Hinterher ist man immer schlauer.
Daher wirkt man intelligent und kompetent, wenn man zu einem in den Brunnen gefallenen Kind a posteriori analysiert, was man wann besser anders gemacht hätte, um die gegenwärtige Katastrophe zu vermeiden.
Insofern ist es müßig, 32 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer nostalgisch zu sinnieren, welche dramatischen Fehler die Kohl-Regierung mit ihren CDU/CSU/FDP-Blitzbirnen aneinander reihte.
Ja, sicher, die Situation war so überwältigend, daß Schwierigkeiten unvermeidlich waren.
Aber genau wie die jetzigen Corona-Situation, stolperten nicht alle so blind wie die handelnden Unions-Minister in die Situation, sondern es gab kluge Köpfe, die a priori richtig analysierten, warnten, rieten und deren Prognosen sich als richtig herausstellten.
Schmidt, Pöhl, Lafontaine, von Dohnanyi sahen schon 1989 klar.
Es war wie so oft in finanzpolitischen und ökonomischen Fragen: Die sozialdemokratische Sicht stellt sich als richtig heraus, während Konservative und Liberale auf Voodoo-Ökonomie setzen, von unten nach oben umverteilen und den Etat ruinieren.
Mein persönlicher Blick auf die „Wiedervereinigung“ blieb in all den Jahrzehnen unverändert: Den Begriff lehne ich ab, weil das „Wieder“ auf das Vorherige, also Hitlers „Deutsches Reich“ verweist. Etwas, an das ich garantiert nicht anknüpfen wollte.
Ich war von Anfang an gegen den Beitritt der DDR zur BRD, weil es ein Konstruktionsfehler sein musste, absolut alles in Ostdeutschland abzuwickeln und in West-Standards zu pressen.
Man hätte den Weg des Verfassungskonvents weitergehen sollen, ein neues Grundgesetz verabschieden sollen, welches das Beste aus beiden Welten vereint, so daß sich auf die DDR-Bürger wiederfinden. Die BRDler hätten damals viel lernen können über Kinderbetreuung, Gleichberechtigung, Abtreibungsrecht und dafür die verstaubten Regelungen aus dem Westen abschaffen sollen.
Der ganze Unsinn des Beitritts zeigte sich im Bereich Spionage.