der Israelischen Politik kritisiert hatte.
Ob diese Beschäftigung mit der Vergangenheit nicht mal ein Ende haben solle, fragten in schöner Regelmäßigkeit auch Juristen angesichts des § 130 Volksverhetzung.
Brauchen wir noch ein besonderes Gesetz, welches es verbietet Unsinn zu reden?
Immer wieder poppten Schlussstrich-Forderungen auf.
Beim sogenannten Historikerstreit 1986/87 um die Singularität des Holocausts, bei Ausstrahlungen großer Fernsehereignisse wie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“ ausgestrahlt im Jahr 1979, der großartigen Dokumentation „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Der Mord an den europäischen Juden“ – ausgestrahlt in vier Folgen à 90 Minuten im Jahr 1990 folgten die obligatorischen großen TV-Runden mit verhärmten Rechtsaußen der C-Parteien, die forderten, es müsse nun mal Schluss damit sein.
Es geschah wieder bei der ersten Wehrmachtsausstellung im Jahr 1995 in der Hamburger Kampnagelfabrik. Meine Mutter, meine Tante und ich gehörten zu den ersten Besuchern und erlebten eine beeindruckende stille, zahlreiche und sehr interessierte Besucherschar.
Die Ausstellung ging Jahre auf Tour, wurde komplett überarbeitet, ging erneut auf Tour bis 2004. Während man bei mir vor der Tür friedlich und unaufgeregt diese Aufklärung begrüßte, kochte in Bayern die CSU ihr Nazi-Süppchen, blockierte und Demonstrierte die Ausstellung in München. Teile der CSU marschierten zusammen mit Neonazis auf.

[…..] Bayerns Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) empfahl, die Ausstellung nicht zu besuchen. Florian Stumfall schrieb unter dem Titel „Wie Deutsche diffamiert werden“ am 22. Februar 1997 im Bayernkurier:
    „Die Ausstellung verallgemeinert tatsächliche Verbrechen durch Einheiten und Soldaten der Wehrmacht zum Pauschalvorwurf gegen alle ehemaligen Soldaten. Es geht also den Veranstaltern darum, Millionen von Deutschen die Ehre abzusprechen.“
Sie sei daher eine „Verschärfung der Strafmaßnahmen des Nürnberger Gerichtshofes“, deren Macher einen „moralischen Vernichtungsfeldzug gegen das deutsche Volk“ inszenierten.
Peter Gauweiler (CSU) sagte am 14. Februar 1997 beim traditionellen Fischessen der Schwabinger CSU, „Tabakmillionär Reemtsma“ habe „durch die jahrelange Finanzierung des Mobs aus der Hafenstraße sein demokratisches Grundbewußtsein nicht unter Beweis gestellt“. Er solle „einmal eine Ausstellung machen über die Toten und Verletzten von den Milliarden seiner Zigaretten, die er verkauft hat und denen er sein Vermögen verdankt.“[….]

[….] Hunderte von Metern lange Besucherschlangen vor dem Münchner Rathaus, Mahnwachen auf dem Marienplatz, Nazis und Lokalpolitiker der CSU, die gemeinsam die Ehre des deutschen Soldaten verteidigten - als vor fünf Jahren die Wehrmachtsausstellung erstmals in München gastierte, hielt sie die bayerische Landeshauptstadt monatelang in Atem. Die Proteste gegen die »Schandausstellung« gipfelten schließlich in einem der größten Aufmärsche von Neonazis in der Geschichte der Bundesrepublik. Über 5 000 Rechtsextreme, mobilisiert von der Jugendorganisation der NPD, den Jungen Nationaldemokraten, demonstrierten am 1. März 1997 in der Münchner Innenstadt.
Fünf Jahre später ist die Wehrmachtsausstellung wieder in der Stadt, und wieder haben die Nazis mobilisiert. Keine 5 000, aber immerhin noch 500 aus dem Spektrum der Freien Kameradschaften marschierten am vergangenen Samstag durch München. Doch wie vor fünf Jahren kamen sie nicht weit. Mehrere Tausend Münchner stellten sich ihnen in den Weg und stoppten den braunen Protestzug.[…..]

Ich nenne insbesondere die 1999 erschienenen „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten.“ Tagebücher Viktor Klemperers und das 1996 herausgebrachte "Hitler's Willing Executioners" (Hitlers willige Vollstrecker) des Harvard-Professors Daniel Jonah Goldhagen, den ich das Vergnügen hatte am 04.09.1996 persönlich die Hand geben zu können.

Dazu habe ich drei Bemerkungen:

1.)

Für mich sind all diese Debatten ein gutes Zeichen und das Auftauchen der immer gleichen rechten Typen vorzugsweise aus den C-Parteien zeigt wie notwendig sie noch immer sind.

2.)

Wer oder was sollte denn so einen „Schlussstrich“ ziehen und für wen sollte der gelten? Das rechte Fußvolk beschäftigt sich ohnehin nicht mit Feuilletondebatten.

(….)  In einer der unendlich vielen Talkshowrunden zu Martin Walsers Holokaust-Keulen-Gejammer von 2002 saß Prof. Eberhard Jäckel und sagte zu einem der Protagonisten der „Schlussstrich“-Fraktion, die Beschäftigung mit dem Thema „Nationalsozialismus in Deutschland“ sei schließlich freiwillig.
Keiner sei dazu gezwungen sich damit zu beschäftigen, keiner könne einen „Schlussstrich“ verfügen und niemand könne ihn, Prof Jäckel, daran hindern weiter zu dem Thema zu forschen.

Damit war die Phantomdiskussion sehr schön entlarvt.

Es gibt selbstverständlich in Deutschland keinen einheitlichen Wissensstand.
Immer mal wieder zeigen Studien; insbesondere in der ehemaligen DDR; ein dramatisches historisches Unwissen. Breite Schichten der Jugend wissen rein gar nichts über den Zweiten Weltkrieg und das Hitler-Regime.
Andererseits gibt es natürlich eine ganze Reihe Forscher und Interessierte, die immer wieder neue Forschungsergebnisse begierig aufnehmen.
Verblüffender Weise verlangen also diejenigen einen „Schlußstrich“, bei denen bisher ohnehin noch keinerlei Informationen zu dem Thema angekommen sind, während die Personen, die überdurchschnittlich gut über jene Ereignissen informiert sind, umso mehr nach weiteren Informationen gieren.

Das erinnert mich ein wenig an Bundestagsdebatten, die ich immer wieder spannend finde.
Wer am lautesten behauptet „diese Politiker kann ich nicht mehr sehen“, ist in der Regel jemand, der ohnehin nie eine Bundestagsdebatte guckt und gar nicht weiß, daß es den Sender Phoenix gibt.

Wissen geriert Interesse, Nichtwissen geriert Desinteresse.

Je mehr Bücher man liest, desto bewußter wird einem wie wenige Bücher man bisher gelesen hat, wie viel man bisher verpasst hat. (…..)

3.)

Seit Jahrzehnten und auch über einer Dekade in diesem Blog beklage ich antisemitische Vorfälle in Deutschland.
Allein, es interessiert niemand, die Bundesregierung und insbesondere die ostdeutschen Landesregierungen tun alles dafür, um diese Vorfälle runterzuspielen und zu ignorieren. Sie schadeten dem Ansehen Deutschlands, den Einnahmen der Tourismusindustrie und überhaupt, was hätten Juden eigentlich da zu suchen, wo es bekanntermaßen gefährlich ist für sie?

(…..) Deutschland ist kein normales Land, solange sich Juden hier nicht frei bewegen können, wenn sie als solche zu erkennen sind.
Tatsächlich können Menschen aber in weiten Teilen Deutschlands nicht mit Kipa oder Schläfenlocken spazieren oder im Bus fahren, ohne gewalttätige Attacken zu erleben. Jüdische Einrichtungen müssen besonders geschützt und bewacht werden.

Wird ein deutscher Jude oder Israelischer Staatsbürger in Deutschland missbraucht, verletzt, oder verprügelt, wirft man ihm mitunter sogar vor, er habe selbst schuld. Was habe er auch ausgerechnet in Sachsen, ausgerechnet im Fussballverein zu suchen?

Immer wieder ungern erinnere ich mich an den Fall Lutz Battke, den NPD-Stadtrat, Fussballtrainer im 3000-Seelen-Städtchen Laucha an der Unstrut. 
Der Rechtsextreme Battke trainiert nicht nur die Kinder der Stadt, sondern ist außerdem Lauchas Schornsteinfeger, so daß jeder ihn kennt.

Im April 2010 geschah das Ungeheuerliche. Ein 17-Jähriger, der ebenfalls beim Lauchaer Fußballklub BSC 99 mitmachen wollte,wurde von Rechtsradikalen mit der Absicht das „Judenschwein platt zumachen“ schwer verletzt.
Angestiftet waren sie offensichtlich von ihrem Hitler-verehrenden Trainer Battke, der den Neuen aus vollem Herzen hasste, da dessen Mutter aus Israel stammt.

Als der Fall Schlagzeilen macht, stellen sich der  Präsident des BSC 99, Klaus Wege und Lauchas Bürgermeister Michael Bilstein nicht etwa vor das Opfer, sondern geben zu bedenken, was denn ein Jude ausgerechnet im Fussballverein zu suchen habe. 
Jeder wisse doch wie aktiv Trainer Battke in der rechtsradikalen Szene sei.
Einen Grund Battke zu entlassen konnten sie nicht erkennen. 
Er sei schließlich beliebt und ein guter Trainer.
Erst massiver Druck der überregionalen Presse sorgte schließlich dafür, daß Verein und Bürgermeister einknickten und Battke Ende August 2010 doch noch als Trainer entließen. 

Nicht allen Lauchanern gefiel das, Hunderte solidarisierten sich mit dem Geschassten.
Ende 2010 geht Battke sogar in das Rennen um das Bürgermeisteramt. Bei den Kommunalwahlen 2009 hatte die NPD in Laucha 13,5 % erreicht. Kandidat Battke konnte das Ergebnis verdoppeln. (…..)

Solange Deutschland nicht in der Lage oder nicht willens ist die körperliche Unversehrtheit von Schwulen, Dunkelhäutigen oder Juden überall zu garantieren, ist Deutschland kein Land, welches anderen Ländern Vorhaltungen machen darf.

Selbst im liberalen Hamburg wird jüdischen Schülern dringend empfohlen auf dem Weg zu Schule keine Kipa zu tragen, weil dies zu gefährlich wäre.

In Berlin-Friedenau mußte jetzt ein 14-Jähriger die Schule verlassen, weil er Jude ist.Seine Großeltern hatten knapp den Holokaust überlebt und nun ist es wieder nicht sicher für ihren Enkel in Deutschland.
Wo leben wir denn?(….)

Kein C-Politiker fühlte sich jemals bemüßigt deswegen irgendetwas zu unternehmen. Im Gegenteil, die CSU kuschelt öffentlich und demonstrativ mit dem großen Antisemiten Viktor Orban.

Und nun passiert etwas Erstaunliches:
Ein Teil der antisemitischen Attacken wird von Muslims oder Flüchtlingen aus dem Nahen Osten begangen, die extreme Vorbehalte gegenüber der Israelischen Politik von zu Hause mitbringen.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen:
Auch ich erachte die Politik der derzeitigen konservativ-rechtsextremen israelischen Regierung unter dem korrupten Trump-Fan Bibi Netanjahu als grundfalsch und spektakulär amoralisch.
Dafür ist aber weder jeder einzelne Jude noch jeder einzelne Israelis verantwortlich und schon gar nicht ist das eine Rechtfertigung dafür Israelis oder Juden tätlich anzugreifen.

Wie viele der antisemitischen Straftaten in Deutschland von Migranten mit Muslimischen Hintergrund begangen werden ist unklar.
Ganz offensichtlich handelt es sich aber um eine kleine Minderheit.

[….] Antisemitische und antiisraelische Straftaten nehmen in Deutschland wieder zu. Wie aus einer am Freitag veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage der Grünen-Fraktion hervorgeht, wurden in diesem Jahr bis zum 28. August 681 Straftaten gemeldet. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 654 entsprechende Straftaten. Der Grünen-Politiker Volker Beck geht allerdings von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) forderte einen entschiedenen Einsatz gegen Antisemitismus.
Den Angaben der Bundesregierung zufolge wurden unter anderem 434 Fälle von Volksverhetzung, 15 Gewaltdelikte sowie 70 Fälle, die Sachbeschädigung betreffen, gezählt. Weitere Delikte betreffen etwa die Störung der Totenruhe oder Nötigung. Mehr als 90 Prozent der Straftaten wurden von deutschen Staatsangehörigen verübt. 312 von 339 Tatverdächtigen waren Deutsche. Andere Straftäter kamen aus der Türkei, aus Tunesien, aus Algerien, Afghanistan oder Polen.[….]

[….] Pro Tag im Schnitt vier antisemitische Straftaten
Im vergangenen Jahr stellte die Polizei insgesamt 1453 antisemitische Delikte fest. "Die Dunkelziffer dürfte beträchtlich höher sein", sagt Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau.[…]

Die Auseinandersetzung mit Rechtsradikalen und deren Enablern in CSU, AfD, PI, PP, JF und Co bleibt weiterhin aus.
Das interessiert immer noch keinen.
Aber die rund zehn Prozent der Täter, die islamischen Glaubens oder orientalischer Herkunft sind, kommen uns wie gerufen.
Endlich ist mal jemand anders Schuld.
Da kann man so wunderbar sein Maul aufreißen, nach harten Strafen und Ausweisungen schreien.
Da werden gleich mutige Leitartikel verfasst und Daumen in die Wunden gelegt.

[….] Schmeißt den Gürtelschläger aus dem Land! [….]
Bei uns werden Menschen, die jüdische Symbole tragen, bepöbelt oder geschlagen. Bei uns werden in vielen Moscheen antisemitische Klischees gepredigt. Bei uns brauchen alle jüdischen Einrichtungen Polizeischutz. Bei uns ist an vielen Schulen mit hohem muslimischen Anteil „Jude“ ein Schimpfwort.
[….] Wer aber gegen Juden hetzt, sie bedroht oder angreift, ist in diesem Land nicht willkommen! Konsequenterweise heißt das: Wer sich so verhält und – wie der mutmaßliche Täter von Berlin – keinen deutschen Pass hat, gehört ausgewiesen!
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Die anderen 1453 antisemitischen Vorfälle allein im Jahr 2017 waren ihr egal, aber nachdem ein 19-jähriger Syrer der mutmaßliche Täter ist, meldet sich sogar Merkel zu Wort.

[….] Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach dem Angriff auf zwei Kippa tragende junge Menschen in Berlin ihre Entschlossenheit im Kampf gegen Antisemitismus bekräftigt. Es sei ein "schrecklicher Vorfall", sagte die Kanzlerin am Mittwoch in Bad Schmiedeberg nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der ostdeutschen Bundesländer. "Der Kampf gegen antisemitische Ausschreitungen muss gewonnen werden."
[….] Dagegen müsse "mit aller Härte und Entschlossenheit" vorgegangen werden. [….]

Verteidigung einer Religion.

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Das ist doch lächerlich.
Um mit meinem Landmann Donald T. zu sprechen: Niemand ist so hart gegenüber Religionen wie ich.
Seit Dekaden rede, schreibe und diskutiere ich täglich gegen alle metaphysischen Ideologien an, werbe für Humanismus, Aufklärung, Säkularismus und vor allem Atheismus.
Agnostiker sind für mich die albernsten Gestalten.
Gerade genug verstand, um religiöse Gaga-Lehren anzuzweifeln, aber nicht das Rückgrat, um auf eigenen Füßen zu stehen.

Ich lehne alle Religionen ab. Aber ich räume den polytheistischen Lehren grundsätzlich ein größeres Maß an Toleranz ein, als den monotheistischen Extra-Ecclesiam-Nulla-Salus-Lehren ein.
Der spezifisch destruktive Kern der abrahamitischen Religionen liegt ja gerade in ihrem exkludierenden Geist. Wir sind besser als die“ zum Dogma erhoben, muss zu dem Unfrieden und Krieg führen, den wir auch tatsächlich als Dauerzustand erleben seit Pharao Echnaton, der von 1353–1336 v. Chr. regierte, das erste mal erklärte es gäbe nur einen Gott, nämlich Aton und damit alle anderen zum Abschuss freigab.

Christentum, Islam und Judentum sind für mich die unangenehmsten Religionen.
Von den Dreien klammere ich aber oft das Judentum aus, weil es wenigstens auf den brutalsten Aspekt, die Missionierung verzichtet.
Juden sind nie losgezogen, um sich ganze Kontinente untertan zu machen, Völker zu versklaven, Genozide anzuzetteln.
Juden werfen keine Ungläubigen auf Scheiterhaufen, halten keine Auto Dafés ab, führen keine Inquisitionen durch, ziehen nicht zu Kreuzzügen los, um über 200 Jahre ganze Landstriche leerzumetzeln.

All das macht die abstrusen Leeren, nach denen ultraorthodoxe Juden leben auch nicht sympathischer. Aber der Verzicht auf Missionierung führte auch dazu, daß es mit etwa 14 Millionen Juden weltweit verglichen mit den Milliardenreligionen Christentum und Islam eine zu vernachlässigende Größe ist.

Mein kritisches Hauptaugenmerk richtet sich daher auf die letztgenannten beiden Großzweige der Abrahamiten.
Dabei beschäftige ich mich aus zwei Gründen erheblich mehr mit dem Christentum.
Erstens soll man vor seiner eigenen Haustür kehren und ich stamme väterlicherseits aus einer katholischen Familie, lebe in einem christlichen Land, das von Christen regiert wird.
Zweitens ist das Christentum über die letzten 2.000 Jahre gemittelt klar die bösartigere und destruktivere Religion, die erheblich mehr Todesopfer gefordert hatte.
Das Christentum ist klar intoleranter und menschenfeindlicher, hat unfassbare Großverbrechen im Namen Gottes begangen.
Allein 100 Millionen indigene Menschen fielen christlichen Conquistadores in Amerika zum Opfer; Christen rotteten aber auch fast alle anderen Urvölker in Afrika und Australien aus, zerstörten auf allen Kontinenten die anderen Kulturen für immer.

Die Kalifenherrschaft war hingegen sehr viel humaner, toleranter und wissenschaftsorientierter.

(…..) In den Kalifaten mit Sitz in Bagdad und Konstantinopel, denen Abu Bakr al-Baghdadi nun nacheifert wurde erheblich liberaler geherrscht, als es der IS jetzt tut. Und natürlich auch erheblich liberaler, als es Christliche Herrscher der Zeit taten.
Es gab bei Hofe berühmte schwule Dichter, jüdische Minister und Christliche Gelehrte. Deswegen haben wir ja jetzt in Syrien, Irak und Ägypten Millionen Christen!

 […] Mehr als 750 Jahre ist es her, dass zuletzt ein Kalif am Tigris regierte. […] Das Leben am Hofe der Kalifen von Bagdad hatte nur wenig gemein mit dem, was die Dschihadisten unter einer islamischen Ordnung verstehen. Die Hauptstadt des Reichs war jahrhundertelang nicht nur das Zentrum der Wissenschaften und Künste, sondern auch ein Sündenbabel.
Viele Kalifen, in deren Fußstapfen nun die ISIS-Terroristen treten wollen, liebten den Wein und junge Männer. Und sie beschäftigten Hofpoeten, die das ausschweifende Leben am Tigris-Ufer in Verse packten. Der bekannteste Dichter jener Zeit war Abu Nuwas, der Ende des achten, Anfang des neunten Jahrhunderts zu Zeiten des legendären Kalifen Harun al-Raschid lebte und ein enger Vertrauter des Herrschers war. Er verfasste viele Wein- und Liebesgedichte, zumeist in homoerotischer Form. […] Der Sohn von Harun al-Raschid und Nachfolger auf dem Kalifenthron, al-Amin, trieb es noch bunter. Laut den Überlieferungen der Hofschreiber unterhielt er einen ganzen Harem mit jungen Männern und ließ allabendlich Eunuchen für sich tanzen und singen. […] Alkohol und Glücksspiel waren keineswegs nur das Privileg der reichen Oberschicht. Auch das gemeine Volk zog es in Trinkhäuser und Cafés, in denen es Wein tranken und Backgammon spielte.
Jenseits dieser Ausschweifungen war Bagdad im achten und neunten Jahrhundert unter den Kalifen die Welthauptstadt für Astrologen und Mediziner, Philosophen und Mathematiker. Christliche und Jüdische Wissenschaftler hatten daran entscheidenden Anteil. Und die Stadt war nicht zuletzt Austragungsort erhitzter innerislamischer Debatten über den Koran. […]

„Der Islam“ war tolerant und duldete nicht nur Andersgläubige, sondern fühlte sich verpflichtet sie aus Gastfreundschaft zu schützen.
Das berühmteste Beispiel dafür ist sicherlich die Maurische Hochkultur in Spanien, als unter Islamischer Kontrolle Wissenschaft und Kunst aufblühten, weil Christen und Juden akzeptiert waren. Dadurch konnten sich im schönsten Multikulti die Wissenschaften gegenseitig befruchten. Daher waren Astronomie, Mathematik und Medizin in Islamischen Herrschaftsbereich Jahrhunderte vor dem Christentum in Nordeuropa.

Die iberische Halbinsel erlebte in den sieben Jahrhunderten maurischer Herrschaft eine beispiellose kulturelle Blüte, bevor mit Isabella der Katholischen alles zerschlagen wurde, Inquisition und Judenverfolgung das Bild bestimmten.
Blüte ist durchaus wörtlich zu verstehen - die islamischen Einwanderer hatten nämlich auch den Blumentopf erfunden und brachten bunte Pflanzen nach Spanien. Sie legten Gärten an.
Ebenfalls aus Arabien importiert wurde die Gitarre - man stelle sich den Flamenco ohne Gitarren und bunte Stoffe vor - so sähe er wohl heute aus, wenn Spanien nur unter Christlichen Einfluss gestanden hätte.

Weitere heute nicht mehr wegzudenkende islamische Errungenschaften sind:
Mehrstöckige Architektur, Burgenbau, Liedgut, Farbige Stoffe, Zuckerrohranbau, Schulwesen, Übernahme der Papierproduktion aus China, Brieftaubenkommunikation, Schach, Kristallglas, golddurchwirkte Stoffe, Muster.


Die Christen sind beleidigt, ob ihrer eigenen Doofheit.

Die Araber brachten eine derartige Hochkultur hervor, daß die wissenschaftsfeindlichen Christen im Vatikan dies als eine Bedrohung ansahen, auf die sie mit Gewalt reagierten.

Die Kirche fängt an, Forschung mit arabischen Grundlagen zu verbieten und lässt Forscher deswegen in den Kerker werfen oder sogar mit dem Tod bestrafen.
Die Kirche beginnt ihre Weltzensur gegen die überlegene islamische Lebensweise und technische Entwicklung.

500 Jahre Krise nannte Sebastian Schoepp seine feuilletonistische Analyse dieses destruktiven Christlichen Debakels in Spanien.

Es ist also unerfreulicher heute im IS zu leben als in einem christlichen Land, aber das liegt NICHT daran, daß „der Islam“ oder „der Koran“ grundsätzlich rückwärtsgewandter oder intoleranter als Christentum und Bibel sind.

Bei den Christen hingegen wurden Anders- und Ungläubige NICHT toleriert. Das konnte man wiederum perfekt nach der Vertreibung der Mauren aus Spanien erleben. Unter Isabella, der Katholischen kamen nämlich alle Ungläubigen, inkl „getaufter Juden“ gleich auch den Scheiterhaufen. (…..)

Meine politischen und intellektuellen Anstrengungen richten sich gleichermaßen gegen alle Religionen.

Da ich im Jahr 2018 aber eine so extreme Islamophobie in Amerika und Europa erlebe, beinahe jeden Tag nicht nur fanatische Rechte wie den PP-Blogger wider die Muslime hetzen höre, sondern dies von C-Politikern ebenfalls laut aufgesagt wird, fühle ich mich als Humanist natürlich veranlasst Partei für die Gescholtenen zu ergreifen.


Wenn eine herrschende Mehrheitsgesellschaft unablässig auf eine 4%-Minderheit im Lande eindrischt kann ich nicht anders als mich mit den Attackierten zu solidarisieren.
Zu meinem Verständnis von Religionsfreiheit und Liberalismus gehört es auch für die Rechte Andersdenkender und Andersglaubender einzutreten.

 [….] In Deutschland leben laut der Wochenzeitung „Die Zeit“weniger Muslime als bisher vermutet. Nur 2,7 Millionen Erwachsene sind demnach muslimischen Glaubens. Das entspricht 4,3 Prozent der erwachsenen Bevölkerung, wie die Zeitung unter Berufung auf Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) meldete.
Gemäß der DIW-Erhebung ist der Anteil der Muslime insbesondere im Osten äußerst gering. Rund 150.000 Erwachsene in Ostdeutschland oder 1,2 Prozent der Bevölkerung geben als Religionszugehörigkeit den Islam an. Ohne Berlin sind es etwa 80.000 oder 0,8 Prozent der ostdeutschen Erwachsenen. Im Westen sind der Erhebung zufolge 2,5 Millionen oder 5,1 Prozent der Volljährigen muslimischen Glaubens. [….]
(FAZ, 18.04.2018)

Diese 2,7 Millionen Menschen sind nicht „der Islam“, sondern 2.700.000 verschiedene Individuen, die aus unterschiedlichen Gründen zu einer Religion bekennen, die sie alle höchst unterschiedlich auslegen.
Einige sind hochspirituell, für andere ist der Islam Teil der Kultur, einige zeigen sich vollverschleiert, andere kleiden sich sexy mit offenem Haar.

So unsympathisch mir die Religion sein mag, so wenig gilt das für Einzelindividuen, deren Gründe für ihre Religionszugehörigkeit ich manchmal nachvollziehen kann. Die ich manchmal auch für völlig unverständlich halte.

Einige der nettesten und fürsorglichsten Menschen, die ich kenne, sind katholisch, andere muslimisch.
Zur Toleranz gehört es ihren Glauben zu akzeptieren, auch wenn ich ihn persönlich völlig absurd finde.

Verteidigung einer Religion – Teil II

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Helmut Schmidt erzählte oft, daß er als Jugendlicher so aufwuchs, daß man „mit denen“ nicht verkehrt.
„Die“, das waren die Katholiken. Vor hundert Jahren waren die Konfessionen noch streng getrennt, beide Kirchen verboten Mischehen.
Eine völlig normale Sichtweise für eine Religion, die nach dem großen Schisma einen ganzen Kontinent weitgehend entvölkerte.

Die Trennung der Konfessionen war dabei mit Nichten nur ein Verwaltungsakt, nach dem man ähnlich wie CDU und CSU weiter zusammenarbeiten konnte.
Nein, die Vertreter der Nächstenliebe-Religion begannen fast sofort damit sich gründlich gegenseitig zu hassen und zu bekämpfen.
Nach 100 Jahren Streit kam es zur totalen Eskalation.
Europa wurde in ein 30 Jahre währendes Blutbad verwandelt.

"Hans Philipp Goßmann von Spachbrücken zu Tod geschlagen. Hans Gerhards schwangeren Frauen die Rippen entzweigeschlagen, dass sie bald gestorben. Jakob Hans Frau zu Tod geschändet. Hans Simon mit dem Gemächt ufgehängt und vollends erschlagen ... Summa: 18 Personen", endet die "Schadensliste", die man nach einem Überfall der kaiserlichen Soldaten auf das hessische Reinheim im Mai 1635 bei der zuständigen Obrigkeit einreichte.
Der Dreißigjährige Krieg zeigt sich in solchen Beispielen als Krieg schlechthin: erschlagene, gefolterte, vergewaltigte Unbeteiligte. Ausgebrannte Städte, verwüstete Dörfer, kahlgefegte Äcker. Hungersnöte, Seuchenzüge. Wer da noch lebte, lebte nicht mehr lange: "Wir Leut leben wie die Tier, essen Rinden und Gras", heißt es in einem Bibeleintrag aus den zerstörten Dörfern der Schwäbischen Alb gegen Ende des Krieges. Man ernährte sich von Eicheln und Kleie, briet Ratten, Katzen, Hunde und krepierte Pferde. [….]

In den letzten Tagen habe ich mich mal wieder etwas genauer in den 30-Jährigen Krieg (1618 bis 1648) hineingelesen.
Es war bekanntlich der schwerste Religionskrieg, der jemals in Europa tobte.
Protestanten und Katholiken haben so lange aufeinander eingedroschen, bis das „heilige römische Reich deutscher Nationen“ entvölkert und verwüstet war.
Die Hälfte der Deutschen Gesamtbevölkerung wurde massakriert oder fiel Seuchen zum Opfer, die Zivilisation wurde um 100 Jahre zurück geworfen.
Die Bauernhöfe waren verwaist, der Viehbestand nahezu komplett ausgerottet.

Der Mega-Religionskrieg bescherte uns Begriffe wie „magdeburgisieren“.
Magdeburg war damals eine von den Bischöfen unabhängige Stadt mit 30.000 - 40.000 Einwohnern, die versuchte neutral und friedlich zu bleiben.
Das gefiel den Katholiken natürlich überhaupt nicht und so schickt im April 1631 die katholische Majestät Kaiser Ferdinand II den kaiserlichen Befehlshaber Tilly, der die Stadt bis auf die Grundmauern zerstört und seine Truppen anschließend so lange plündern, morden und vergewaltigen läßt, daß nach einer Zählung aus dem Jahr gerade noch 468 Magdeburger leben.

Es war aber auch nicht alles schlecht am 30-Jährigen Krieg.
Da es weit über 200 Jahre brauchte, bis die Bevölkerungszahl wieder auf den Stand vom Beginn des 17. Jahrhunderts angestiegen war, kam es zu einer großartigen Verwaldung der ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Die menschengemachte Monokultur verschwand zugunsten eines intakten Ökosystems aus Urwäldern.

Und wer hat Schuld am 30-Jährigen Krieg?

Dazu gibt es selbstverständlich ein ganzes Bündel Ursachen aus unterschiedlichen Machtinteressen.

Zwei Hauptschuldige will ich aber hervorheben.

Erstens der tiefsitzende Menschenhass der Horrorreligion des Katholizismus.
Es war die katholische Kirche, die das Rad der Zeit zurückdrehen wollte und mit ihrer Marionette Ferdinand II ganz Europa rekatholisieren wollte.

Das Restitutionsedikt war eine von Kaiser Ferdinand II. am 6. März 1629 erlassene Verordnung, mit der ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Es setzte damit die katholische Interpretation des Augsburger Religionsfriedens (1555) durch.
(Wikipedia)

Die RKK war dermaßen blutrünstig, daß sie selbst nachdem schon der halbe Kontinent verwüstet war erbittert Propaganda gegen diejenigen betrieb, welche auch nur an einen Frieden dachten.
Insbesondere die Jesuiten und der Pater am Kaiserlichen Hof, Johannes Weingarten empörten sich ab dem Jahr 1633 über den katholischen Heerführer Wallenstein, der "den Krieg vernachlässige“ und nicht mehr die rechte Lust verspürte Protestanten zu massakrieren.

Als auch noch Gerüchte auftauchten Wallenstein wolle Friedensverhandlungen beginnen, hetzten die katholischen Geistlichen so gegen den Kriegsmüden, daß sie seine Ermordung durchsetzen konnten.

Die zurückhaltende Art seiner Kriegführung während des zweiten Generalates [Wallensteins], seine Friedenspolitik und die dadurch hervorgerufene Sorge um den Triumph der katholischen Idee ließen am Hofe bald eine starke Partei gegen ihn erstehen, an der Spitze der Sohn des Kaisers, der spätere Ferdinand III. Sie gewann im Laufe der Zeit einen entscheidenden Einfluß auf den schwachen und schwankenden Kaiser, zumal in ihr Männer wie der bayerische Kurfürst, der böhmische Oberste Kanzler Slawata, die Jesuitenpatres Lamormaini, der Beichtvater, und Weingartner, der Hofprediger, mit Leidenschaft gegen Wallenstein wirkten.
(Uni Giessen.de)

Die zweite Hauptschuld liegt in den Charakteren der handelnden Personen, die einfach keine netten Menschen waren.

Das betrifft die katholischen Heerführer und Kriegsverbrecher Johann t’Serclaes Graf von Tilly (1559-1632) und Albrecht Wenzel Herzog von Wallenstein, sowie auch den legendären Schwedischen König Gustav II. Adolf, (1594-1632).

Erst als Bundeskanzler lernte Schmidt durch seine großartige Freundschaft mit dem fast auf den Tag gleichaltrigen hochgebildetem Muslim und Friedensnobelpreisträger Muhammad Anwar as-Sadat die vielen Gemeinsamkeiten von Islam und Christentum kennen, erfuhr, daß es sich um Schwesterreligionen mit einem gemeinsamen Stammvater Abraham handelte.

Helmut Schmidt, der dieses Jahr 100 geworden wäre, wuchs zu einer Zeit auf, als das Bildungssystem noch so mangelhaft war, daß man kaum über seinen Tellerrand hinausblickte mit normaler Schulbildung.
Man wußte nichts über vergleichende Religionswissenschaft. Und es gab auch so gut wie gar keine Muslime in Deutschland. Ebenso weinige wie Atheisten. Man war ein Christian-only-country, das all diese Megaverbrechen beging, die ihm Holocaust und der Ausrottung nahezu der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas endete.
Schmidt stieß also bei seinen tiefen Gesprächen mit Sadat auf etwas Neues und da er sehr intelligent und wissbegierig war, lernte er nicht nur alles über das Judentum und den Islam; er sog auch alle Informationen über den Buddhismus und Hinduismus ein, wurde zu einem regelrechten Experten für den Konfuzianismus.

Im 21. Jahrhundert ist die Situation natürlich eine völlig andere.
2,7 Millionen erwachsene Muslime leben in Deutschland;alle Informationen zu den Religionen sind frei zugänglich, in unendlich vielen Büchern auf Deutsch publiziert und zudem auch seit Dekaden täglicher Gegenstand feuilletonistischer Debatten.
Für Erwachsene mittleren Alters des Jahres 2018 erfordert es anders als für die 1918 Geborenen schon eine gewaltige Portion Ignoranz und Borniertheit gar nichts über den Islam zu wissen.

Aber dafür haben wir in Deutschland die CSU-Politiker, deren Unwissen und Unwillen irgendetwas zu wissen nach wie vor unübertroffen ist.

Schwer vorzustellen, aber wahr, es gibt deutsche Spitzenpolitiker, die nach vielen Jahren als Minister immer noch tumb verbreiten, der Islam wäre irgendwas archaisch-mittelalterliches, das eben wie das Christentum vor 300 Jahren noch nicht durch die Aufklärung gegangen wäre.

Bei Alexander Dobrindt und Horst Seehofer bin ich sogar geneigt ihnen zu glauben, daß sie wirklich so ungeheuer verblödet sind und nicht etwa wider besseres Wissen dieses Zerrbild zeichnen, um ihre braune Basis zu triggern.

Zunächst einmal sollte man den CDUCSU-Herren erklären, daß die Aufklärung und die Werte der Demokratie, auf die man nun so stolz pocht, nicht etwa „aus dem christlich-jüdischen Erbe“ entstanden, sondern ganz im Gegenteil gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen durchgekämpft werden mussten.

Ein Treppenwitz, daß es zum Beispiel einer 1978 im Münsterländischen Ahlen geborene Muslimin bedarf, um Herrn Dorbindt die elementarsten Dingen zu erklären. Schließlich liest er auch nicht meinen Blog, in dem das ebenfalls seit immer thematisiert wird.

[….] Fakt ist: Die Entwicklungen in der islamischen Welt lassen sich nicht mit denen Mitteleuropas gleichsetzen. Die Ausgangspunkte sind gänzlich anders gelagert. Die Aufklärung ist nicht aus dem Christentum heraus entstanden, sondern im harten Ringen mit dieser Religion. Im Islam war diese Konfrontation so nicht nötig. Aussagen, wonach der Islam keine Phase der Aufklärung wie Europa gehabt und sich deshalb nicht im selben Maße weiterentwickelt habe, kommen daher nur zustande, wenn man ohne islamwissenschaftliches Hintergrundwissen durch eine sehr trübe christlich-abendländische Brille blickt.
Vernunft, Erkenntnis, Naturwissenschaft, Freiheit, Toleranz: Das waren Schlagwörter der europäischen Bewegung, die Immanuel Kant in diesem Satz auf den Punkt gebracht hat: “Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ In diesem Sinne ist Aufklärung im Koran bereits enthalten, oder er widerspricht ihr zumindest nicht. Im Koran geht es stets darum, dass der Mensch lernen soll, mündig zu sein und sich vernünftig zu verhalten. [….]

Wegen dieser islamischen Grundeinstellungen konnten die Erkenntnisse der Antike überhaupt weiterentwickelt werden.
Während des 1000-jährigens dunklen christlichen Mittelalters hatte sich gezeigt, was „Kirche pur“ bedeutet: Reine destruktive Wissenschaftsfeindlichkeit.

(…..)Das Christentum ist eine derart destruktive Religion, daß es über 1000 Jahre alles zerstörte, was unsere Wurzeln ausmacht.
Wie verdanken das Wissen um unsere eigene Geschichte und unser geistiges Fundament ausdrücklich dem Islam,der rettete, als das Christentum nur zerschlug und vernichtete.

Zum Glück gibt's den Islam
 […]  Das echte "finstere Mittelalter" Europas lag etwa zwischen dem vierten und dem achten Jahrhundert nach Christus. Damals hatte das Christentum sich in weiten Teilen Europas verbreitet, und seine Verfechter und Verteidiger begannen mit etwas, das man heute eher mit den Taliban assoziieren würde als mit dem christlichen Abendland: der systematischen Vernichtung von Kulturgütern.
Christliche Herrscher und Kirchenführer sorgten beispielsweise dafür, dass in West- und Osteuropa massenweise Bücher verbrannt wurden, ganze Bibliotheken opferte man der höheren Ehre Gottes. Alles Wissen jenseits der Bibel und theologischer Abhandlungen galt als gefährlich, weil es den Glauben hätte in Frage stellen können. Viele Schriften griechischer Philosophen und Dramatiker, natur- und geisteswissenschaftliche Abhandlungen konnten nur überleben, weil Gelehrte in den Osten flohen, Wissen und Bücher mitnahmen. "Über diese verschlungenen Pfade sollten also Araber Aristoteles und all die Schätze der griechischen Wissenschaft erben", schreibt Peter Watson in seiner grandiosen Welt-Kulturgeschichte "Ideen".
Aristoteles' Dialektik etwa sei im christlichen Denken geächtet worden, "weil ein Dialog mit Gott schlicht als unvorstellbar empfunden wurde". So kam es, "dass Aristoteles' Werke - mit Ausnahme von zwei seiner Abhandlungen über die Logik - aus dem Abendland verschwanden und uns nur erhalten blieben, weil sie von arabischen Übersetzern gehortet wurden". Andere Werke verschwanden vollständig. Sophokles etwa hat wohl mindestens 123 Dramen geschrieben - ganz erhalten sind gerade einmal sieben davon, ebenso wenige von Aischylos.
Die christlichen Kulturvernichter leisteten ganze Arbeit, auch später noch einmal, als im Zuge des byzantinischen Bilderstreits im achten und neunten Jahrhundert massenweise Kunstwerke zerstört wurden, weil die aktuelle religiöse Doktrin sie als Götzenbilder verdammte. […] Hätten Araber und Perser nicht viele antike Schriften gerettet, noch weit mehr von der Geistesgeschichte des Abendlandes wäre verlorengegangen. Zu unserem Glück flossen die Ideen und das Wissen schließlich aus dem arabisch-persischen Raum zurück nach Europa. […] Anders als im christlichen Abendland herrschte in der arabischen Welt damals nämlich vergleichsweise weitgehende religiöse Toleranz. […]
Nichtmuslime standen sogar unter dem Schutz der jeweiligen Herrscher, solange sie sich an bestimmte Regeln hielten. […]

(…..) „Der Islam“ war tolerant und duldete nicht nur Andersgläubige, sondern fühlte sich verpflichtet sie aus Gastfreundschaft zu schützen.
Das berühmteste Beispiel dafür ist sicherlich die Maurische Hochkultur in Spanien, als unter Islamischer Kontrolle Wissenschaft und Kunst aufblühten, weil Christen und Juden akzeptiert waren. Dadurch konnten sich im schönsten Multikulti die Wissenschaften gegenseitig befruchten. Daher waren Astronomie, Mathematik und Medizin in Islamischen Herrschaftsbereich Jahrhunderte vor dem Christentum in Nordeuropa. (…..)

Auch diese Informationen werden seit Jahren öffentlich in Zeitungen, Podiumsdiskussionen, TV-Dokumentationen erörtert.
Man kann nur staunen wir völlig erkenntnisresistent AFDPCDUCSU-Politiker durch die Welt taumeln.

[……] In der islamischen Welt lebte der hellenistische Geist fort – mit konkreten Folgen: Während im mittelalterlichen Europa brutale inquisitorische Methoden die einzig wahre Lehre von Gott durchsetzen sollten, war in der islamischen Welt die friedliche Koexistenz unterschiedlicher religiöser Auffassungen ohne Bevorzugung einer einzigen gang und gäbe. Die Wissenschaft spricht hier von Ambiguitätstolerenz, ein Begriff, den Thomas Bauer von der Uni Münster geprägt hat: Keiner hatte die Hoheit über die Religionslehre. Streit im Guten, das Suchen nach Wissen: Das war Jahrhunderte lang Ausdruck islamischer Kultur – ganz anders als in Europa.
Auch in Sachen Toleranz irrt Alexander Dobrindt gewaltig. Im Vergleich zu Europa war die islamische Welt da geradezu vorbildlich. Daran ändert auch nichts, dass Andersgläubige von den höchsten politischen Ämtern ausgeschlossen waren. Welche frühe Kultur hätte jemals Andersgläubige in staatliche Spitzenämter gelassen? Juden zum Beispiel mögen in islamischen Ländern zwar durch die ihnen auferlegte Kopfsteuer (Dschizja) Bürger zweiter Klasse gewesen sein – aber immerhin waren sie Bürger. Ein Status, der ihnen im europäischen Mittelalter versagt wurde. Schlimmer: Dort wurden sie immer wieder brutal verfolgt. Unter der Herrschaft des Islams dagegen konnten jüdische und christliche Gelehrte in der Regel unbeschadet und geachtet wirken. [….]

Den Krieg trugen erst die christlichen Kreuzzügler in die Islamische Welt.
Sie lehrten die Welt Intoleranz.
Die Christen gingen dabei so nachhaltig zerstörerisch vor, daß man noch heute beispielsweise eine radikale und tödliche Homophobie in fast ganz Afrika erlebt, die keineswegs endemisch für den Kontinent ist. Ganz im Gegenteil, es waren die christlichen Missionare, die über 200 Jahren voller Entsetzen über die Schwulentoleranz der afrikanischen Völker Mord und Todschlag einsetzten, um diesen Kulturen das Humane auszutreiben, sie zu versklaven und zu radikalen Homophoben umzuformen; kurz zusammengefasst: zu Christianisieren.

Was Dobrindt, Spahn und Seehofer sehen ist eine unfreie zunehmend islamistische Gesellschaft in den heutigen Golfmonarchien und nordafrikanischen Diktaturen.
Niemand kann bestreiten, daß Frauen- und Homorechte in Saudi Arabien oder Mauretanien unterentwickelter sind, als im christlich geprägten Europa.

Genauer gesagt gibt es in den säkulareren Ländern Europas die heute bejubelte Toleranz. Die Länder, die sich wie Russland, Ungarn und Polen wieder stark mit den christlichen Kirchen identifizieren, schaffen auch gleich wieder Schwulen- und Frauenrechte ab.

Diese „Rückständigkeit“ der heutigen islamischen Länder ist aber eben nicht grundsätzlich im Islam verwurzelt – die Geschichte beweist das Gegenteil.
Aber auch der Islam litt unter einem Schisma, welches die Christen insbesondere im 30-Jährigen Krieg ausfochten.
(In Nordirland ermorden sich Protestanten und Katholiken bis ins 21. Jahrhundert gegenseitig)

[…..] Ein halbes Jahrtausend des Glanzes bescheinigt de Bellaigue der islamischen Welt im Anschluss an Mohammeds Tod im Jahr 632. Der christlichen Zivilisation sei man in vielem voraus gewesen, habe nicht nur in der Mathematik, Medizin oder Baukunst brilliert. Doch die Spaltung in Sunniten und Schiiten leitete den Niedergang ein, es folgten die christlichen Kreuzzüge und damit der Zweifel an der Gunst Gottes. Die Konsequenz: der Verlust von "Originalität und Finesse" sowie eine selbst auferlegte Isolation, etwa durch das Verbot der aus Europa kommenden Druckerpresse. [….] Welche progressiven Geister die muslimische Welt dann jedoch im 19. Jahrhundert erlebte, als sie sich wieder Einflüssen von außen öffnete, führt de Bellaigue am Beispiel der Metropolen Kairo, Istanbul und Teheran vor. Erneuerer wie Rifaa al-Tahtawi, Namik Kemal oder Mirza Saleh dürfte hierzulande kaum jemand kennen, in Nahost trieben sie die Moderne entscheidend voran. Pioniere auf den Gebieten der Bildungspolitik, der freien Presse und der Frauenrechte, die etliche ihrer Ideen von Reisen nach Europa mitbrachten, sogar die Marseillaise ins Türkische und Arabische übersetzten. […..]
(SPON über „Die islamische Aufklärung: Der Konflikt zwischen Glaube und Vernunft“ von Christopher de Bellaigue, 21.04.2018)

Wäre man mal lieber nicht Untertan einer Religion gewesen.
Historisch betrachtet halte ich den Islam für besser als das Christentum.
Aber deswegen ist er noch lange nicht gut.
Gut kann nur eine religionsfreie Gesellschaft sein.

Endgültig den Garaus machte die Christen der islamischen Liberalität dann Anfang des 20. Jahrhunderts, als sie alle Länder unter islamischer Dominanz zerschlugen, ausraubten und nach purer westlicher Willkür neue Grenzen in den Wüstensand zeichneten.
Das Sykes-Picot-Abkommen vom 16. Mai 1916 halte ich immer noch für eine der ganz großen Ursünden der christlichen Welt.
Ein, oder vielleicht das entscheidende christliche Verbrechen gegen den Islam, von dem Herr Dobrindt aber offensichtlich ebenfalls nicht die geringste Ahnung hat.
Voller Ignoranz legten Europa und die USA den gesamten Nahen Osten für die nächsten hundert Jahre potentiell in Flammen.

Die muslimischen Menschen mussten zusehen, wie ihre Welt zerschlagen wurde von den Kräften, die sich als Demokratien verstanden und westliche Werte predigten.
Es gab nur eine einzige Opposition gegen die westlichen Verbrechen – angeführt von den Muslimbrüdern.

[…..] De Bellaigue nennt den Ersten Weltkrieg eine "Wasserscheide in der Geschichte der islamischen Aufklärung". Die Begeisterung für liberale Werte und einen säkularen Staat endete jäh, stattdessen formierten sich reaktionäre Gegenbewegungen - etwa zu Atatürks Reformen, die mit der Gründung der Republik Türkei eine Trennung von Religion und Staat vorsahen. Den Islamismus als radikale Form des politischen Islam sieht de Bellaigue so als Folge der Zerstückelung des Osmanischen Reichs.
Den Modernisierungsprozess des Islam vergleicht De Bellaigue mit einem Tier, das eine Lobotomie erlitten hat: Äußerlich scheint alles in Ordnung, innerlich leidet es unter schweren Störungen.
Zugleich begeht der Autor aber nicht den Fehler, die Entwicklung der islamischen Welt allein im Hinblick auf ihre Aneignung christlich-europäischer Werte zu beurteilen. Sein historischer Blick macht vielmehr deutlich, wie der Westen gerade durch die Einmischung den Nationalismus stärkte: Ägypten etwa habe sich nach dem Ende der britischen Besetzung 1922 in einen arabischen Chauvinismus geflüchtet; denn der Liberalismus war durch die Kolonialmacht diskreditiert. Islamismus geriet so zur "Widerstandsideologie". [….]
(SPON über „Die islamische Aufklärung: Der Konflikt zwischen Glaube und Vernunft“ von Christopher de Bellaigue, 21.04.2018)

Wie alle Religionen lässt sich auch „der Islam“ hervorragend zur Herrschaft und zu Gehorsam instrumentalisieren.
Das konnten wir in der Tat in den letzten hundert Jahren zur Genüge erleben.

Aber auch im 20. Jahrhundert waren islamische Länder Deutschland noch in der Frage der Frauenemanzipation voraus.

Konservative deutsche Politiker mögen die Türkei nicht.
Vor allem wegen der Türken.
Die sind so rückständig.
Frauen dürfen da nicht in der ersten Reihe der Politik mitmachen.
 In Deutschland wurde hingegen FRAU Merkel Kanzlerin.
(Das war im Jahr 2005 - also nur 17 Jahre nachdem im islamischen Staat Pakistan Benazir Bhutto Regierungschefin wurde und 12 Jahre nachdem in der islamischen Türkei Tansu Çiller Ministerpräsidentin wurde.) [….]

Neben-Stream Anmerkungen zur SPD-Vorsitzenden.

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Seit elf Jahren schreibe ich täglich diesen Blog und zu meinen Konstanten gehört es von Anfang Andrea Nahles von Anfang mit Herz und Seele verachtet zu haben.
Stopp; ich muss präziser sein: Sie als Person ist mir egal. Ich habe keine Meinung zu ihrer Familie, ihrer Herkunft, ihrer Frisur, ihrem Gemüt, ihrem Aussehen, ihren Hobbys, ihrem Charakter, ihrem Naturell.
Mir ist sogar egal welcher Religion sie privat nachgeht.

Aber ich halte sie für eine geradezu fatale Fehlbesetzung in der Parteispitze, für eine miserable Politikerin, unfähige Taktikerin, ungenügende Kommunikatorin und zudem für ein intellektuelles Leichtgewicht.

Ich muss nicht an dieser Stelle alle Vorwürfe wiederholen, die ich seit elf Jahren öffentlich über sie ausschütte.

Nehmen wir nur mal als Beispiel ihre radikale Religiosität. Ja, sie soll natürlich so fühlen dürfen;für diese Freiheit trete ich ausdrücklich ein.
Aber wenn sie ihre persönliche beschränkte Weltsicht auf die Partei überträgt, treibt es viele Menschen von der SPD weg.

Als Humanist, der länger Parteimitglied ist als Andrea Nahles, sehe ich mich von dieser Religiotin, die im Bundestag einen Pädophilenförderer bejubelte, dann in die Kamera jubelt Papst Benedikt habe mit seinen Anmerkungen zum „Naturrecht“ für die Umwelt Partei ergriffen und damit ihre grenzenlose Ungebildetheit zu erkennen gab (offensichtlich hat sie nicht den geringsten Schimmer was „Naturrecht“ im katholischen Zusammenhang bedeutet). als Generalsekretärin den säkularen Arbeitskreis in der SPD verbot (dafür aber Thilo Sarrazin in der Partei hielt) und schließlich auch noch im Bundestag für die Genitalverstümmelung an Kleinkindern und gegen das Recht auf einen selbstbestimmten Tod votierte, aus der Partei gedrängt!

Nahles zeigt nach wenigen Wochen Merkel-Groko III bereits, daß sie eben nicht in der Lage ist der Partei zu helfen.
 


Inzwischen gab es wieder so viele Vorlagen.
Die AfD-Fraktion im Bundestag beschäftigt rechtsradikale Terrorhelfer?
Nahles und das Willy Brandt Haus verschlafen es.
Die AfD-Fraktion im Bundestag hetzt gegen Behinderte, lässt Gedanken von „unwerten Leben“ anklingen?
Nahles und das Willy Brandt Haus lassen die dagegen protestierenden Sozialverbändeim Stich.

So geht das jeden Tag. Nahles beweist immer wieder, daß sie ihren Ämtern nicht gewachsen ist.


Für mich ist Nahles der GAPU, der Größte Anzunehmende Partei-Unfall.

Mich wundert in diesem Fall aber insbesondere die einheitliche Bewertung, die Nahles in der Presse von links bis rechts erfährt.

Müßte es da nicht ein paar mehr abweichende Stimmen geben?

Beispiele:

1.)

66% bekam Nahles gestern, 27% Simone Lange.
Sofort deuteten alle Journalisten und Nahles selbst das Ergebnis als Wiederholung des Mitgliedervotums zur Groko. Da hätten ja schließlich auch ein Dritten gegen die erneute Große Koalition gestimmt und dieses Drittel wäre jetzt immer noch gegen die Befürworterin Nahles.

[….] Andrea Nahles ist mit 66,35 Prozent der Stimmen zur neuen Vorsitzenden und zur ersten Frau an der Spitze der SPD gewählt worden, die Flensburger Bürgermeisterin Simone Lange unterlag klar. Das ist zwar beispielsweise im Vergleich zu den 100 Prozent ihres Vorgängers Martin Schulz vor rund einem Jahr eher wenig. Damals gab es aber auch nur einen Kandidaten. Und zudem - darauf verweisen die SPD-Größen - spiegelt sich in dem Wahlergebnis auch relativ genau das Ergebnis des SPD-Mitgliedervotums zum erneuten Eintritt in die große Koalition wieder. [……]

Das halte ich für höchstens halbzutreffend.
Der radikalste Groko-Gegner Kevin Kühnert stimmte für Andrea Nahlesund gerade die unideologischen Realpolitik-Orientierten wie ich, die sich für die Groko engagierten, sind harte Nahles-Gegner, weil sie einfach keine intellektuelle Substanz bietet und mit ihrer „Bätschi-Kacke-Fresse“-Sprache seriöse Beobachter abschreckt.

2.)

Endlich eine Frau an der Parteispitze, das wäre ein Aufbruchssignal, weil nun die „gläserne Decke“ durchstoßen sei.
Fast 20 Jahre nachdem die deutschen Konservativen eine Frau an der Spitze haben und nachdem 13 Jahre eine Frau Regierungschefin ist, will sich Nahles ernsthaft dafür feiern Zeichen zu setzen als Frau?
Das gab es schon im letzten Jahrtausend bei anderen Parteien.
Als Heide Simonis 1993 endlich die erste Ministerpräsidentin Deutschlands wurde, war das ein Durchbruch.

3.)

Keiner kennt die Partei so gut wie Andrea Nahles– auch das lese ich in Varianten immer wieder.

[….] Nahles kennt die SPD gut. Hat die Partei Fieber, fängt auch die ehemalige Juso-Chefin an zu glühen. [….]

Das ist großer Unsinn. Ja, Nahles ist extrem gut vernetzt auf Funktionärsebene, aber ihre seit 25 Jahren sehr schlechten Wahlergebnisse zeigen eben auch, daß sie für vieles in der Partei gar kein Gespür hat.

In jüngster Zeit bewies sie das noch, als sie nach dem Ja zu Groko noch eben per order di mufti ansagte Martin Schulz würde neuer Außenminister und sich anschließend zum Feiern in die Eifel zurückzog.

Da wurde sie dann völlig überrascht von dem Partei-internen Shitstorm gegen Schulz und die Parteispitze ob dieser radikalen Wortbruchs.
Sie hatte eben keinerlei Gespür dafür was sie in der Situation der Partei noch zumuten konnte und was nicht.

(….) Binnen einer Woche zeigt sich erneut wie erodiert das Vertrauen in die Parteispitze ist.
Vor sechs Tagen hatten Schulz, Nahles und die Stellvertreter so schön ausbaldovert, daß Schulz den Job als Partiechef gegen das Außenamt eintauscht und Gabriel abserviert wird.
Die fanatisch fromme Närrin Nahles war sich ihrer Sache so sicher, daß sie beruhigt nach Hause fuhr, beim Möhnenumzug in ihrem Heimatort Weiler in der Eifel zu feierte. Und sich zur Weiberfastnacht auch äußerlich zur Lächerlichkeit preisgab

Wie so oft in ihren 23 Jahren in der Parteispitze unterlag sie aber einer katastrophalen parteipolitischen Fehleinschätzung.
Die Basis nahm nämlich gewaltig übel:

·        Daß das Amt als Parteichef offensichtlich als minderwertig und dem schönen Außenministerjob nachranging eingeordnet wurde.
·        Daß wieder in einem Hinterzimmerdeal entschieden wurde.
·        Daß der beliebteste deutsche Minister gefeuert werden sollte.
·        Daß Schulz das gerade erst erfolgte 82% Vertrauensvotum des Parteitages in die Tonne trat.
·        Daß Schulz sein ausdrückliches Versprechen (erneut) brach.

Binnen Stunden brach ein Shitstorm der Basis über die Abgeordneten herein. Schulz mußte die Notbremse ziehen, weil selbst er, der Mann mit der längsten Leitung, begriff wie es um das Groko-Votum stand. (….)

Anschließend glaubte Nahles sich in einem Hinterzimmerdeal per Akklamation zur kommissarischen SPD-Vorsitzenden bestimmen lassen zu können.
Auch das scheiterte, weil sie die Statuten offenbar gar nicht kannte und nicht wußte, daß den kommissarischen Vorsitz nur ein regulärer Stellvertreter übernehmen kann. Wieder schätzt Nahles die Partei völlig falsch ein.

(….) In Rekordzeit meldeten mehrere Landesverbände (Berlin, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein) Nahles nicht unterstützen zu wollen.
Sofort fand sich eine Gegenkandidatin, mit der – wie zu erwarten – im Parteivorstand niemand gerechnet hatte.
Das Parteipräsidium entwickelt sich unter Schulz und Nahles zum Dresden der SPD, dem Tal der Ahnungslosen.

[….] In der SPD regt sich Widerstand gegen einen schnellen Wechsel an der Parteispitze - ohne Beteiligung der Basis. Die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange hat in einem Brief ihre Kandidatur für den Bundesvorsitz der Sozialdemokraten angekündigt. [….]  [….]

Was für ein kapitaler Fehlstart der Partei nach dem Schulz-Aus.
Ein erneuter Hinterzimmerdeal, den die Vorständler gestern noch ganz selbstverständlich planten, ist erst mal vom Tisch.
Scholz muss einspringen. (….)

Gestern erneut der Beweis für die fehlende Parteikenntnis der Vorsitzenden.
Gegenkandidatin Lange müsse man gar nicht ernst nehmen. Die bekäme ohnehin kaum Stimmen, ließ Nahles ihre Vertrauten streuen. Schlechter als Gabriel mit 76% werde Nahles keineswegs abschneiden. Nach Simone Langes zugegeben schwacher Rede, waren sie noch gewisser.

[….] Zu diesem Zeitpunkt hoffen Nahles und die Parteispitze noch, dass ihr Kalkül aufgegangen ist, Lange werde sich mit jeder Minute ein Stück weit selbst entzaubern. Auch Franz Müntefering sieht das so. Ein kleiner Spaziergang mit dem Meister der kurzen Sätze und Analysen über den Flur neben dem großen Saal: „Das war Bundesliga gegen Landesliga. Das ist gar nicht böse gemeint“, sagt der langjährige Vorsitzende aus dem Sauerland über Langes Auftritt. Die tapfere Kommunalpolitikerin würde in Berlin nicht bestehen können. „Wenn du so auf der Lichtung stehst, wirst du abgeknallt.“ Er sei aber befangen, weil er ja für Andrea sei, betont „Münte“, der mit Nahles seinen Frieden gemacht hat.
So scheint Nahles leichtes Spiel zu haben. [….] Um 14.14 Uhr passiert es dann. Die 66 Prozent brechen über Nahles herein. [….]

4.)

Die frühere Linke und leidenschaftliche Pfälzerin sei so beliebt an der Basis.

[….] Deutschlands nächste Kanzlerin?
Sie ist beliebt an der Basis und gut vernetzt. Sie ist links, kann auch mit der Union. [….]

In meiner Filterblase, die aus eher Erwachsenen, besser Gebildeten und insbesondere aus vielen Atheisten besteht – und Atheisten sind die relative Mehrheit der Deutschen – ist Andrea Nahles neben Kerstin Griese die bestgehasste SPD-Politikerin überhaupt.
Die Parteiältern sind ohnehin von ihrem derben Mundwerk abgestoßen.
Ihre katastrophalen Wahlergebnisse als Generalsekretärin scheinen meine Sicht aber ein Stück weit zu bestätigen.
[…..] Nahles wurde auf Parteitagen bisher nicht mit herausragenden Wahlergebnissen verwöhnt: Bei ihren drei Kandidaturen als Generalsekretärin in den Jahren 2009 bis 2013 erzielte sie Ergebnisse zwischen rund 67 und 73 Prozent. [….]
(Reuters, 18.04.2018)

5.)

Nahles musste so sehr unter den Machos an der Parteispitze leiden. Müntefering, Schröder und Gabriel hätten ihr das Leben schwer gemacht.

[….] Ob sich mit dieser Personalie auch die lange versprochene Erneuerung verbindet, wird sich zeigen. Die Machos in der Partei haben jedenfalls Sendepause. [….]
(Mike Szymanski, SZ, 22.04.2018)

Was für ein Unsinn. Nahles ist selbst der größte Macho und kann sich auf die Fahne schreiben schon selbst zwei Parteivorsitzende mit ihren brutalen Methoden aus dem Amt gemobbt zu haben.

 [….] Zu stark klebten an ihr alte Bilder. Wie sie Franz Müntefering in den Rücktritt trieb oder schon 1995 in Mannheim als Juso-Chefin herumhüpfte, nachdem auch mit ihrer Hilfe Rudolf Scharping von Oskar Lafontaine gestürzt wurde. Der revanchierte sich mit dem ultimativen Lob, Nahles sei ein „Gottesgeschenk“ für die SPD. [….]

6.)

Nahles könne nun die Partei in der Regierung erneuern.

[….]"Man kann eine Partei in der Regierung erneuern", sagt Nahles 22 Jahre nach Mannheim in Wiesbaden. "Diesen Beweis will ich ab morgen antreten." Aber die Ministerinnen und Minister müssten sich auch auf die SPD verlassen können. "Es gibt nur eine Partei." Später in der Fragerunde wird sie noch einmal auf diesen Punkt eingehen, der in der Partei so große Skepsis hervorruft, auch weil Nahles als Fraktionschefin Teil der Koalitionsführung ist, als SPD-Chefin aber Neues, anderes schaffen soll. Man könne die Regierung stützen und dennoch in der Partei einen Ideenvorrat anlegen, sagt sie. "Manchmal beißt sich das", ruft Nahles, "dann ist es eben so." Dann müsse man diskutieren und Kompromisse finden. "Aber ich bin nicht schizophren."
Die Aufgabenstellung, die Nahles da beschreibt, kennt die SPD seit der ersten großen Koalition unter Angela Merkel. […..]
(Niko Fried, SZ, 22.04.2018)

Ich kann nur staunen. Nachdem Nahles in verschiedenen Positionen, insbesondere in den vier Jahren als Generalsekretärin, gezeigt hatte, daß sie eins ganz sicher nicht kann, nämlich die SPD inhaltlich zu erneuern, soll ihr das nun nach 13 Jahren auf einmal gelingen?

Nahles, die Gerüchten zu Folge Maas ins Außenamt drängte, obwohl er lieber Justizminister bleiben wollte, weil sie unter allen Umständen verhindern wollte, daß mit Katarina Barley als Außenministerin eine SPD-Frau beliebter als sie selbst würde und ihr somit die Kanzlerkandidatur 2021 streitig machen könne?

Nahles, die aus dem unterirdischen Wahlergebnis von 2017 immer noch nicht gelernt hat, daß es der SPD an den Wahlurnen absolut gar nichts nützt, wenn man wie von 2013 bis 2017 geschehen still und akribisch den Koalitionsvertrag abarbeitet?

[…..] "Vertrag ist Vertrag. Wir wissen, was wir verhandelt haben. Und wir werden auf die Umsetzung dieses Kapitels Buchstabe für Buchstabe dringen", sagte Nahles. [….]

Nahles war nicht nur immer eine schlechte Politikerin, sie scheint sogar kontinuierlich noch schlechter zu werden.

Jeder SPD-Minister (OK, außer Heil vielleicht) wäre besser als SPD-Chef.
Insofern sehe ich schwarz, und zwar dunkelschwarz für die Zukunft der SPD.
Die gute Nachricht ist, daß es noch viele andere Leute in der SPD gibt.
Bessere. Viel Bessere.

Bitte mehr rechte Sprüche, Herr Spahn!

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Zur Beerdigung der in Amerika vergötterten Barbara Bush (acht Jahre Second Lady der USA, vier Jahre First Lady, acht Jahre President-mum, viele Jahre Governor-mum) erschien der amtierende US-Präsident nicht. Ein großer Affront, alle anderen lebenden First Couples waren natürlich anwesend.
Trump aber ließ verlauten, er habe keine Zeit.
 
 (Nur Jimmy Carter, 94, ließ sich entschuldigen) 
Am Ende des Tages erfuhr die Welt auch was so viel wichtiger war: Sein 106er Tag auf dem Golfplatz seit Antritt der Präsidentschaft.

Trumps Rüpelhaftigkeit, sein nicht vorhandener Anstand haben etwas Gutes bewirkt.  Ein zutiefst destruktiver Mann wie er erweist dem Land den besten Dienst, wenn er faulenzt und möglichst große Distanz zu den eigentlichen Aufgaben eines Präsidenten wahrt.

  [….]   Sometimes a picture is worth a zillion words. The viral group photograph from former first lady Barbara Bush’s funeral speaks volumes about the state of our democracy, poignantly illustrating what we have lost and must at all costs regain.
George H.W. Bush is front and center in his wheelchair. Behind him, left to right, we see Laura and George W. Bush, Bill and Hillary Clinton, Barack and Michelle Obama, and Melania Trump. It is an extraordinary portrait of power, continuity, legacy, civility and mutual respect — a remarkable tableau that is made possible only by President Trump’s absence. Imagine him in the picture, puffed-up and no doubt scowling, trying desperately to make himself the center of attention. It’s a good thing he decided to spend the weekend playing golf and writing angry tweets at Mar-a-Lago instead.
I can’t look at that photo without pondering how destructive Trump has been — and how much work and goodwill it will take to put the pieces together again after he’s gone. [….]

Man lobe und preise also Trumps Faulheit und beklage nicht wie sehr alle seine Versprechen bricht.

(….) Trumps sich massiv verschlimmernde Demenzmacht eine ganz andere Arbeitseinteilung im Weißen Haus notwendig. Der Mann interessiert sich für nichts, kann nur rudimentär lesen und hat die Aufmerksamkeitsspanne einer Sardine.
Während alle anderen Präsidenten immer sehr früh am Schreibtisch saßen und wenig schliefen – GWB begann täglich um 6.15 Uhr, Obama ließ sich bis 6.30 Zeit, blieb aber bis spät nachts – schwankt Trump frühestens gegen 11.00 Uhr ins Büro hinunter. Arbeitszeit bis maximal 16.00 Uhrmit vielen Pausen für Fastfood, Glotze und Twitter.

[…..] Trump's secret, shrinking schedule
President Trump is starting his official day much later than he did in the early days of his presidency, often around 11am, and holding far fewer meetings, according to copies of his private schedule shown to Axios. This is largely to meet Trump’s demands for more “Executive Time,” which almost always means TV and Twitter time alone in the residence, officials tell us.[…..] Trump's days in the Oval Office are relatively short – from around 11am to 6pm, then he's back to the residence. During that time he usually has a meeting or two, but spends a good deal of time making phone calls and watching cable news in the dining room adjoining the Oval. Then he's back to the residence for more phone calls and more TV. Take these random examples from this week's real schedule:
[..[…]..]    On Thursday, the president has an especially light schedule: "Policy Time" at 11am, then "Executive Time" at 12pm, then lunch for an hour, then more "Executive Time" from 1:30pm. […..]

Ein so ostentativ fauler und unzurechnungsfähiger Präsident hat auch Vorteile.
Vorteile für die Welt, weil der Planet umso sicherer ist, je seltener Trump aktiv ist.  (…..)

Blöderweise kann der Kürbisfarbige auch auf dem Golfplatz twittern und von dort aus den Rassismus seiner rechtsextremem Basis anstacheln.



Donald Trump hat durchaus auch Fans in Deutschland.
Horst Seehofer, der ihn einst für die xenophoben Sprüche bejubelte, distanziert sich zwar ein wenig, wegen des drohenden Handelskrieges.
Aber Sprücheminister Jens Spahn ist immer noch ein Freund des adipösen Golfers.


Schon zehn Tage vor Trumps Amtsantritt flog der damalige Staatssekretär in die USA, um dort dessen rechtsradikale Berater zu beschnuppern.
Ihm gefiel was er hörte. Und so nahm er den rassistischen, frauenfeindlichen Superlügner in Schutz.

[….] Viele nehmen Trumps Aussagen immer wortwörtlich. Dann entstehen die üblichen Erregungsspiralen und Abwehrreflexe. Allerdings führt das dazu, dass, die eigentlichen Themen, die hinter Trumps Aussagen stehen und seine inhaltliche Agenda bilden, nicht erkannt und auch nicht ernst genug genommen werden.
Denn Donald Trump stellt ja durchaus auch nachvollziehbare Fragen. Diese Fragen müssen wir uns gefallen lassen.
Zur Wahrheit gehört auch: Deutschland verfehlt das von den NATO-Mitgliedern gemeinsam vereinbarte Ziel, 2 Prozent ihres Haushalts für Verteidigung auszugeben, deutlich.
Der persönliche Kontakt ist sehr wichtig, noch wichtiger als zuvor. Jetzt kommt es darauf an, dass auch auf europäische Ebene schnell Kontakte mit der neuen Administration und dem Präsidenten zustande kommen.
Es kann eigentlich nicht sein, dass Nigel Farage der erste europäische Politiker bei Donald Trump gewesen ist. Das hat dort ja offensichtlich ein desaströses Bild von der EU vorgeprägt. Umso mehr sollten wir sehen, dass wir nun in persönlichen Gesprächen selbstbewusst vermitteln, was die EU wirklich kann. [….]

Inzwischen konnte der junge CDU-Rechtsaußen aus dem Münsterlandeinen ordentlichen Karrieresprung verbuchen, trat als Gesundheitsminister in die neue Bundesregierung ein und bestimmt seit Wochen die politischen Schlagzeilen, indem er nach Belieben seiner Xenophobie, seinem Chauvinismus, seiner Misogynie, seiner Verachtung für Arme, Kranke und Schwachen, seiner Islamophobie freien Lauf lässt.











Ein gefundenes Fressen für die sozialen Medien.
In immer neuen Varianten tauchten Memes mit der Frage auf, was der Mann eigentlich beruflich mache.
Auch die Opposition erinnerte Spahn an seine eigentlichen Aufgaben als Gesundheitsminister.


Aber man hüte sich vor der Erfüllung seiner Wünsche.
Nach einem Monat des Sprüchekloppens nahm sich Spahn inzwischen die gesetzlichen Krankenkassen vor.
Und da er Spahn ist, tat er dies auf perfide Weise, indem er scheinbar den Bürgern einen Gefallen tut; ihnen die Beiträge senkt.

[…..] Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Beitragszahler in der gesetzlichen Krankenversicherung per Gesetz in Milliardenhöhe entlasten. Wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, sollen die bisher allein von den Kassenmitgliedern zu zahlenden Zusatzbeiträge ab 1. Januar 2019 zu gleichen Teilen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen werden. Dies soll die Kassenmitglieder und Rentner um 6,9 Milliarden Euro entlasten. Zudem will Spahn Krankenkassen mit hohen Finanzreserven zum Abbau dieses Geldpolsters verpflichten. „Hier ist noch einmal ein weiteres Entlastungsvolumen von etwa vier Milliarden Euro“, sagte Spahn. Die AOK warnte vor einem Eingriff in die Beitragsautonomie der Kassen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kündigte an, seine Partei werde Spahns Vorschlag in dieser Form nicht mittragen. […..] Der Chef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, kritisierte: „Der Plan, die Krankenkassen zur Senkung des Zusatzbeitrags zu zwingen (...) ist ein gravierender Eingriff in die Beitragssatzautonomie der Krankenkassen.“ Hier schieße Spahn übers Ziel hinaus. Er treibe die Kassen in eine kurzsichtige Fokussierung auf den Preis. „Dabei wissen wir, dass unsere Versicherten kein Beitragssatz-Jojo wollen.“ [….]

In Wahrheit folgt Spahn nur seiner Natur als Pharmalobbyist und Arbeitgeber-Marionette. Er hebelt den Koalitionsvertrag aus.



Spahns braune Sprüchesind wie Trumps Golfrunden.
Man sollte froh sein so lange er sich nicht um die eigentliche Politik kümmert, sondern bloß das Maul aufreißt, die deutschen Rechtsradikalen erfreutund damit gleich zur BILD und der BUNTEN rennt.

Wenigstens richtet er in der Zeit keinen weiteren Schaden für die Kranken und Pflegebedürftigen an.


Was Spahn tut ist populistisch und falsch.

[….]  Die gesetzlichen Krankenkassen haben 19,2 Milliarden Euro übrig, ein fettes Polster. Ein zu fettes Polster, findet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Er will in seinem ersten Gesetzespaket dafür sorgen, dass die Geldberge wieder schrumpfen. […..] Aber sollte man das Geld nicht lieber dort investieren, wo es dringend gebraucht wird? In Krankenhäuser, wo schwer verletzte Kinder abgewiesen werden, weil in der Stadt alle Intensivstationen voll belegt sind. In Altenheime, wo Pfleger Bewohner stundenlang auf der Toilette sitzen lassen, weil es einen Notfall gibt und kein anderer Kollege einspringen kann. In Geburtsstationen, wo in den Wehen liegende Schwangere weggeschickt werden, weil keine Hebamme Zeit für sie hat.
[…..] Dies sind keine Wehwehchen mehr, das Gesundheitssystem ist krank. Die Krankenkassen sitzen auf Milliarden, und woanders fehlt das Geld, das ist für viele Bürger kaum zu verstehen. […..] 8000 neue Stellen für Pfleger soll es geben - bezahlt aus Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen. Die Kosten für Pflegepersonal in Kliniken sollen künftig anders abgerechnet werden, nicht mehr über die Fallpauschalen - auch das kann teuer werden. Es soll mehr Arzttermine geben, längere Sprechzeiten und mehr Landärzte. An vielen Punkten ist die Finanzierung noch völlig offen. Diese Kosten müssen die Kassen erst einmal stemmen. Und manche der 110 gesetzlichen Kassen haben jetzt schon Mühe, über die Runden zu kommen. Jens Spahn müsste das wissen. [….]

Konservative Sozis.

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Als Hamburger mag ich voreingenommen sein bezüglich Olaf Scholz.
All das was 2001 bis 2011 unter der ungewohnten CDU-Schill-Herrschaft an die Wand gefahren wurde, räumte Olaf Scholz seit seinem Amtsantritt systematisch auf:

Der Wohnungsbau, unter Schwarz-Grün komplett eingestellt, wurde wieder auf Hochtouren gebracht, die Straßen wurden saniert, die Elbphilharmonie fertig gestellt, es wurden KITA-Plätze für alle Kinder geschaffen, deutlich mehr Lehrer und Polizisten eingestellt. Mit gegenwärtig 66.000 Arbeitssuchenden befindet sich die Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Stand seit 25 Jahren. Scholz führte totale Behördentransparenz ein, jedes Jahr erfahren wir auf den Cent genau wie viel die kommunalen Chefs verdienen.
Die Kriminalität sank auf den niedrigsten Wert seit 1980, die Arbeitslosigkeit sank und die Einnahmen sprudelten.
Hamburg nahm 50.000 Flüchtlinge auf, ohne daß rechtsradikale Großdemos entstanden; bei der Bundestagswahl 2017 bekam die AfD in keinem Bundesland prozentual weniger Stimmen als in Hamburg.
Es wurden wieder Bäume gepflanzt, Hamburg ist die grünste Stadt Deutschlands.

[….] Aus den größten Mitgliedsländern der OECD (Organisation für wissenschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) wurden 50 geeignete Städte herausgesucht – der Fokus lag auf besonders beliebten Zielen für Städtetrips. Aus den Ergebnissen lässt sich gut ablesen, über wie viele Quadratmeter an Parks und Wäldern jede Stadt pro Einwohner verfügt.
Hamburg mit seinen 1,82 Millionen Einwohnern kann als Neunter demnach 114,07 Quadratmeter pro Bürger vorweisen. Für Berlin reicht es mit dem Wert von 88,10 nur zu Rang 18, für München mit 72,49 gar nur zu Platz 24. [….]

Der öffentliche Nahverkehr wird systematisch ausgebaut, auf den Straßen fahren ökologischen Wasserstoff-Busse, die als einziges „Abgas“ Wasser ausstoßen.
Keine andere Stadt installierte so viele Elektroladestationen für PKWs und weit über 200 Leihfahrradstationen und an die 3000 Räder. Mit 2,5 Millionen Nutzungen pro Jahr und über 450.000 angemeldeten Nutzernverfügt Hamburgs „Stadtrad“ über das größte Netz aller deutschen Städte.

[….] Hamburg zählt nach einer neuen Studie zu den zehn Städten mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Wie das Londoner Institut Economist Intelligence Unit heute mitteilte, rückte die Hansestadt auf Platz 10 der 140 untersuchten Städte. [….] Frankfurt kam auf Platz 20, Berlin auf 23. Die beiden weiteren deutschen Städte in dem Ranking, München und Düsseldorf, erreichten Platz 25 und 32. [….]

Es ist eine akademische Frage, ob Bürgermeister Olaf Scholz die Stadt eher verwaltete oder regierte.
Ob er als Redner brilliert, ist eine stilistische Frage und ob er sich links, in der Mitte oder gar bei den Seeheimern der SPD einordnen lässt, mögen SPD-Mitglieder leidenschaftlich erörtern.

Als Hamburger Bürger ist mir das herzlich egal, weil Scholz ein verdammt guter Bürgermeister war, der völlig zu Recht gleich zweimal das beste Landtagswahlergebnis aller Bundesländer für die SPD holte.

Natürlich gibt es Kehrseiten des Erfolgs. Weil sich immer mehr Hamburger leisten können allein zu wohnen und vom ökonomischen Erfolg angelockt jährlich 30.000 Menschen hierher ziehen, sind bezahlbare Wohnungen viel zu knapp. Außerdem ärgert sich jeder über die Baustellenflut.

Selbstverständlich ist es idiotisch Scholz als „König Olaf“ zu beschreiben, wie es konservative Zeitungen seit Jahren tun. Der Mann ist durchaus fehlbar.
Er schätzte die angebliche Olympiabegeisterung der Hamburger falsch ein und holte sich eine saftige Ohrfeige bei der Volksabstimmung zu Thema.
Und ja, bei einigen Aussagen zum G20-Gipfel im Sommer 2017 vergaloppierte er sich völlig.

Für mich war das bitter, da ich auch gern einen Politiker hätte, dem ich immer nur 100% zustimmen kann. Aber in der echten Welt gibt es eben auch zu den Guten mal Differenzen.

An Scholz schätze ich neben seinen bewiesenen politischen Fähigkeiten insbesondere zwei Eigenschaften:

1.)Der Mann ist völlig unprätentiös, schwingt keine wolkigen Reden und würde niemals wie sein CDU-Vorgänger in eine Millionenvilla ziehen oder die BUNTE zu Homestories einladen. Er lebt schon seit immer in derselben bescheidenen Altonaer Wohnung und ist jedes Luxus-Lasters unverdächtig.
2.)Scholz ist außerordentlich intelligent und gebildet. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit mauserte er sich zu dem Finanzexperten der Bundesrepublik, koordiniert seit Jahren die Finanzpolitik der SPD-Ländern; handelte den neuen Länderfinanzausgleich aus.

In seinem neuen Job als Vizekanzler und Finanzminister besticht er anders als sein Vorgänger durch echte Kenntnis, gute Umgangsformen und Freundlichkeit.

Fast neun Jahre litten die anderen Finanzminister in Brüssel unter Schäubles Borniertheit. Der Schwabe ist gedanklich so unflexibel, daß er seine Kollegen mit seinem Austeritäts-Einerlei nicht nur intellektuell nervte, sondern insbesondere durch seine bekanntermaßen schlechten Manieren vor den Kopf stieß.
Schäuble war zudem auch politisch faul. Neun Jahre ließ er trotz Rekordeinnahmen und Rekordmehrheiten in beiden Parlamentskammern alle längst überfälligen Reformen liegen. Bis heute sind die Erbschaftssteuer, die Grundsteuer und die Mehrwertsteuer ein partiell verfassungswidriges Chaos.
An grundlegende Vereinfachungen der Einkommens- und Unternehmenssteuern dachte er gar nicht.
Von so einer „schwarzen Null“ konnten auch international keinerlei Impulse ausgehen.
Im Gegenteil, Deutschland hinkt seinen Zahlungsverpflichtungen bei Entwicklungshilfe und humanitären Angelegenheiten weit hinterher.

Scholz kann anders als Schäuble bella figura“ und hinterließ selbst bei den ultraskeptischen Amerikanern einen hervorragenden Eindruck.

[….] Für den neuen Vizekanzler und Bundesfinanzminister öffnete sich Freitag in Washington der Vorhang. Und dort bot er eine 1a-Vorstellung. Etwa bei der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Im Gespräch mit IWF-Chefin Christine Lagarde gab sich Scholz gewohnt unaufgeregt und warb unter anderem für die transatlantischen Beziehungen. Das kam bei den Amerikanern gut an, nicht nur inhaltlich.
Denn anders als Amtsvorgänger Wolfgang Schäuble (CDU) wartete der deutsche Politiker mit astreinem Englisch auf. Dadurch ließ er seine Bedenken – etwa was die geplante Europäische Bankenunion betrifft – eher beiläufig ins Gespräch einfließen. [….]

Wegen des „schwarze Null“-Fetischs, dem Scholz möglicherweise übermorgen bei seiner Etatvorstellung im Bundestag frönen wird, wird ihm nun nach „König Olaf“ das nächste Etikett aufgeklebt: „Konservativ“.

[….] Der nächste Konservative?
[….] Scholz hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er den Sparkurs seines konservativen Vorgängers fortsetzen will. Auch der rote Finanzminister steuert die schwarze Null an. [….]
"Wenn wir die schwarze Null halten", sagt Scholz, "dann ist das gemessen an der guten Konjunkturlage eine expansive Haushaltspolitik." Man werde mindestens 46 Milliarden Euro mehr ausgeben, das bedeute doch, dass die staatlichen Investitionen deutlich ansteigen werden - genau wie die SPD das fordere.
Am Freitag wird Scholz zeigen, wie er die Milliarden ausgeben will, und, vor allem wann. Wird er zuerst in Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen investieren oder in die Mütterrente und das Baukindergeld? Und wird er, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, die Entwicklungshilfe genauso erhöhen wie Rüstungsausgaben? [….]
Scholz' Vertraute streuen, dass der Hanseat eher dem Kurs seiner SPD-Amtsvorgänger Helmut Schmidt und Peer Steinbrück einiges abgewinnen kann. Beide waren beliebte Finanzminister - mit einer gewissen Distanz zur eigenen Partei. Schmidt schaffte es sogar ins Kanzleramt. Dass Scholz als der ehrgeizigste Hanseat seit Schmidt gilt, dürfte ihn freuen. [….]

Ich erinnere mich an alte Sprüche Gerd Schröders. Es gebe keine Linke oder rechte Finanzpolitik, sondern nur Gute oder Schlechte.

Bisher haben wir alle Scholz‘ Etatplanung noch nicht gesehen; es ist also absurd sie jetzt schon zu etikettieren.
Aber im Gegensatz zu Wolfgang Schäuble versteht Scholz sehr viel von der Materie, denkt international und hat in vielen Jahren als Minister und Regierungschef bewiesen, daß er Politik gestalten kann.
Vertreter der reinen linken Lehre mögen a priori schäumen, aber ich gestatte mir vorsichtigen Optimismus bezüglich der neuen deutschen Finanzpolitik.
Scholz ist schlau und das kann man nicht von allen Spitzenpolitikern sagen (ich will jetzt keine Namen von kürzlich gewählten Parteichefinnen nennen).
Intelligenz ist schon mal keine schlechte Voraussetzung für einen guten Job.

Jetzt schon von gestern

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Bill Maher machte sich in seiner letzten Sendung über die hyperpolitischcorrecten lustig, die mit der Moral von 2018 amerikanische Comedy- und Drama-Serien aus den 1980ern und 1990ern angucken, um sich herzlich zu empören.
Schlimm, schlimm, bei DALLAS wurde ständig vor der Kamera geraucht, sogar Alkohol getrunken und bei der FRIENDS wurde eine Angestellte „Darling“ genannt.


Natürlich entwickelt sich “die Moral” weiter.
Ich bin mir genauso sicher wie Bill Maher, daß wir jetzt, im zufälligen Jahr 1 der #metoo-Debatte keineswegs am Ende der moralischen Fahnenstange angekommen sind.
Sollte ich das Greisenalter erreichen, werde ich mir garantiert eine Menge „Wie konntet ihr zulassen..“-Fragen anhören.

Die Behandlungen von Tieren, das tägliche Ausrotten Dutzender Flora- und Fauna-Arten, den Fleischkonsum, die Produktion von Atommüll, Kohlekraftwerke, Benzingetriebene PKW, geschlechtskorrigierende Operationen an Säuglingen, Beschneidungen im Kindesalter, Verweigerung des Rechts auf ein selbstbestimmtes Lebensende, Kriminalisierung von Drogensüchtigen, Donald Trump, Tanzverbot am Karfreitag, religiöse Verbotslisten für bestimmte Kinofilme, Einstellungsverbot für Atheisten und Muslime in STAATLICH FINANZIERTEN Kitas, Krankenhäusern und Altenheimen, etc pp.

Bei der Erörterung dieser Fragen wird man erstaunt feststellen wie lange sich diese mittelalterlichen Vorstellungen gehalten hatten.

Verbot gemischtkonfessioneller Ehen, Frauenwahlrecht und Homosexualität  gab es ebenso wie die legale Prügelstrafe, die Todesstrafe und Folter noch bis ins 20., teilweise sogar bis ins 21. Jahrhundert wird man verblüfft ausrufen.

Und mit unserer wunderbaren deutschen Verfassung durften Frauen weder ohne Zustimmung des Mannes eine Arbeitsstelle annehmen, noch ein Konto eröffnen. Sie durften sogar in der Ehe straflos vergewaltigt werden.

Wussten Sie, [….] dass eine Ehefrau bis in die 50er Jahre hinein nicht ohne Zustimmung ihres Mannes arbeiten durfte? Unglaublich, aus heutiger Sicht, dass wir diese Rechte erst seit ein oder zwei Generationen besitzen. Denn für uns sind das Recht auf Arbeit sowie das Wahlrecht mittlerweile selbstverständlich.
[….] Die Möglichkeit zu arbeiten und selbst über das eigene Leben zu entscheiden war in der Jugend unserer Eltern und Großeltern noch alles anderes als selbstverständlich. Großmutters Satz "Das hätte es früher nicht gegeben!" ist in vielen Fällen leider traurige Wahrheit.
So galt bis Ende der 50er Jahre das "Letztentscheidungsrecht" des Ehemannes in allen Eheangelegenheiten. Und dieses Recht hatte es in sich: Beruf, Führerschein, Kindererziehung, eigenes Geld und Konto - all das wurde per Gesetz zu Gunsten des Mannes geregelt. So hatte der Ehemann das Recht, über das Geld seiner Ehefrau frei zu verfügen. Und das betraf nicht nur ihr Einkommen, sondern auch das Geld, das sie mit in die Ehe gebracht hatte. Frauen konnten noch nicht einmal ein eigenes Konto eröffnen. Der Mann konnte sogar den Job seiner Frau ohne deren Zustimmung kündigen.
Diesen Missständen wurde erstmals am 1. Juli 1958 begegnet, als das Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf Grundlage des bürgerlichen Rechts in Kraft trat. Mit dem neuen Gesetz wurden unter anderem die Vorrechte des Vaters bei der Kindererziehung eingeschränkt. Es sollte jedoch noch bis zum Jahr 1977 dauern, bis Frauen ohne Einverständnis ihres Mannes erwerbstätig sein durften und es keine gesetzlich vorgeschrieben Aufgabenteilung in der Ehe mehr gab.
[….] Frauen durften  [….]  bis 1958 nur dann ihren Führerschein machen, wenn ihr Mann oder ihr Vater die Erlaubnis dazu erteilte.

Bis 2017 durften gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland nicht heiraten.

Noch im Jahr 2017 stimmten die meisten Unions-Abgeordneten gegen die rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben. Noch im Jahr 1997 stimmte die Mehrzahl der CDU/CSU-Politiker im Bundestag dafür, daß Ehemänner ihre Ehefrauen straflos vergewaltigen dürfen.

Noch in den 2020er Jahren rissen christliche Regierungsparteien in Deutschlandmutwillig Flüchtlingsfamilien auseinander.

Es geht dabei insbesondere um das familienfeindliche Beharren der CSU auf Trennung der Kinder von ihren Eltern.
Mit der Verhinderung des Familiennachzuges blockieren die Unionspolitiker nicht nur dauerhaft die Integration von Flüchtlingen in Deutschland – wer kann sich hier schon mustergültig auf Sprachkurse und Lehre konzentrieren, wenn von ihnen verlangt wird, die eigenen Kinder/Eltern/Ehepartner nicht wiedersehen zu können und diese im Bombenhagel (aus deutscher Produktion) im Bürgerkrieg sitzen zu lassen?
Die Position der C-Parteien ist außerdem zutiefst menschenfeindlich und verstößt gegen das Grundgesetz. Noch bis zum Jahr 2029, als der Planet schon total überbevölkert war, mussten Frauen in Deutschland für eine Schwangerschaftsunterbrechung einen Beratungsschein kirchlicher Vereine vorlegen. Noch im Jahr 2034 sperrte sich Bundeskanzler Spahn dagegen, daß Gynäkologen auch nur über den Eingriff informieren durften.
Bis 2031 wurde uns verboten am Karfreitag „Das Leben des Brian“ zu sehen und erst 2038  entschied das Verfassungsgericht für ein Recht auf assistierten Suizid.
Das grundsätzliche Waffenexportverbot in Krisengebiete erfolgte sogar erst bei der UN-Vollversammlung von 2041.

Einer dieser ungeheuerlichen Vorgänge, die zukünftige Generationen kaum glauben können werden, ist die Tatsache, daß in einem großen deutschen Bundesland noch 2018 ein mit absoluter Mehrheit gewählter Religiot regierte, der die Religionsfreiheit aushebeln wollte und einen Kreuz-Zwang in allen öffentlichen Räumen einführte.
Ich kann es mir so gut vorstellen wie mich dereinst junge Altenpfleger in meiner Seniorenverwahranstalt entgeistert fragen werden, wie wir uns das damals 2018 eigentlich gefallen lassen konnten. So lange wäre das ja noch gar nicht her.
Verdruckst und verschämt werde ich erklären, schon damals dagegen gewesen zu sein, aber das waren eben noch ganz andere, finstere Zeiten, als sich viele Deutsche gar nichts bei solchen amoralischen Aktionen dachten.
Kaum vorstellbar heute, aber damals störten sich viele Menschen gar nicht an den Kreuzen.

[….] CSU Der Kreuz-Befehl
[….] Die bayerische CSU-Staatsregierung [….] hat angeordnet, das Kreuz als "Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns" im Eingangsbereich jedes Dienstgebäudes "deutlich wahrnehmbar" anzubringen. Dies ist keine Respektsbezeugung, das ist ein Missbrauch; das ist die politische Instrumentalisierung einer religiösen Kernbotschaft. Die CSU macht daraus die billige Botschaft "Mia san mia". Das ist nicht christlich, das ist Ketzerei - weil es das Kreuz verstaatlicht und säkularisiert. [….] Nur ein in Religionsangelegenheiten neutraler Staat kann glaubwürdig die Religionsfreiheit verteidigen. Und von dieser Religionsfreiheit leben nicht nur die Muslime, Agnostiker und Atheisten, sondern auch die Christen. In Deutschland gilt kraft Grundgesetz ein System freundlicher Trennung von Kirche und Staat. Die CSU hebt diese Trennung auf, verwandelt das Kreuz zum Pluszeichen: christliche Kirche plus Staat gleich CSU. Das ist in Zeiten, in denen es um ein zuträgliches Miteinander der Religionen geht, eine Kampfhandlung; die Gesellschaft in Deutschland und Bayern braucht nicht Kampf, sondern Gespräch und Integration.
Nichts geschieht ohne Kontext: Der Kreuz-Befehl kommt von denen, die bestreiten, dass "der Islam zu Deutschland" gehört. Der Befehl ist also ein Akt der Ausgrenzung. Daher ist er religiös häretisch und politisch unverantwortlich.  [….][….] [….]

Lachen aus Notwehr.

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Gestern Nacht war wieder so ein CNN-day, bei dem die internationalen Zuschauer, die nicht perfekt englisch sprechen ein neues Wort lernen konnten:
UNhinged, bzw Trumps „unhinged interview.“
Die beste wörtliche Übersetzung wäre wohl “verstörend”.
Aber der deutsche Begriff ist meines Erachtens etwas zu neutral; bei unhinged schwingt noch ein bißchen mehr psycho und Wahnsinn mit.

Immer mal wieder kreisen alle Diskussionen um einen Begriff.

(….) Das häufigste Wort der letzten 24 Stunden auf CNN war „salacious“, bzw „salacious indictment“.
Zwei Tage zu vor erlebte die Vokabel „raid“ einen Höhenflug. (….)

Trump unhinged at „Fox And Friends“ ist inzwischen viral geworden.
Der US-Präsident hatte sich, wie er es seit Jahrzehnten als “goofy reality TV personality” (Stormy Daniels) gewöhnt ist, live in eine Boulevardsendung schalten lassen („Call in“).
Früher tat er das gern unter verschiedenen Pseudonymen, gab sich als sein Mitarbeiter oder Anwalt aus, um dann sich selbst über den grünen Klee zu loben.
Als seniler 71-Jähriger Vollzeit-Wahnsinniger tut er das nun ungeniert unter seinem richtigen Namen mit korrekter Berufsbezeichnung.

In einem gewohnt bizarren Lügen-Rant pöbelte er wie von Sinnen die drei Statisten im Studio voll.
So weit, so wenig überraschend.
Zu erwarten auch, daß er sich nicht etwa bei einer seriösen Nachrichtensendung oder gar kompetenten Journalisten meldete, sondern wie üblich bei den devoten Speichelleckern von FOX anrief.
Dort sitzen Menschen, die ultrakonservativ gleichgeschaltet ebenfalls den lieben langen Tag lang Lügen verbreiten, auf Minderheiten einprügeln und darüber hinaus ihrem Idol Trump den Hintern küssen.
Der New York Times Kolumnist Frank Brunierklärte hierzu, those people on FOX are not interviewers, they are ego-masseuses.


Das Neue am gestrigen Auftritt war aber, daß selbst diese servilen GOP-Epigonen  verstört von dem US-Präsidenten waren. Statt ihn zu entlarven und das Quoten-Highlight auszukosten, begannen sie den armen Irren vor sich selbst zu schützen, indem sie versuchten ihn irgendwie zu stoppen und aus der Leitung zu drängen. Nicht gerade einfach, wenn das Trumpeltier auf Testosteron sich erst mal in Rage geschrien hat.
„But it looks like you have a million other things to do“ flehte Moderator Brian Kilmeade den Präsident mit zum Gebet gefalteten Händen an.
Unüberhörbarer Subtext: „Nun halt‘ endlich die Klappe, bevor jeder auf der Welt mitbekommt wie komplett du durchgeknallt bist!“

Vermutlich sind selbst die FOX-Stichwortgeber nicht ganz so verblödet wie Trump und bemerkten deutlich, wie sich ihr Idol nicht nur um Kopf und Kragen redete, sondern sich auch juristische Schwierigkeiten einhandelte.

[….] Innerhalb weniger Sekunden redete er sich in der Sendung "Fox & Friends" in Rage und manövrierte sich und seinen persönlichen Anwalt, Michael Cohen, in noch größere juristische Probleme.
[….] Cohens sowie Trumps Anwälte versuchen seither den Zugriff der Ermittler auf das beschlagnahmte Material mit dem Hinweis auf das Anwaltsgeheimnis zu begrenzen (siehe dazu: Gerangel um Anwaltsgeheimnis). Die Staatsanwaltschaft hält dem entgegen, dass Cohen kaum als Anwalt tätig gewesen sei.
[….] Ungewollt hat Trump nun der Staatsanwaltschaft noch mehr Argumente geliefert, die das untermauern. Cohen würde nur einen "kleinen, kleinen Teil" seiner rechtlichen Angelegenheiten regeln, so Trump in seinem morgendlichen Wutanfall im US-Live-TV. Wie wichtig solche flapsigen Bemerkungen in der rechtlichen Auseinandersetzung sind, zeigte sich nur wenige Stunden später.
Die Staatsanwälte nutzten Trumps Aussagen noch am selben Tag in einem Brief an die zuständige Bundesrichterin aus: "Präsident Trump sagte im US-Kabelfernsehen diesen Morgen, dass Cohen nur einen 'kleinen, kleinen Teil' all seiner rechtlichen Angelegenheiten regelt", schrieben die Staatsanwälte. Damit nicht genug. Auch der Fox-News-Moderator Sean Hannity, einer von nur drei genannten Klienten Cohens, sagte die Woche zuvor schon im Fernsehen, dass Cohen kaum für ihn tätig gewesen sei. Auch diese öffentliche Stellungnahme nutzte die Staatsanwaltschaft, um ihr Argument zu untermauern, Cohen sei kaum als Anwalt tätig gewesen: "Diese beiden Stellungnahmen zweier von Cohens drei Klienten deuten an, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich im beschlagnahmten Material große Mengen an Dokumenten befinden, die durch das Anwaltsgeheimnis geschützt sind." [….]

Es erinnerte an den Rauswurf des damaligen FBI-Chefs Michael Comey, bei dem das Weißes Haus und Trump zunächst viel Mühe investierten, um jeden Verdacht von sich zu weisen, das habe irgendwas mit den Russland-Ermittlungen zu tun. Nein, es ginge um Hillary Clintons Emails.
Einen Tag später verplappert sich der orange Clown selbst und platzt beim Interview mit Lester Holtheraus, daß alle vorherigen Erklärungen gelogen waren. Er hätte ihn doch wegen Russland gefeuert.

Bei FOX & FRIENDS bestätigte nun Trump das, was seine gegnerischen Anwälte erst verzweifelt zu beweisen versuchten: Trump ist der geheimnisvolle Mandant aus der Porno-Schweigeverpflichtung.
Selbstredend hatte Gaga-Donald das vorher abgestritten, aber das ist nun mal sein Wesen: Er lügt erstens immer und zweitens auch noch so schlecht, daß er sich kontinuierlich selbst widerspricht.

Für Stephanie Cliffords Anwalt Michael Avenattiwar Trumps Auftritt daher wie Geburtstag und Weihnachten an einem Tag.


Das alles ist wieder einmal entlarvend für den sogenannten Journalismus im rechten Amerika und sicherlich auch amüsant für Juristen.

Aber wie gehen Menschen, die nicht insane sind, mit so einem Präsidenten um?
Was können richtige Journalisten noch dazu sagen?

Der arme Don Lemon konnte gestern Abend nicht mehr an sich halten und fing einfach lauthals an über diese Witzfigur zu lachen.
Die Komik ist auch offensichtlich: Ein größenwahnsinniger Rassist greift aus eigenem Antrieb zum Telefon, um sich weltweit öffentlich zu blamieren.

Unglücklicherweise ist Trump immer noch der zweit- oder drittmächtigste Mann der Erde und kontrolliert nahezu allein das größte Atomwaffenarsenal.
Es ist also alles andere als witzig, wenn er der Welt coram publico vorführt wie boshaft und psychopathisch gestört er ist.
Trump zuzuhören muss einen normalen Menschen depressiv machen.
Dann auch noch zu erleben, wie Millionen Amerikaner, schwerreiche Industrielle und ganze Medienimperien alles dafür tun, um diesen zutiefst boshaften, in jeder Hinsicht schädlichen Kurs zu unterstützen, setzt der Misanthropie die Krone auf.
Es wundert mich kein bißchen von den ersten durch Trump verursachten Selbstmorden zu lesen.

[…..] Seitdem feststeht, dass Donald Trump der 45. US-Präsident wird, bricht über die amerikanischen Seelsorge-Notrufdienste für suizidgefährdete Menschen eine nie da gewesene Flut an Anrufen ein. [….]

[….] Ein offenbar mehrmals aus den USA ausgewiesener Mexikaner hat am Dienstag in Sichtweite der US-Grenze Suizid begangen. [….] Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die neue rigorose Abschiebepolitik der US-Regierung. Diese hatte erst am Dienstag Regelungen zu Abschiebungen verschärft. So will die Regierung von US-Präsident Donald Trump unter anderem mit großflächigen Razzien gegen illegale Einwanderer vorgehen. [….]

[….] Suizid von bekanntem US-Anwalt "Die Trump-Regierung hielt er nicht aus2.
David S. Buckel engagierte sich für sexuelle Minderheiten und den Naturschutz - am Wochenende nahm er sich das Leben. Angehörige bringen seinen Suizid nun mit der Umweltpolitik der Trump-Regierung in Verbindung. [….]

Wer könnte es diesen Menschen verdenken?
Trump ernst zu nehmen ist eine extrem destruktive und seelenzerstörende Angelegenheit.
Man muss dem US-Präsidenten fast für seine extremen Störungen dankbar sein, da er in schöner Regelmäßigkeit immer wieder so peinliche Dinge von sich gibt, daß man aus Verzweiflung nur noch laut lachen kann.
Jüngstes Beispiel ist der bizarre, öffentlich inszenierte homoerotische wechselseitige Anilingus mit dem schwarzen Rapper Kanye West, der sich so ungeniert an Trump ranwanzt, daß dieser Schmeichelein-Süchtige Kanye ebenfalls leckt.


April 2018

[….]  West hatte bei Twitter geschrieben, dass man nicht mit Trump einverstanden sein müsse: "Aber der Mob bringt mich nicht dazu, ihn nicht zu lieben. Wir sind beide Drachenenergie. Er ist mein Bruder. Ich liebe jeden. Ich stimme nicht allem zu, was jemand macht. Das ist es, was uns zu Individuen macht. Und wir haben das Recht auf unabhängige Gedanken."
Wenig später postete West ein Foto von Trumps berühmter Baseball-Mütze mit dem Wahlslogan "Make America Great Again", offenbar signiert vom Präsidenten selbst. [….]

Einer der berühmtesten schwarzen Musiker überhaupt verschreibt sich dem prominentesten weißen Rassisten.
Wenn es nicht so traurig wäre, …

Immerhin, bei den Comedians herrscht Vollbeschäftigung.


[….] Kellyanne Conway says President Donald Trump wants to make regular appearances on “Fox & Friends” — where he potentially created a mountain of legal problems for himself this week with a rambling interview.
[….] The interview has dominated coverage since it aired Thursday morning, but Fox News barely mentioned the president’s appearance — which the co-hosts cut short despite Trump’s willingness to continue to generate newsworthy statements.
“By the way, I know our producers were working for a very long time to set that up,” said co-host Steve Doocy. “Thank you very much for making that all happen, it was great.”
Many viewers noted that the “Fox & Friends” hosts seemed to grow increasingly alarmed as the president ranted against the media and his political enemies, and contradict arguments made by attorneys in civil and criminal cases involving his associates.
“The president wanted to do that,” Conway said. “The president had a great time bringing his case to the American people, as he does on social media and these bilateral Q&As and certainly on the South Lawn and press pool sprays and other interviews, and the president said he would like to perhaps come once a month as news breaks.”
Doocy yelped and started applauding, although the best grim-faced co-host Brian Kilmeade could muster was, “that would be great.”
[….] Conway praised her boss for clearly articulating his views on important issues, although the president spent much of his time singling out his critics on television and then insisting he was too busy to watch.
“You see that consistency, that unbroken thread between some of those interviews and much of the policies today,” she said. “I had to credit him yesterday, I said, ‘You didn’t even put a semicolon in there — you covered so much territory,’ that he leaves the rest of us cold in terms of our analytical and conversational skills. The president was able to cover so much ground with you yesterday and appreciated the platform because it connects him with the American people, not just on Fox News, but at that really was the buzz around the globe yesterday in large part, because everybody had to replay your clips. That must have been delicious.” [….]
(RAWSTORY, 27.04.2018) (Danke an Jake!)


Homo-Förderung

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Es ist schon erschreckend im Jahr 2018 #MeToo mit zu erleben und bestätigt zu bekommen wie viele Vorurteile es noch gegenüber Frauen gibt.
Schon vor mehreren Dekaden während meiner Schulzeit hatte ich das erste mal das Gefühl, diese Diskriminierung wäre nun aber langsam mal überwunden.
Als Teeni der frühen 1980er fühlte ich sexuell betrachtet eine Geschlechterklischees überwindende Zeit angebrochen. Man musste nicht unbedingt den Mädchen massiv hinterher steigen und traf dann auf sich zierende Wesen, die es galt zu überreden.
Mädchen saßen bei Partys nicht devot am Rand und warteten bis sie zum Tanzen aufgefordert wurden.
Meine erste Freundin hatte ganz eindeutig das Heft des Handelns selbst in die Hand genommen und war auf mich zugegangen.
Als schüchterner Junge – und ich behaupte die, allermeisten frisch die Pubertät erlebenden und ihre körperlichen Veränderungen beobachtenden Jungs sind erst mal schüchtern – fand ich dieses neue weibliche Selbstbewußtsein durchaus angenehm.
Cindy Laupers „Girls just wanna have fun“ war nicht von ungefähr einer der großen Hits des Jahres 1983.  
Madonnas offen sexfreudiges „Like a virgin Touched for the very first time” folgte gleich anschließend.
Die neuen Mädchen, die wußten was sie wollten, waren aus meiner Sicht ein Glücksfall.
Woher soll man auch genau wissen wie man sein Interesse bekundet und auf eine mögliche Partnerin zugeht, wenn man es nie zuvor gemacht hat?
Ich bildete mir wirklich ein, wir wären die Generation, die erstmals gleichberechtigt aufwächst.

Die ersten Zweifel stellten sich wenige Jahre nach meinem Abitur ein, als immer mehr Nachrichten eintrafen, daß sie flippigsten und modernsten Mädchen aus meiner Klasse plötzlich geheiratet hatte, ihre Ausbildung, ihr Studium aufgaben und Hausfrauen wurden.

SABINE? Sabine macht jetzt einen auf Hausfrau und lebt vom Geld, das ihr Macker verdient? Und Johanna ist auch gleich zu Bernd gezogen und schwanger geworden, als der ein Reihenhaus für sie gemietet hat?

Eigentlich kann ich es immer noch nicht richtig begreifen wie viele Frauen sich trotz bester Voraussetzungen für ein Dasein an der Seite eines männlichen Ernährers entschieden haben.
Warum? Die waren alle keinen familiären oder religiösen Einschränken unterworfen, hatten ihr Abi und hätten doch alles werden können?
Erst jetzt, da ich langsam ins Greisenalter wechsele und mir über so unangenehme Dinge wie Altersvorsorge Gedanken mache, fällt bei mir der Groschen. Ist es vielleicht eine Form von Bauernschläue sich gleich an einen Versorger mit eigenem Haus zu binden? Jahrzehnte bevor ich begriff, daß es durchaus Vorteile hat finanziell abgesichert zu sein?

Aber das ist eben mein Schicksal als Mann: Wir verstehen Frauen nicht.
Ich kann es mir a posteriori nur so erklären, daß auch in den 80ern Frauen noch zu wenig gefördert wurden, zu schräg angesehen wurden, wenn sie Karriere machen wollten, ihnen das Selbtsbewußtsein dazu fehlte an sich zu glauben.

Tatsächlich verdienen in den zehner Jahren des 21. Jahrhunderts Frauen immer noch ein Fünftel weniger als Männer und in den Top-Jobs als Vorstandsmitglieder oder Chefärzte sind sie immer noch eine Rarität.
Letzteres ist besonders erschreckend, da inzwischen mehr Frauen Medizin studieren als Männer.
Aber was erwarten wir in einem Land, in dem 26 Millionen Menschen und eine veritable Parteivorsitzende zahlende Mitglieder einer Organisation sind, die grundsätzlich keine Frauen in Leitungspositionen lässt?
Es gibt weltweit etwa 400.000 katholische Priester, an die 5.000 Bischöfe und darunter keine einzige Frau.
Noch mal zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 2018!
Wie ist es möglich, daß Frauen wie Nahles oder Schavan sich ihr ganzes Leben für eine Kirche engagieren, die ihnen buchstäblich ex cathedra erklärt „IHR SEID ZU MINDERWERTIG UM DIE ENSTSCHEIDENDEN GEISTLICHEN ÄMTER ZU BEKLEIDEN“?

Die Politik ist etwas weiter als Wirtschaft und Gesellschaft, aber explizit weibliche Frauen wie Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sind dennoch selten. Die Frauen, die es wie Merkel, May, Clinton oder Lagarde ganz nach oben geschafft haben, geben sich alle Mühe kein vermeidliches weibliches Manko erkennen zu lassen. Sie geben sich alle als besonders rational und hartnäckig. Sie alle legen durchaus Wert darauf, daß ihre Konkurrenten erfahren mit wie wenig Schlaf sie auskommen, wie lange sie am Stück verhandeln können und wie wenige Pinkelpausen sie dabei brauchen. Und sie tragen auch alle eine Art Uniform.
Als Merkel 2017 (sic!) von der lesbischen Wissenschaftlerin Miriam Meckel gefragt wurde, ob sie Feministin wäre, geriet sie arg ins Schwimmen.

[…..] Nun ja, es gebe da „Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede“ antwortete Merkel dann gedehnt. Weiter: „Ich möchte mich ja auch nicht mit einem Titel schmücken, den ich gar nicht habe.“ Denn: Es gebe Frauen, die hätten „richtig gekämpft, so wie Alice Schwarzer“. Und da will Merkel sich nicht „einfach draufsetzen und sagen: Ich bin auch eine Feministin“. […..]

Das ist das Problem: Mächtige Frauen nutzen nicht die Chance andere Frauen zu fördern, weil sie nicht in die Feministinnenschublade rutschen möchten.

Dabei geht es nicht darum Menschen zu fördern, die so sind wie man selbst, sondern gezielt diejenigen zu ermuntern, die bisher benachteiligt wurden.
Was sonst könnte Aufgabe der Politik sein?

Andere Regierungschefs sind da deutlich weiter. Justin Trudeau schrieb schon in seiner Jugend feministische Songs und bekennt sich stolz dazu Frauen und Schwule zu fördern.

[….] Boys need to be raised to be feminists as much as girls because “our sons have the power and the responsibility to change our culture of sexism”, Justin Trudeau, Canada’s prime minister, wrote in an essay published on Wednesday.
Teaching boys to be feminists gives them a sense of justice and empathy and helps them “escape the pressure to be a particular kind of masculine” that is damaging to men and those around them, Trudeau writes. “I want them to be comfortable being themselves, and being feminists – who stand up for what’s right, and who can look themselves in the eye with pride.” [….]

Recht hat er, der Kanadier!

Noch benachteiligter als Frauen sind in unserer Gesellschaft beispielsweise Dunkelhäutige und Schwule.

Insofern finde ich es nicht nur akzeptabel, sondern geradezu notwendig, daß ein Schwuler in einer Chefposition möglichst viele andere Schwule fördert.

Ole von Beust zum Beispiel hat das getan, als er erst Hamburgs CDU-Chef und dann auch Bürgermeister wurde.
Er setzte seinen schwulen Freund Roger Kusch als Justizsenator ein und als dieser 2006 gefeuert werden musste, ernannte von Beust konsequent wieder einen offen Schwulen zum neuen Justizsenator: Carsten Lüdemann
Das setzte Zeichen, auch der Hamburger Spitzenkandidat von 2015, Dietrich Wersich, ist schwul.
Der seit 2015 amtierende neue Landesvorsitzende der Hamburger CDU, Roland Heintze, ist ebenfalls schwul.

Man muss nur aufpassen, daß „schwul“, „Frau“ oder „dunkelhäutig“ nicht zum alleinigen Einstellungskriterium werden.
Man erweist der guten Sache einen Bärendienst, wenn man nur wegen des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung Deppen befördert.

Dietrich Wersich führte die CDU zielsicher zum schlechtesten Wahlergebnis aller Zeiten: 15,9%!
Roger Kusch war von Anfang an eine Katastrophe, der in seiner Behörde schnell den Spitznamen lächelnden Guillotine erwarb, weil er gnadenlos alle fähigen Mitarbeiter entließ.

„Wiederholt kam es zu schweren Konflikten mit der Hamburger Richterschaft und der Staatsanwaltschaft. Im Sommer 2002 besuchte Kusch das Wüstengefängnis von Sheriff Joe Arpaio im US-amerikanischen Staat Arizona und bezeichnete diese besonders harte Form des Strafvollzugs als „Stilblüte“. Zu seinen justizpolitisch umstrittensten Entscheidungen gehörte die Schließung der Sozialtherapeutischen Anstalt Altengamme und der Übergangsanstalt Moritz-Liepmann-Haus.“
(Wikipedia)

Kusch trieb es so wild, daß ihn sein Freund und Vermieter Ole von Beust 2006 rauswerfen musste. Daraufhin trat Kusch beleidigt aus der CDU aus, gründete eine stramm rechte AfD-Vorläuferpartei „HeimatHamburg“ und zog mit rechtsradikalen Parolen durch die Talkshows.
Viel schlimmer noch sein Verein Dr. Roger Kusch Sterbehilfe e. V., mit dem er der Angelegenheit einen Bärendienst erwies, weil er zu offensichtlich Profit erzielen wollte.

Auch Lüdemann erwies sich als kompletter Fehlgriff, wie die gesamte Beust-Personalpolitik.

 (…..) Ein neues Strafvollzugsgesetz wurde verabschiedet, das zwar vermutlich verfassungswidrig ist, aber da gleichen die kleinen Hamburger (Lüdemann) offenbar den großen CDU’lern in Berlin (Schäuble):
Grundgesetz ist eher irrelevant in CDU-Augen. Justizministerin Zypries kritisiert es als "Armutszeugnis".
Die CDU-Hamburg hatte ja schon ihre Verfassungsfeindlichkeit mehrfach unter Beweis gestellt. 1993 mußte die Wahl von 1991 in Hamburg wiederholt werden, weil das Verfassungsgericht die Kandidatenaufstellung der CDU für so gravierend verfassungswidrig hielt, daß Neuwahlen angesetzt werden mussten.
Daß gleich ein halbes Dutzend CDU-Bürgerschaftsabgeordnete staatsantwaltlich ermittelt wurde, wundert da auch nicht mehr. Ich nenne nur mal den Pleitier Andreas Wankum. Zudem liefen 2005 Verfahren gegen die CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Karl-Heinz Warnholz und Bruno Claußen wegen Abgeordnetenbestechung beziehungsweise falscher Verdächtigung, gegen den CDU-Abgeordneten Jörn Frommann wegen Erschleichung von Erziehungsgeld und gegen den Ex-Abgeordneten der CDU Volker Okun wegen Wahlbetrugs.
So nun also auch Lüdemann mit seinem Strafvollzug, der auf Rechte von Gefangen kaum noch Rücksicht nimmt:
Ende September wenden sich Hamburger Richter empört an die Öffentlichkeit, weil die Justizbehörde Urteile, die Häftlinge erstritten haben, nicht umsetzt. "Die Justizbehörde ist ihrer gerichtlichen Verpflichtung über Jahre nicht nachgekommen", so der Landgerichts-Präsident, Kai-Volker Öhlrich. Der Senator habe davon gewusst. (….)

(…..) Im April 2005 mußte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Clemens Nietingschnell aus der Bürgerschaft geworfen werden, nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Besitzes und des Verbreitens kinderpornographischen Materials gegen ihn einleitete. Im Juli 2005 erließ das Amtsgericht Hamburg einen Strafbefehl wegen des Besitzes und des Verbreitens kinderpornographischer Schriften, den Nieting akzeptierte.
Reihenweise mussten CDU-Abgeordnete ihre Sessel räumen, weil sie mit dem Gesetz in Konflikt kamen.
Unvergessen JU-Kreischef Alexander Weiss. Gegen den 22-jährigen Jungpolitiker wurde wegen ausländerfeindlicher Äußerungen ermittelt. "Niggerschlampe" soll der Jurastudent eine südländisch aussehende Kommilitonin beschimpft haben und sie dann mit Bierdeckeln beworfen haben. Zudem, so die Vorwürfe, soll Weiß "Nicht-Arier" als "eine Schande für das Juristentum" bezeichnet haben. (….)

Justizsenator Lüdemann richtete eine derartige Pannenkaskade an, daß Ole von Beust 2008 auch ihn rauswerfen musste.

Glücklicherweise endete das Chaos, als die CDU 2011 in die Opposition geschickt wurde.

Carsten Lüdemann, Beusts Justizsenator ist nach zehn Jahren endlich auch mal wieder in den Medien, weil er junge Männer in einer Dampfsauna befummelt.

[….] Ein 27-jähriger Jurist hat Ex-Justizsenator Carsten Lüdemann (53) angezeigt, ihn „begrapscht“ zu haben. Der CDU-Politiker bezeichnete gegenüber der MOPO die Vorwürfe als „frei erfunden“.
Eines ist sicher: Beide Männer befanden sich am fraglichen Tag gemeinsam in der Sauna. [….] Der 27-jährige Jurist erklärte gegenüber der MOPO, er habe bemerkt, wie sich Carsten Lüdemann selbst befriedigte, und sei von ihm weggerückt. Dann sei er eingenickt und erwacht, als Lüdemann ihm in den Schritt griff. Daraufhin habe er die Sauna verlassen, die Aufsicht gerufen und Lüdemann aufgefordert, sich zu entschuldigen. Der 27-Jährige: „Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass der dort seinen Schniedel rausholt und sich einen keult.“ Der Jurist erstattete einige Stunden nach dem Sauna-Besuch Anzeige. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts der Sexuellen Nötigung (§ 177 StGB).
[….]  Beide Männer erklärten übereinstimmend, sich nie zuvor begegnet zu sein. Der 27-Jährige sagte, dass ihm erst klar geworden sei, wen er da angezeigt hatte, als er den Namen an seinem Arbeitsplatz, einer Anwaltskanzlei, gegoogelt habe. Es steht Aussage gegen Aussage. Der Ausgang des Ermittlungsverfahrens darf mit Spannung erwartet werden. [….]

Hypocracy

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Heucheln ist das Hauptcharakteristikum konservativer und religiöser Amerikaner.
Wie könnte man das besser beweisen als durch die ostentative Verehrung, die Evangelikale ausgerechnet einem myriadenfachen Lügner angedeihen lassen, der alle seine Versprechen bricht, faulenzt und als Serienehebrecher seit Jahrzehnten Playboyhäschen und Porno-Sternchen an die Pussy grabbed und auch noch stolz auf sein übergriffiges Molestieren ist?

Ihr Held ist selbst so eine Pussy, daß er auch sein zweites White House Correspondents' Dinner schwänzte. 15 amtierende US-Präsidenten waren immer zu dem seit 1921 stattfindenden Dinner gekommen, preisten das First Amendement und hielten launige Rede. Trump nicht.
Er kneift, geht lieber zu seinen Hardcore-Anhängern, weil er sich nicht vor ein kritisches Publikum traut, um dort über die Presse zu hetzen.

Letztes Jahr hatte der Comedian Hasan Minhaj einen hervorragenden Job als Stargast abgeliefert. Und schon damals zeigten die Rechten wie verkrampft und verbissen sie auf Kritik reagieren.

Dieses Jahr ließ man Michelle Wolf auf die Korrespondenten los. Die 32-Jährige aus Pennsylvania stammt ebenfalls aus dem Comedy Central-The Daily Show with Trevor Noah-Iniversum und promotete mit derben Witzen ihre HBO stand-up show „Michelle Wolf: Nice Lady“.
Sie war unpolitischer und etwas derber unter der Gürtellinie als Minhaj letztes Jahr.

Eindeutig peppte sie die bis dahin ungeheuer öde Veranstaltung auf.

[….] The sedate and earnest nature of the event was disrupted by comedian Michelle Wolf, the evening’s entertainer, who predictably went after Trump in a routine that swerved from raunchy to downright nasty. She began by saying, “Like a porn star says when she’s about to have sex with a Trump, let’s get this over with.”
Wolf vowed to get under Trump’s skin by questioning his wealth, issuing a call and response with the audience (“How broke is he?”). Her punchline included such quips as, “He’s so broke ... he has to fly failed business class and he looked for foreign oil in Don Jr.s hair.
She was particularly harsh on the women associated with Trump. At one point, she compared Ivanka Trump to a diaper pail, and said Kellyanne Conway has “the perfect last name” because “all she does is lie.” [….]


Einen Skandal konnte ich beim besten Willen nicht erkennen, aber schon während der 19 Minuten verließen empörte Konservative den Raum.

Richtig lustig wurde die anschließende Retrospektive auf CNN – mehrere WH-im Saal anwesende Korrespondenten gaben sich völlig empört, erklärten Wolf wäre viel zu weit gegangen und habe das Land entzweit.



Noch dramatischer wurde es anschließend im Studio, als die glühenden rechtsradikalen Trump-Fans Carrie Sheffield und Paris Dennard stocksteif und grimmig erklärten sie hätten das überhaupt nicht komisch gefunden, das sei alles unter der Gürtellinie und amoralisch gewesen.
Sheffield hatte kurz zuvor noch Barack Obama dafür verantwortlich gemacht, daß der von Trump auserkorene VA-Chef Dr. Ronny Jackson sich als Drogen-verteilender und Frauen belästigender Alki herausstellte.

Das ist Hypocracy auf höchstem Niveau.
Sich über eine schwarze Frau zu echauffieren, die als Witze-Erzählerin arbeitet und den Mann, der als Präsident der USA 2000-fach gelogen hat und immer wieder in massiven Rassismus und wüste Frauenfeindlichkeit ausbricht wie einen Heiligen zu verehren.

Traditionell ist allerdings auch die amerikanische Waffennarren-Vereinigung NRA ein ganz großer Player im Hypocracy-Business.
Nachdem sie in den letzten Monaten die überlebenden OPFER des Parkland-Shootings attackierten und unverhohlen anregte diese auch noch zu töten, halten sie nun ihr Jahrestreffen ab, bei dem aber keine Waffen erlaubt sein sollen.
Ebenso wie bei der RNC-Nominierungs-convention, bei dem ein nach Waffen in Schulen schreienden Präsidentschaftskandidat gekürt wurde.

[…..]Why the double standard when it comes to the safety of Mike Pence versus the safety of every other citizen in the country? Does the vice-president have a magic vulnerability to gun fire that the rest of us are immune to? Or does the banning of weapons at their leadership forum really mean that the NRA is peddling a cynically false message to rev up the gun sales of the arms merchants who gave the organization the mission keep their business thriving? [….]





Trump, Pence, die GOP und NRA mögen kaum etwas können, aber in der Disziplin Hypocracy sind sie einsame Spitze.



Was wäre wenn die SPD in der Opposition säße?

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Emmanuel Macron hat es vorgemacht wie man international als Staatschef und global player ernst genommen wird.
Er entwickelt Strategien und macht sich auch gleich daran sie umzusetzen.
Drei Tage wurde ihm in den USA der rote Teppich ausgerollt, er hielt eine große Rede vor dem US-Kongress, in der er es so krachen ließ, daß in Frankreich als Held gefeiert wurde, weil er das Wunder vollbrachte einerseits Trump die Stirn zu bieten, ihn offiziell an demokratische Werte erinnerte, ermahnte nicht zu lügen und andererseits das Verhältnis zu der amerikanischen Regierung stark verbesserte.
Größer könnte der Kontrast zu Angela Merkel nicht sein, die nach 13 Jahren als vorsichtig tapsende Verneinerin und Ablehnerin international kaum noch ernst genommen wird.
Statt drei Tagen bekam sie drei Stunden in Washington. Was sie dort zu sagen hatte, wurde Minuten später völlig zu Recht sofort wieder vergessen.
Was haben wir sonst noch zu bieten auf der Unionsseite?

Da ist einmal Appeasement–Altmaier, der devot bettelt bei Trump.

[….] Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will keinen Handelskrieg mit den USA riskieren. Die EU müsse bereit sein, den Amerikanern im Streit um Strafzölle etwas anzubieten. [….]

Da ist der rechte Rüpel Spahn, der mit Leidenschaft über die Schwachen in unserer Gesellschaft herziehtund weiß, daß 416 Euro monatlich dicke ausreichen, wenn er es auch lieber nicht selbst probieren will und bei seinen 15.000,- bleiben will.

[….] Wer in Deutschland von Hartz IV lebt, ist nicht "sozial schwach". Er ist arm und vor allem arm dran. Auch deshalb, weil Politiker leugnen, dass es diese Armut gibt. [….] Besonders sozial schwach ist ein Minister, der leugnet, daß es diese Armut gibt. [….]

Da ist Crazy Horst, der unberührt von jedem Fachwissen als Nichtjurist Verfassungsminister ist und grundgesetzwidrig über andere Religionen herzieht, Migranten beleidigt und Frauen aus der Führungsebene seines Ministeriums verbannt.

Seehofer ist das Wohl und Wehe Deutschlands und der in Deutschland lebenden Menschen herzlich egal. Dem CSU-Chef geht es nur um die Macht seiner Partei in Bayern, wo sein MP ungeniert den Beamtenapparat einsetzt, um für die CSU Wahlkampf zu betreiben.

[…..] Mit einer Geldprämie für Beamte will die Staatsregierung die Auszahlung des Landespflegegelds wie von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt bis September ermöglichen. "Für die Erfassung und Bearbeitung eines Pflegegeldantrags (...) wird eine Nebenamtsvergütung in Höhe von 2 Euro pro Fall gewährt", heißt es in einem Schreiben des Finanzministeriums an alle Beamten des Freistaats in den Geschäftsbereichen Finanzen, Gesundheit, Pflege, Familie, Arbeit und Soziales, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. […..]

Während Gerd Schröder und die SPD also das taten, von dessen Notwendigkeit für Deutschland sie absolut überzeugt waren – wohl wissend, daß es sie Macht, Posten und Einkommen kosten wird, macht die Union das Gegenteil:

Ganz miese Politik, die dem Land langfristig schadet und Hass schürt – nur um parteipolitisch zu profitieren und sich Pöstchen zu sichern.

[….] Alles für die Macht
Für Markus Söder und Horst Seehofer zählt nur eins: Das CSU-Ergebnis bei der Landtagswahl am 14. Oktober - koste es, was es wolle. Steuergeld wird rausgehauen, Religion instrumentalisiert.[….] [….]

Ein erbärmlich schlechte Performance der C-Minister, die glücklicherweise international partiell von den sozialdemokratischen bella-Figura-Ministern Barley, Maas und Scholzüberstrahlt wird.

Könnten die Unionsparteien wie sie wollten, oder würden gar in einer Minderheitsregierung ohne die SPD auch noch auf Stimmen aus der AfD/FDP-Opposition angewiesen sein, ginge es den Armen und Schwachen und Kranken und Migranten noch viel mehr an den Kragen:

[….]Während in der SPD über die Abschaffung von Hartz IV nachgedacht wird, kommen Stimmen aus der CDU, die Sanktionen zu verschärfen. Der Berliner Wirtschaftspolitiker Christian Gräff schlägt vor, die Bezüge für unter 50-Jährige zu streichen, wenn sie einen Job ablehnen.
Berliner Wirtschaftspolitiker der CDU wollen härtere Sanktionen für junge Hartz-IV-Empfänger. Wenn Menschen unter 50 Jahren ein Jobangebot ablehnten, sollten ihnen die Sozialleistungen komplett gestrichen werden, forderte der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der Berliner CDU, Christian Gräff, am Donnerstag. Hintergrund sei die gute Situation am Arbeitsmarkt.
Für Unternehmen sei es derzeit schwierig, Fachkräfte zu finden, erklärte der CDU-Abgeordnete Gräff in einem Schreiben. "Es ist bei der derzeitigen Situation am Arbeitsmarkt nicht einzusehen, dass Menschen, die 25 oder auch 45 Jahre alt sind, zu Hause sitzen und Hartz IV beanspruchen können."
Es gibt bereits mehrere Stufen, nach denen Hartz-IV-Empfängern die Leistungen gekürzt werden können, etwa wenn sie Termine im Jobcenter nicht wahrnehmen. Der Regelsatz von 409 Euro für Alleinstehende kann um zehn Prozent, 30 Prozent oder ganz gekürzt werden. In Extremfällen können auch Mietzuschüsse wegfallen. [….]

Mietzuschuss wegnehmen, die Leute aus den Wohnungen werfen und Hartz IV kräftig kürzen – offenbar das, was die Groko-Gegner locker akzeptieren.

Impudenz des Monats April 2018

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Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Der heutige Gewinner heißt Benjamin Netanjahu.
Er folgt damit seiner Ehefrau.


Da haben sich wirklich zwei gefunden. Topf und Deckel extrem.

Israels stramm rechter Ministerpräsidenttut alles dafür, um Unfrieden in die Region zu bringen und Donald Trump zu noch mehr Aggressionen zu verleiten.
Bibi, 68, in einen endlosen Strudel aus Korruption hineingesogen, war von Mai 1996 bis Mai 1999 israelischer Ministerpräsident und amtiert seit 2009 erneut als solcher.
Der amerikanische Staatsbürger Netanjahu wuchs in Pennsylvania auf, studierte in den USA und mischte sich auch als Israelischer Außenminister und Ministerpräsident immer wieder direkt in die amerikanische Innenpolitik ein, weil er die Demokraten und insbesondere den dunkelhäutigen Barack Obama zutiefst verachtet.
In diesem Punkt gibt es 100%ige Übereinstimmungen mit dem Rassisten Trump.
Die beiden verstehen sich – wenig überraschend – prächtig.
Die meisten anderen westlichen Regierungschefs empfinden den MP aus Jerusalem ungefähr so angenehm wie Fußpilz, da Bibi ähnlich wie Trump ständig prahlt und mit der Wahrheit auf Kriegsfuß steht.

(…..) Er hält sich selbst für so extrem überqualifiziert, daß er immer wieder laut bedauert nicht eine Supermacht wie die USA führen zu dürfen. Entsprechend großspurig tritt er auch unter den Regierungschefs aufund wird ganz offensichtlich von vielen Kollegen leidenschaftlich abgelehnt.
Immer wieder werden Unmutsäußerungen über ihn geleakt.

[…] In einem vertraulichen Gespräch mit US-Präsident Barack Obama hat Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy über den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hergezogen. "Ich kann ihn nicht mehr sehen, er ist ein Lügner", soll Sarkozy nach übereinstimmenden Angaben von Mithörern des Gesprächs über Netanjahu gesagt haben. Obama habe ihm geantwortet: "Du bist ihn leid, aber ich habe jeden Tag mit ihm zu tun!"[…]

Der nicht eben als Choleriker bekannte US-Präsident kann sich kaum noch zügeln.

Obama schäumt vor Wut über Netanjahu
[…] Die Vereinigten Staaten von Amerika und Israel sind strategische Verbündete zur Wahrung ihrer Interessen im Nahen und Mittleren Osten. Angesichts der Tatsache, dass diese vor allem energiepolitisch bedeutende Weltregion von Krieg, Despotien, gefährlichen sozialen Unwuchten, militantem Islamismus und aggressivem Terrorismus gekennzeichnet ist, kommt dieser Allianz eine hohe Bedeutung zu. Umso fataler ist, dass die Regierungen in Washington und Jerusalem alles andere als befreundet sind und gegenwärtig einen Kurs des Frontalzusammenstoßes steuern, wie die israelische Zeitung "Maariv" schrieb. Dieser Streit ist überflüssig und zudem politisch brandgefährlich.
Es ist kein Geheimnis, dass US-Präsident Barack Obama und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu nicht nur politische Differenzen haben, sondern sich auch ganz persönlich nicht ausstehen können. Netanjahus Festhalten an einem fortgesetzten Siedlungsbau in Schlüsselregionen der besetzten Gebiete ist geeignet, dem halb toten Nahost-Friedensprozess den Rest zu geben, den Obama gern belebt und als Erfolg seiner Amtszeit vorgewiesen hätte. Mit der Besiedlung zerschneidet Netanjahu das Gebiet eines möglichen Palästinenserstaates bis zur Unregierbarkeit – was wohl beabsichtigt ist.
Ein zweiter Streitpunkt zwischen Washington und Jerusalem hat sich nun zu einem "endgültigen Bruch" zwischen den beiden Staatsmännern zugespitzt, wie US-Kommentatoren meinen. Es geht im Kern um die Bemühungen der fünf Veto-Mächte der Uno – USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien – sowie Deutschlands, den Atomkonflikt mit dem Iran friedlich per Abkommen beizulegen. Israel und der Westen verdächtigen das Mullah-Regime in Teheran, unter dem Deckmantel eines zivilen Programms eine atomare Bewaffnung anzustreben. […]

Willkommen im Kindergarten.

In gewisser Weise ist Netanjahu sogar noch unmoralischer als Trump, da er es eigentlich besser wissen sollte.
Während bedingt durch seine tiefsitzende Ignoranz und Borniertheit ungebildet und dumm ist, verfügt Netanjahu über fundierte Bildung und viele Jahrzehnte politischer Erfahrungen.
Trump lügt so viel, weil er erstens nicht anders kann und zweitens zu dämlich ist zu bemerken in welche Widersprüche er sich ständig verstrickt.

Netanjahu hingegen lügt und intrigiert strategisch aus purer Bosheit.

(….) Der arme Bibi Netanjahu leidet offenbar an einem Nero-Komplex. Er ist ein mehrfach überführter Lügner, der zudem auch noch über eine wahrlich abstoßende Persönlichkeitverfügt.
Wenn man aber seinen zweitägigen Washington-Besuch beobachtet hat, scheint er eine ganz neue Dimension des Irrsinns erreichtzu haben.
Bibi, der Molch und Herr Boehner drehen jetzt völlig frei, oder?
Inzwischen wird Weltpolitik, ja sogar der Frieden, den persönlichen Machtinteressen skrupellos untergeordnet.
In den letzten 70 Jahren hatte Israel nirgends auf der Welt so treue und
so wichtige Freunde wie im Weißen Haus.
Und Bibi schafft es der gesamten US-Administration so vor das Schienbein zu treten, daß alle Minister und der Präsident sowieso schreiend weglaufen, wenn er in Washington ist. Niemand will mehr mit ihm gesehen werden.
Wenn Netanjahu im Oval Office auf Obamas Schreibtisch geschissen hätte, wäre das auch kein größerer außenpolitischer Eklat, als das was er tatsächlich anstellte.

Eine Rede, gespickt mit vom eigenen Geheimdienst Mossad längst widerlegten Lügen und Übertreibungen. Und eine Rede voller Anwürfe gegen die USA, immerhin seit der Gründung Israels vor fast 70 Jahren der wichtigste Verbündete des Landes. Nancy Pelosi, demokratische Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus und bislang wahrlich nicht als Kritikerin der israelischen Politik aufgefallen, empfand die Rede als „so selbstgefällig und beleidigend“, dass sie „mit den Tränen gekämpft“ habe.
Netanjahus Auftritt habe sie „an Dr Strangelove erinnert“, meinte die bekannteste Politikjournalistin der USA, Christiane Amanpour in Anspielung auf Stanley Kubricks berühmte Kalte-Kriegs-Satire. Darin löst ein paranoider, von sowjetischen Angriffsabsichten überzeugter US-General beinahe  einen Atomkrieg aus.

Und der Grund für Bibis rasenden Hass auf Obama ist lediglich der, daß in Washington gelegentlich Vernunft einkehrt.
Offenbar hat man dort die Lage im Nahen Osten analysiert und ist zu verschiedenen Schlüssen gekommen:

1.) Das größte Hindernis auf  dem „Weg zum Frieden“ ist Israels Siedlungspolitik mit der daraus folgenden Katastrophe für das palästinensische Volk. Obama und Kerry haben das auch öffentlich gesagt, Israel darum gebeten sich beim Siedlungsbau zurück zu halten.
Natanjahu platzte vor Wut.

2.) Die totale Konfrontation mit dem Iran, die seit 2001 besonders von den USA ausgeht, hat zu nichts geführt. Dieses tote Pferd sollte man nicht weiter reichen und stattdessen lieber versuchen auf Augenhöhe mit Teheran zu sprechen.

Nicht, daß mich noch irgendetwas Irres an Gingrich oder McCain verwundern könnte, aber es ist schon ein starkes Stück, daß sie aus purem Hass auf ihre eigene Regierung lieber einen Krieg im Pulverfass Nahost provozieren, als dem verhassten Präsidenten Obama diesen außenpolitischen Erfolg zu gönnen! (…..)

Relativ unbestritten verfügt Israel über einen der effektivsten Geheimdienste der Welt.
Er führt seit Jahrzehnten höchst erfolgreich Operationen überall in der Welt aus, tötet gezielt und soll – angeblich – nahezu allwissend sein.
Anders als die sich vielfach blamierenden westlichen Dienste, halten sich israelische Schlapphüte gern im Hintergrund; sie geben keine Statements heraus, veranstalten keine Pressekonferenzen und verbreiten von ihnen erwünschte Informationen subtil durch Leaks.

Gestern hingegen wählte Bibi einen ganz anderen Weg und lieferte eine große Show auf offener Bühne ab; Hollywoodreif mit dramatisch verhüllten Aktenbergen. Es erinnerte alles an Colin Powells berühmte Saddam-hat-WMD-Show vor dem UN-Sicherheitsrat 2003.

[….] Der Ort war nicht zufällig gewählt, auch die Inszenierung war durchgeplant: Im militärischen Hauptquartier in Tel Aviv trat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf eine in Schwarz gehaltene Bühne, auf der er nur einige wenige Worte auf Hebräisch sprach. Dann wechselte er ins Englische, denn mit seiner Botschaft will Netanjahu die Welt aufrütteln.
"Heute werden wir Ihnen etwas zeigen, was Sie noch nie gesehen haben: das geheime Atomarchiv", kündigte Netanjahu an. Auf die Leinwand wurden Videoeinspielungen mit Aussagen iranischer Politiker projiziert, wonach Iran kein Nuklearprogramm verfolge. "Iran lügt dreist", sagte Netanjahu und enthüllte zwei Schränke. In einer Geheimdienstoperation seien in einer "unschuldig aussehenden Lagerhalle" Dutzende Aktenordner mit 55 000 Seiten und 183 CDs sichergestellt worden. [….]

Ganz offensichtlich ging es darum die rasenden Iran-Hasser Mike Pompeo und Donald Trump mit zusätzlichen Argumenten zu versorgen, damit sie wirklich aus dem „Irandeal“ aussteigen – auch wenn es offensichtlich ist, daß die Gefahr eines Atomkrieges ohne diesen Deal dramatisch ansteigt, weil es keine bessere Alternative gibt.
Wenn es nicht so tragisch und gefährlich wäre, könnte man jetzt in einem Lachkrampf dahinscheiden:
Ein gewohnheitsmäßiger Lügner spielt dem größten Lügner überhaupt angebliche Beweise über dessen einzigen Informationskanal zu – das TV, denn Trump hört bekanntlich nicht auf Experten oder seine Geheimdienste – und dieser so getriggerte Lügner erweist sich als genauso leicht manipulierbar, wie Bibi dachte.
Pompeo und Trump schnappten den Köder sofort.

[….] US-Außenminister zum Iran-Atomdeal USA bezichtigen Iran der Lüge. Israel wirft Iran vor, an einem geheimen Atomwaffenprogramm zu arbeiten. Nun haben die USA das von Israel vorgelegte Material als authentisch bezeichnet. US-Außenminister Pompeo sprach von "neuen Dokumenten". [….]
[….] Trump sieht sich "zu hundert Prozent" bestätigt
Donald Trump hat auf die Präsentation Netanyahus reagiert: Er habe mit seiner Meinung zu Iran Recht gehabt, sagte der US-Präsident. Er erwähnte auch die Möglichkeit, ein neues Atomabkommen mit Teheran auszuhandeln.[….]
Viel geändert hat sich dennoch nicht, weil alle anderen am Deal ('Joint Comprehensive Plan of Action' (JCPOA)) beteiligten Parteien -  die anderen vier Vetomächte England, Frankreich, Russland und China, sowie Deutschland und der Iran, genau wie die EU und die IAEO-Inspekteure über einen höheren IQ als Zimmertemperatur verfügen.
Sie wußten auch schon vorher, was Bibi gestern spektakulär enthüllte:
Bis 2003 versuchte der Iran in einem Programm namens NOMAD Atomwaffen zu entwickeln.
Lieber Donald und lieber Bibi, das war ja genau der Grund für die Verhandlungen!

[….] Nach einer ersten Einschätzung der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bislang keine Beweise dafür präsentiert, dass sich Iran nicht an das Abkommen zum Verzicht auf Atomwaffen hält.
Die Präsentation Netanyahus vom Montag habe, so ihre erste Einschätzung, die Vertragstreue der iranischen Führung nicht infrage gestellt, teilte Mogherini mit. Das Atomabkommen aus dem Jahr 2015 basiere auf konkreten Verpflichtungen, Überprüfungsmechanismen und einer strikten Kontrolle durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA). Diese habe schon zehn Berichte veröffentlicht, die Iran bestätigten, sich an die Abmachungen zu halten. [….]


Abgesehen von dem totalen amerikanisch-israelischen Wahnsinn einen nicht perfekten Vertrag ersatzlos zu streichen und somit in eine viel gefährlichere Situation zu schlittern, noch ein paar grundsätzliche Anmerkungen:

1.)

Israel und Amerika werfen dem Iran Lügen vor.


Das sind ja genau die Richtigen, weil Trump und Netanjahu ja nie lügen.
Das sind ja genau die Richtigen, weil die USA und Israel ja bekannt dafür sind sich immer punktgetreu an alle internationalen Verträge zu halten.

2.)

Der Iran hat erlebt was seinen beiden großen Nachbarnationen – dem Irak im Westen und Afghanistan im Osten – widerfahren ist, weil die keine Massenvernichtungswaffen hatten.
Gegen beide begann Amerika große Kriege und unterzog sie einem extrem brutalen Regimechange, der viele Hunderttausend Tote verursachte.
Die einzige Nation im Visier der Amerikaner, die tatsächlich über Atomwaffen verfügt, ist Nordkorea.
Nordkorea wurde aber nicht von den USA angegriffen. Stattdessen flirtete Trump den nordkoreanischen Chef Kim Jong Un als „Ehrenmann“ an.
Was läge also aus Sicht Teherans näher als natürlich auch Atomwaffen anzuschaffen?

3.)
Der Atomwaffensperrvertrag NPT (Non-Proliferation Treaty) von 1970 erlaubt keinem Land außer den fünf UN-Vetomächten den Erwerb oder die Verbreitung von Atomwaffen. Außer Indien, Israel, Pakistan und Südsudan sind alle Nationen Mitglieder des NPT; über Nordkoreas Status wird derzeit verhandelt.
Mit welchem Recht wird eigentlich Iran verweigert sich Atomwaffe zuzulegen, wenn sich Frankreich, England, Russland, China und die USA ganz selbstverständlich das Recht nehmen und auch niemand Anstoß nahm, als sich Israel, Pakistan und Indien Atombomben zulegten?

Ist es nicht ein bißchen sehr heuchlerisch, wenn der Israelische Ministerpräsident, der selbst über mindestens 200 Atombomben verfügt und damit alle anderen Staaten des Nahen Ostens latent bedroht, vor Empörung bebt, wenn jemand anderes auch nur darüber nachdenkt das zu tun, was Israel schon seit 50 Jahren macht: Atombomben herstellen.

4.)

Die zivile und militärische Nutzung der Atomkraft ist nicht völlig voneinander zu trennen. Man muss in jedem Fall Uran aufkonzentrieren und man erhält immer waffenfähiges Material.
31 Länder betreiben dieses Jahr 446 Kernreaktoren. Das sind keineswegs alles demokratische Länder. Wieso sollte Iran nicht dürfen, was Kasachstan, Weißrussland oder die VAE und Ägypten tun?

Comedy-time

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Kann ein sehr offensichtlich adipöser Geront, der sich ausschließlich von Fastfood ernährt der gesündeste US-Präsident aller Zeiten sein?


Insbesondere wenn sein athletisch-asketischer direkter Vorgänger 23 Jahre jünger war, als er das Amt antrat und so aussah?




In der völlig wahnsinnigen Welt des Donald T. kann man den Wählern das Absurde verkaufen.
Trump ging zu Dr. Okun, that hippie looking mad scientist from Area 51 in Independence Day.


Dieser bestätigte schwarz auf weiß, was #45 behauptet hatte.











Schon im Wahlkampf bezweifelte man die Seriosität des Mediziners, da er sich einer so offensichtlich nicht wissenschaftlichen Ausdrucksweise bediente.

Es ging gesundheitlich weiter bergauf für den Präsidenten.
Nach einem Jahr im Amt bestätigte Ronny Jackson, der offizielle Arzt des Weißen Hauses sogar Trumps mentale Fitness.
Das golfende Genie hatte soeben den MoCa fehlerfrei absolviert. Eine ungeheure Leistung. Er konnte also ein Uhrenziffernblatt (zehn nach elf!) zeichnen und ist zu weiteren geistigen Höchstleistungen fähig.

Test zur geistigen Gesundheit: Trump kann Löwe und Nashorn benennen.

Natürlich prahlte er sofort mit diesem Sensationsergebnis.
Vermutlich war nie ein US-Präsident schlauer als er. 30 von 30!

[…..] The White House physician reported Tuesday that President Trump is in “excellent” overall health based on a four-hour examination. At Trump’s request, said Dr. Ronny Jackson, this included a common test of cognitive ability on which the President reportedly scored a perfect 30 out of 30.
Trump, who has famously bragged about his intelligence on Twitter, wasted no time in brandishing his score. In an interview with Reuters Wednesday, he blamed his three most recent predecessors for their failure regarding North Korea, and said, “I guess they all realized they were going to have to leave it to a president that scored the highest on tests.”
The 15-minute exam that Jackson administered is called the Montreal Cognitive Assessment, or MoCA, and is widely used to test for early signs of diseases like Alzheimer’s and other forms of dementia. None of the questions are difficult for someone who does not suffer from cognitive impairment, but “the test is very sensitive to early stages of these conditions,” says Dr. Ziad Nasreddine, who developed the assessment in 1996. [….]

Dr. Jackson hatte, wie wir inzwischen wissen, seinen Chef einfach ein bißchen größer gemacht, um gerade noch einen BMI zu messen, bei dem er nicht Adipositas aufschreiben muss.


Dem Drogen-vertickenden Alki, aka „Candyman“wurden seine freundlichen Worte mit einem Ministerposten gedankt. Blöd nur, daß man in diesen #MeToo-Zeiten doch nicht mehr darüber hinwegsehen konnte wie Ronny im Suff Frauen belästigte.
So zog sich der Lügendoktor zurück – natürlich laut Trump alles nur die Schuld der „evil democrats“, die es wagen darüber zu sprechen.
Trump selbst hat nie selbst an irgendetwas Schuld.
Das ist so wie bei Autos der Marke Mercedes Benz. Bei denen ist bekanntlich die Vorfahrt schon eingebaut.

Und Dr. Okun alias Harold Bornstein?
Für ihn hatte der Fixer Michael Cohen offensichtlich nicht genügend hush-money eingezahlt.
Der Mann plaudert jetzt.


[….] Der damals 69-jährige Präsidentschaftskandidat habe in 40 Jahren keine gesundheitlichen Probleme gehabt, schrieb der Arzt in einem Brief, der als eine Art Gesundheitsgutachten dienen sollte. Trumps jüngste Laborwerte seien "erstaunlich großartig" gewesen, hieß es ohne die Angabe von Details. "Seine physische Stärke und Kraft sind außerordentlich." Bornsteins Fazit: Im Falle seiner Wahl werde Trump "das gesündeste Individuum sein, das jemals zum US-Präsidenten gewählt wurde", so die gewagte Prognose.
[….] Schon einige Monate später gab der Arzt an, den Brief in fünf Minuten geschrieben zu haben. Nun erklärte Bornstein den Fernsehsendern NBC und CNN, dass er selbst gar nicht der Verfasser gewesen sei: Trump habe ihm den Inhalt diktiert, er selbst habe ein paar Hinweise gegeben und ansonsten einfach mitgemacht. "Der Brief ist schwarzer Humor, genau meine Art von Humor", so der 70-Jährige.
[….] Die Brief-Enthüllung ist allerdings nur ein Aspekt der Bornstein-Festspiele vom Dienstag: In einem NBC-Interview beschuldigte der Mediziner Trumps damaligen Leibwächter Keith Schiller, Anfang Februar 2017 gemeinsam mit einem anderen "großen Mann" in seinem Büro eine Art Razzia durchgeführt zu haben. Die beiden hätten "eine Menge Chaos" angerichtet und schließlich Trumps Patientenakten in Original und Kopie mitgenommen. Er habe sich "vergewaltigt, verängstigt und traurig" gefühlt, so Bornstein, auch hier kein Freund von Untertreibungen.
[….] Jackson, der Trumps Gesundheit ebenfalls überschwänglich gelobt hatte, wird auch nicht mehr auf seine Arztstelle im Weißen Haus zurückkehren. Sein Nachfolger wird Bornstein sicher nicht. Jonathan Chait, Autor des New York Magazine, bemerkte mit einer gewissen Verwirrung: Wer jetzt die "irre Geschichte mit dem Trump-Doktor" erwähne, müsse erst einmal präzisieren, welchen der beiden Ärzte er denn meine. [….]

Wieder einer dieser Extremfälle von „Kann man sich nicht ausdenken!“
Das ist eben Trump.
Charakteristisch ist gar nicht in erster Linie sein ständiges Lügen und die kriminelle Energie, sondern seine unfassbare Dummheit, die dazu führt, daß diese Dinge für jeden so offensichtlich sind.
Ein normaler krimineller Psychopath hätte bei einem gefakten ärztlichen Attestauf korrekte Grammatik und die richtige medizinische Fachsprache geachtet.
Aber Trump ist dazu geistig gar nicht in der Lage, weil er, als jemand, der noch nie ein Buch gelesen hat, nur über ein rudimentäres Proleten-Vokabular verfügt.

Inzwischen weiß man auch wer hinter den vielen Leaks aus dem Weißen Haus steckt: Trump selbst.
Klar zu erkennen an den für ihn typischen vielen Grammatik und Orthographie-Fehlern.

[…..] Robert Mueller’s former assistant explains how grammar errors prove ‘leaked questions’ came from Trump
[….] A former special assistant to Robert Mueller doesn’t believe for a second that the “leaked questions” came from the special counsel or that those are the questions he’ll ask.
It was revealed Monday that there are 40 questions that Mueller will allegedly ask President Donald Trump about the ongoing investigations. The New York Times reported that someone outside of Trump’s legal team leaked the questions. However, Michael Zeldin, who now works as a legal analyst for CNN, told “New Day” that he doesn’t believe these questions came actually from Mueller.
[….] “We have, this morning, been calling these questions that Mueller propounded, but I don’t believe that that’s actually what these are,” he began. “I think these are notes taken by the recipients of a conversation with Mueller’s office where he outlined broad topics and these guys wrote down questions that they thought these topics may raise.”
He explained that the way the questions are written make it pretty obvious.
“Because of the way these questions are written,” Zeldin explained his methodology. “Lawyers wouldn’t write questions this way, in my estimation. Some of the grammar is not even proper. So, I don’t see this as a list of written questions that Mueller’s office gave to the president. I think these are more notes that the White House has taken and then they have expanded upon the conversation to write out these as questions.  […..]

Wenig verwunderlich, daß bei so einem völlig verblödeten Mandanten die Anwälte aus dem Weißen Haus fliehen. Heute warf der aktuelle Chef-Anwalt Ty Cobb die Brocken hin.

Bei den geleakten 40 Fragen fällt klar auf wie sich Mueller auf Trumps besondere Dummheit einstellt.
Während sonst in Kreuzverhören sehr präzise Fragen gestellt werden, bei denen man möglichst nur mit „Nein“ oder „Ja“ antworten kann, so daß sich der Befragte nicht herausreden kann, sind die Fragen an Trump eher vage und offen gehalten.
Man kann Trump nicht mehr schaden, als ihn frei reden zu lassen.

So ähnlich ergeht es ihm beim Twittern. Dabei kann seine Legasthenie echte internationale Krisen hervorrufen. Jüngstes Beispiel ist Trumps groteske Reaktion auf die Anti-Iran-Presseshow seines Kumpels Bibi.

[…..]  Kurz nachdem Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu am Montag erklärt hatte, Iran habe in der Vergangenheit ein geheimes Atomwaffenprogramm unterhalten (was bekannt war) und die Unterlagen dazu in Teheran versteckt, gab das US-Präsidialamt eine fehlerhafte Mitteilung heraus.
"Iran hat ein umfängliches geheimes Atomwaffenprogramm", hieß es in einer offiziellen Pressemeldung und in einem dazugehörigen Tweet. Das allerdings hatte nicht einmal Netanyahu in seiner umstrittenen Pressekonferenz behauptet.
Nachträglich und ohne offizielle Korrektur machte das Weiße Haus aus dem Wörtchen "has" ein "had", aus "hat" also "hatte", den Tweet löschte der Pressestab. Aus einem angeblich andauernden Programm - was ein klarer Bruch des Atomabkommens wäre - wurde so ein gestopptes Programm, über das die Welt seit Langem Bescheid wusste.
Versuchte die US-Regierung hier, Stimmung gegen Iran zu machen und das "Wasser zu trüben", wie ein Berater des früheren US-Präsidenten Obama erklärte? Oder war es ein "Schreibfehler", wie es das Weiße Haus auf Nachfrage von US-Journalisten erklärte?[….]

Wäre doch Trump beruflich bloß beim Titten-rating geblieben.
Dann könnte man sich jetzt amüsieren, wie er sich mit dem Irren Doc aus „Independence Day“ über sein Haarwuchsmittel Propeciaund gemeinsame Bilder an der Praxiswand streitet.
Leider ist er aber US-Präsident geworden, sitzt am roten Atomknopf und ist gerade dabei den Nahen Osten in Flammen zu setzen.

Halt du sie arm, ich halt sie dumm…

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….sprach der Bischof zum König.

 Dieser uralte Aphorismus zeigt sehr schön was die christlichen Kirchen über viele Jahrhunderte waren: Ein Herrschaftsinstrument, welches einerseits die autokratische Regime recht fertigte und stabilisierte. Und andererseits eine gigantische Ausbeutungsmaschinerie, die durch Ablasshandel und Reliquienwahn steinreich wurde.

Als im Zuge der Reformation Bauern aufmüpfig wurden und gegen Leibeigenschaft aufstanden, tobte Martin Luther vor Wut, weil er ein radikaler Obrigkeitsdenker war. Die feudale Fürstenherrschaft war schließlich gottgewollt.
Obrigkeitshörigkeit wurde so sehr zum Markenzeichen der evangelischen Christen, daß sie auch 450 Jahre später wesentlich fester und kompromissloser an der Seite Adolf Hitlers standen, als die Katholiken.


Die Amtskirchen standen dabei stets auf der Seite der Reichen und Mächtigen und sorgen dafür, daß die Armen, Sklaven und Rechtlosen weiter ausgebeutet werden konnten. Kaiser und Könige wurden von Höchsten geistlichen gekrönt und ihr Herrschaftsanspruch mit „von Gottes Gnaden“ besiegelt.


Bis ins Jahr 2018 stehen die Kirchen an der Seite von konservativen Parteien und gegen soziale Parteien, die womöglich den Besitz nach unten umverteilen könnten.
Die Kirchen unterstützen auch nach dem Ende der europäischen Monarchenherrschaft die rechtesten Gruppen, standen fest an der Seite der Faschisten in Italien, Spanien und Deutschland. Der slowakische Nazi-Diktator Jozef Tiso, der als glühender Hitler-Fan stolz verkündete alle slowakischen Juden ins Vernichtungslager geschickt zu haben, war selbst katholischer Priester.
Nach 1945 stand die RKK Spanien fest zum faschistischen Diktator Franco, bekämpfte demokratische Bestrebungen und verdiente sich durch den Verkauf hunderttausender Babys etwas dazu.
Auch in Lateinamerika waren die Kirchen bis ins 21. Jahrhundert die engsten Verbündeten der faschistischen Rechts-Diktaturen. Die wenigen einzelnen Bischöfe, die sich als „Befreiungstheologen“ auf die Seite der Armen stellten, wurden von Karol und Ratzi exkommuniziert oder abgesetzt.
Es ändert sich kaum etwas. Evangelikale Christen sind die wichtigste Machtbasis des rassistischen Rechtsradikalen Donald Trump.

Und auch in Europa steht die Kirchen besonders unterstützend an der Seite der Regierungen Ungarns, Polens und Russlands, weil sie dort Macht, Geld und Privilegien zurückbekommen, während lästige Bürgerrechte für Schwule oder dieser ganze demokratische Unsinn wie Pressefreiheit oder unabhängige Justiz konsequent abgeschafft werden. Das gefällt den Bischöfen, die nicht nur Putin und Orban lobpreisen, sondern auch die stärkste Stütze des Syrischen Diktators Assad sind.

„Der Islam“ ist da weiter. Dort werden Reichtum und Verteilungsungerechtigkeit nicht in dem Maße unterstützt. Jeder Muslim muss fünf Mal am Tag beten – auch Könige und Emire. Bei der höchsten Pflicht, der Haddsch in Mekka, tragen Multimilliardäre und Wanderarbeiter, Hochadelige und Putzfrauen das gleiche schlichte weiße Gewand. Für alle gelten die gleichen Regeln, weil niemand vor Allah mehr wert ist als ein anderer.

(….) Während es im Islam heute noch  Zakat und Zinsverbot gibt, ist völlig in Vergessenheit geraten, daß die  Katholische Kirche die längste Zeit ihrer Existenz kein Herz für Kredithaie und Wuchergeschäfte hatte.

Im Gegenteil; die Bibel verbietet dies.

35 Wenn dein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann. 36 Nimm von ihm keinen Zins und Wucher! Fürchte deinen Gott und dein Bruder soll neben dir leben können. 37 Du sollst ihm weder dein Geld noch deine Nahrung gegen Zins und Wucher geben.
(Levitikus 25)  (……)

24 Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern.
(Exodus 22)

(…..)   Insbesondere ab dem 12. Jahrhundert hat eine Vielzahl unfehlbarer Päpste das Zinsverbot als „unveränderliches kirchliches Gebot“ bestätigt.

[…] Noch 1745 wandte sich Papst Benedikt XIV. in der an die hohe Geistlichkeit Italiens adressierte Enzyklika Vix pervenit entschieden gegen den Zins. In § 3, Absatz I heißt es: Die Sünde, die usura heißt und im Darlehensvertrag ihren eigentlichen Sitz und Ursprung hat, beruht darin, dass jemand aus dem Darlehen selbst für sich mehr zurückverlangt, als der andere von ihm empfangen hat […] Jeder Gewinn, der die geliehene Summe übersteigt, ist deshalb unerlaubt und wucherisch.
(Wiki)

In den nächsten Jahrhunderten fand man allerdings auch im Vatikan heraus wie wunderbar einfach man sich mit Geldverleih eine goldene Nase verdienen kann.
Insbesondere katholische Ritterorden waren extrem kreativ dabei die biblischen und Vatikanischen Regeln zu umgehen.
Im 19. Jahrhundert waren Zinsen dann inzwischen so alltäglich geworden, daß es überhaupt keinem mehr auffiel als Papst Pius VIII. am 18. August 1830 alle vorherigen Zins-Gesetze aufhob. (……)

Auf allen Kontinenten der Erde rafften christliche Geistliche auf diese Art und Weise ungeheure Schätze und Geldmittel zusammen. Die Kirchen sind heute der größte Grundbesitzer des Planeten.

Allein die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland sitzen auf einem Vermögensberg von geschätzten 700 Milliarden Euro.
Bis heute werden Bischöfe üppig bezahlt; in etwa so wie Ministerpräsidenten.
Bezahlt aus den Haushalten der Bundesländer; also nicht etwa nur von Kirchenmitgliedern, sondern unter anderem auch von Konfessionslosen und Muslims.

Das Bestreben das Volk dumm und arm zu halten kommt den Interessen einer reichen Besitzenden-Klasse und den christlichen Kirchen gleichermaßen entgegen.
Nicht nur, weil sie beide finanziell profitieren, sondern weil Dummheit und Armut ihrer beider Herrschaft stabilisiert.
Wer dumm ist begehrt nicht auf, organisiert sich nicht.
Wer arm ist, leidet mehr an Krankheit und Sorgen – und je mehr Sorgen und Ungewissheit es gibt, desto größer der Glaube an Gott und die Unterwerfung unter kirchliche Autoritäten.

Übertragen auf das 21. Jahrhundert bedeutet das: Je schlechter das soziale Netz und je weniger Verlass auf den Staat ist, desto notwendiger ist Gott.
Also ist es nur konsequent von Christen sich an die Seite von Politikern wie Trump oder Merkel zu stellen – beide bauen Sozialleistungen und Bildungschancen kontinuierlich ab und sorgen mit on Lobbyisten maßgeschneiderten Steuergesetzen dafür, daß Superreiche superschnell noch superreicher werden.
„Halt du sie arm, ich halt sie dumm“ führt zu mehr Religiosität. Wer keine staatliche Absicherung, keinen Krankenversicherung, kein soziales Netz kennt, ist weniger aufgeschlossen für Atheismus und Säkularität, weil er den Beistand Gottes umso mehr benötigt.
Gebildete, selbstständig denkende und sozial grundversorgte Menschen sind hingegen der Alptraum für die Amtskirchen, denn so einer braucht keine Gebete und folgt weniger leicht den Anweisungen des Pastors.

[….] Eine aktuelle Studie hat den Zusammenhang zwischen Religiosität und staatlicher Fürsorge untersucht.
    Ergebnis: Je weniger Sicherheit säkulare Instanzen bieten, desto attraktiver erscheint den Menschen der Beistand eines Gottes.
    Andersherum bedeutet das allerdings auch: Wo es einen Wohlfahrtsstaat gibt, sinkt der Bedarf an religiösem Beistand. [….]

Dieser Zusammenhang ist in sich logisch und wird seit Jahrzehnten postuliert und empirisch dokumentiert. Wenn der Sozialstaat gut funktioniert und Bildung kostenlos ist, sich die Menschen vergleichsweise wenig Sorgen um Krankheiten machen müssen, passiert das was wir zum Beispiel in den Skandinavischen und Benelux-Staaten beobachten:
Die Bürger werden massenhaft zu Atheisten.
Das ist nicht nur eine Frage der Bildung, sondern auch eine Sozialpsychologische.

[….] Weshalb sind so viele Menschen in den USA so tief religiös, während in weiten Teilen Europas die Kirchen leer bleiben?

Die letzte Frage könnte ein Studie von Psychologen um Miron Zuckerman von der University of Rochester und Ed Diener von der University of Virgina zum Teil beantworten: Wie sie im Fachblatt Personality and Social Psychology Bulletin berichten, besteht ein Zusammenhang zwischen dem Glauben an einen Gott und der Fürsorge, die ein Staat seinen Bürgern erteilt: Je weniger Sicherheit säkulare Instanzen bieten, desto attraktiver ist der Beistand eines Gottes für die Menschen. Andersherum formuliert bedeutet das: Wo es einen Wohlfahrtsstaat gibt, sinkt der Bedarf an religiösem Beistand; und in den USA lässt der Staat seine Bürger - im Vergleich zu Europa zumindest - im Zweifelsfall selbst wieder aufstehen (oder auf dem Boden liegen), wenn sie einmal gestürzt sind.
Wo die Lebensqualität vergleichsweise hoch ist, wirkt Religion weniger attraktiv.
Die Wissenschaftler um Zuckerman werteten Daten aus, die zwischen 2005 und 2009 für die Gallup World Poll weltweit erhoben wurden. Mehr als 455 000 Personen aus 155 Nationen wurden dafür befragt, darunter waren Nationen, in denen Christen, Muslime, Hindus oder Buddhisten die Mehrheit der Gläubigen stellten. Aber egal welcher Religion die Menschen anhingen, ihr Glaube war dort im Durchschnitt stärker ausgeprägt, wo staatliche Leistungen eher mäßig ausfielen.
[….] Wo sich weltliche Behörden hingegen halbwegs vernünftig um das Wohlergehen der Bürger kümmerten, suchten weniger Menschen Halt und Hoffnung im Glauben an eine übernatürliche Wesenheit. Zudem wirkte Religion dort weniger attraktiv auf die Menschen, wo die Lebensqualität vergleichsweise hoch ist.[…..]
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