Es hängt bekanntlich Vieles mit Vielem zusammen.
In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand die höchsten AfD-Wahlergebnisse. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand die niedrigsten Geburtenraten.
In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand die rechtesten CDU-Regierungschefs. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand den größten Männerüberschuss. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand die größten Abwanderungsbewegungen. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstanddas geringste Vertrauen in Medien. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand die niedrigsten Migrantenquoten. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand den schwersten Fachkräftemangel. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand die unglücklichsten Bewohner. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand die meisten rechtsradikalen Übergriffe pro Bewohner. In den ostdeutschen Bundesländern gibt es mit Abstand das geringste Einkommen.
Wenn man auf „die Ossis“ schimpft, wird man richtigerweise der Pauschalisierung bezichtigt. Denn die absolute Mehrheit der Ossis wählt (noch) nicht AfD. Sehr wohl wählt aber die absolute Mehrheit der Ossis rechts, also AfD+CDU+BSW.
[….] Die Union aus CDU und CSU wurde bei der Bundestagswahl 2025 stärkste politische Kraft, jedoch nicht in Ostdeutschland. In den neuen Bundesländern erreichte die AfD einen Stimmenanteil von rund 32 Prozent. In Westdeutschlandwurde die AfD mit einem Stimmenanteil von rund 18 Prozent zweitstärkste Kraft. Während das BSW im Osten des Landes mit 9,3 Prozent über die 5-Prozent-Hürde kommen würde, erreichte das Bündnis Sahra Wagenknecht lediglich 3,9 Prozent im Westen des Landes – damit scheiterte das BSW an der Stimmenhürde. [….]
(Statista Research Department, 24.02.2025)
Die gesichert rechtsextreme Nazi-Partei AfD erhielt bei der Bundestagswahl am 23.02.2025 erschreckenderweise 10.328.780 Stimmen. Prozentual wählten viel mehr Ossis, als Wessis die faschistische Hass-Partei.
[….] Bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 erreichte die AfD bundesweit 20,8 Prozent der Zweitstimmen und wurde damit zweitstärkste politische Kraft. Insbesondere in Ostdeutschland konnte die AfD viele Wähler:innen für sich gewinnen. Das beste Ergebnis im Bundesländervergleich erzielte die AfD in Thüringen mit 38,6 Prozent, das schlechteste in Hamburg mit 10,9 Prozent. [….]
In absoluten Stimmen sieht es aber anders aus, weil die Wessis zahlenmäßig extrem überlegen sind. 3,2 Millionen Ossis (inkl Berlin) wählten AfD, 7,1 Millionen Stimmen kommen aus Westdeutschland. Thüringen, mit dem höchsten AfD-Ergebnis von 38,6%, lieferte 511.000 absolute Nazi-Stimmen. Aus NRW mit „nur“ 16,8% AfD, kamen hingegen 1.770.379 Nazi-Stimmen.
In absoluten Zahlen betrachtet, ist die AfD also eine West-Partei.
Kann man die Ossis also vom Haken lassen?
Nein.
Dazu verweise ich noch mal auf den hochinteressanten letzten Presseclub.
In Ostdeutschland wird die AfD nämlich auch von den Bürgern, die sie nicht wählen, als ganz normale Partei betrachtet.
(…..) Leider wird immer noch nicht begriffen, daß die AfD eben nicht normal ist, daß ihre Positionen eben nicht als legitime politische Willensbildung von 10 Millionen Deutschen akzeptiert werden dürfen, daß man sie eben nicht mit sachlicher Argumentation los wird. Insbesondere ostdeutsche Teenager kennen die AfD ihr ganzes Leben. Die jugendliche Rebellion gilt nicht ihrem Elternhaus, da die Eltern aus dem Baseballschlägerjahren stammen und ohnehin AfD wählen. Die Rebellion von über 100 rechtsextremen Jugendgruppen, die teilweise schon aktiv Terroranschläge ausführen, gilt einem Popanz, der ihnen von Zuckerberg, Musk und TikTok präsentiert wird, gegen den es sich zu wehren gelte: Woke, Gender, Queer, Demokratie, Migration, Mainstreammedien, Parlamentarismus.
Als SA und HJ des 21.Jahrhunderts, bereiten sie dem Faschismus den Boden, während ihre ideologischen Dirigenten in den Talkshows hofiert und, noch schlimmer, von CDUCSU, FDP, FW und BSW kopiert werden. (….)
(Wie vor 100 Jahren, 26.05.2025)
Man muss die Ossis also durchaus insgesamt in Haftung nehmen, weil sie Nazis und ihre Umtriebe klagloser akzeptieren. Nazis aus dem Westen, wie beispielsweise Bernd Höcke, zieht es in den Osten, um dort Karriere zu machen. Antonie Rietzschel erwähnte im genannten Presseclub den Neonazi Michael Brück, der 1990 in Bergisch Gladbach geboren wurde und für die Nazi-Partei „Die Rechte“ als ehemaliger stellvertretender NRW-Landesvorsitzender im Stadtrat von Dortmund saß. Er war die maßgebliche Person der Neonazi-Organisation „Nationaler Widerstand Dortmund“, hatte aber in Ruhrpott kein angenehmes Leben als Nazi, weil die Menschen ihm dort widersprechen. Er machte also (wie Höcke), 2020 in den Osten rüber und rockert nun für die Nazi-Partei „Freie Sachsen“ durch Chemnitz. Dort ist das Umfeld wesentlich brauner. Die Chemnitzer jubeln ihm entweder zu, machen mit, oder ignorieren ihn. Aber sie widerstehen kaum.
Dieses fehlende bürgerrechtliche Bewußtsein, das unterentwickelte Engagement für Demokratie und Verfassung, die Feigheit, die Indolenz, die Peinlichkeit, den Nazis wieder den Boden zu bereiten, das Desinteresse, das fehlende Eintreten für Minderheiten, muss man also „den Ossis“ insgesamt durchaus vorhalten.
In Hamburg ist das anders. Hier wählen nicht nur viel weniger Menschen die AfD. Insbesondere wehren sich die Hamburger gegen Versuche der Nazis, hier Fuß zu fassen. Neonazi-Aufmärsche, rechtsextreme Burschenschaftsabende, schwurbelige Montagsdemos, sind in Hamburg wesentlich ungemütlicher für das braune Pack, als in Dresden. Weil sich in Hamburg ganz normale Bürger echauffieren und zu Gegendemonstrationen erscheinen. Den Dresdnern ist es egal. Sie lassen die Nazis gewähren. Selbst die, die gegen Nazis sind, halten aber die Klappe.
[…] Die von AfD-Politikerin Nicole Jordan für Samstag angekündigte Demo in der HafenCity entwickelte sich zum großen Flop. Gerade mal rund 50 Teilnehmer fanden sich ein. Währenddessen machen Gegendemonstranten mit rund 600 Teilnehmern gegen die rechtsgerichtete Partei mobil.
Laut einem Polizeisprecher sollte die von der AfD angemeldete Demo am Platz der Deutschen Einheit in der HafenCity um 13 Uhr starten. Ein entsprechendes Polizeiaufgebot postierte sich dazu im Bereich des Platzes.
Schon kurz vor dem Start der Veranstaltung lange Gesichter bei den Verantwortlichen der als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei: Gerade mal rund 50 Teilnehmer fanden sich ein.
Linke Gruppen kündigten Gegendemos an, sie starteten um 11.30 Uhr am Baumwall sowie um 13 Uhr am Hansaplatz. Ein weiterer Aufzug startet am Carl-von-Ossietzky-Platz und endet um 17 Uhr am Gänsemarkt. Bislang soll sich dazu laut Polizei eine höhere dreistellige Personenzahl eingefunden haben. Laut einem Sprecher sei bislang kein Einschreiten der Beamten notwendig gewesen. […]
(MoPo, 31.05.2025)
Genau das ist der Unterschied zwischen Ossis und Wessis, wenn es um Nazis geht.
Wessis machen ihnen das Leben zumindest schwer. Ossis nicht.